Studium

Norwegen - University of Agder (UiA), Campus Grimstad

„Was mache ich hier eigentlich?“

Elektrotechnik Master (ETM), 3. Semester, Universitetet i Agder, Grimstad, Norwegen, 08.2019 – 12.2019

Bewerbungsprozess

Der Bewerbungsprozess an der Hochschule Stralsund verlief insgesamt relativ unkompliziert und schnell. Lediglich die Zeit nach der Zusage für das Erasmus+ Stipendium verlief etwas schleppend. Aber das war bzw. ist nicht wirklich vermeidbar, da zum Beispiel mehrere Personen auf dem Learning Agreement unterschreiben müssen und somit hier und dort gewisse Wartezeiten entstehen. Sämtliche Dokumente bzw. Vorlagen und Hinweise zu den einzureichenden Unterlagen werden vom International Office bereitgestellt und bei Fragen oder Problemen gab es vor und nach der Bewerbungsphase immer eine zügige Rückmeldung.

Vorbereitung

Nachdem ich die Zusage für ein Auslandssemester an der norwegischen „Universitetet i Agder“ bekam, wählte ich meine Kurse über die entsprechende Webseite der Partnerhochschule aus und vervollständigte die noch benötigten Unterlagen. Während der Kursauswahl habe ich bemerkt, dass die Universität zwei Standorte hat: Kristiansand und Grimstad. Die naturwissenschaftlichen Studiengänge und somit auch die für mich passenden bzw. geeigneten Kurse sind in Grimstad untergebracht.

Mit der Zusage wird einem auch automatisch eine Unterkunft garantiert, was definitiv eine sehr große Erleichterung ist. In Grimstad gibt es zwei Standorte der Wohnheime: Direkt neben der Universität – welche etwas außerhalb liegt – und etwas weiter in Richtung Zentrum. Ich habe mich für ersteres entschieden und nach der Anfrage für ein 1-Zimmer-Apartment mit eigenem Bad und einer Gemeinschaftsküche auch zügig eine Bestätigung erhalten. Für diese Unterkunft habe ich etwa 400€ pro Monat gezahlt. Es gibt auch klassische WGs, welche etwas günstiger angeboten werden.

Anreise

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um nach Grimstad zu gelangen. Da ich vor dem Auslandssemester noch ein paar Tage in Oslo verbringen wollte, bin ich erst mit dem Flugzeug nach Oslo geflogen und schließlich mit dem Bus weiter nach Grimstad gefahren. Diese Busfahrt dauert ca. vier Stunden. Möglich wäre z.B. auch eine Anreise mit dem Auto bzw. der Fähre oder dem Flugzeug nach Kristiansand. Von Kristiansand benötigt man etwa eine Stunde mit dem Bus nach Grimstad. In Grimstad angekommen, wurden alle Erasmus-Studenten von den ESN-Buddies in Empfang genommen und zu den jeweiligen Unterkünften begleitet. Bei meiner Ankunft war das Wohnheim-Büro bereits geschlossen, weshalb ich den Schlüssel für meine Unterkunft von den Buddies erhalten habe.

Umfeld und Infrastruktur

Mit ca. 20.000 Einwohnern ist Grimstad eine relativ kleine Kommune und Küstenstadt im Vergleich zu Kristiansand, einer klassischen Stadt mit ca. 85.000 Einwohnern. Grimstad besitzt eine nicht allzu große, aber wirklich schöne und typisch skandinavische Innenstadt. In unmittelbarer Nähe gibt es Strände bzw. Badestellen, an denen z.B. auch mehrere Male Gill-Abende vom ESN organisiert wurden. 

Leider existiert keine Bahnanbindung, sondern nur mehrere Buslinien. Es ist zum Beispiel möglich, bei früher Buchung mit mehreren Busunternehmen günstig in Richtung Oslo oder aber in Richtung Stavanger zu reisen. Nach Kristiansand fährt auch regelmäßig ein Bus, welcher wie bereits erwähnt etwa eine Stunde benötigt.

Studium und Freizeit

Bezüglich des Studienalltags bedarf es keiner besonderen Umstellung. In meinen gewählten Kursen lag der Fokus auf Projekten bzw. selbstständiger Arbeit. Dadurch hatte ich keine klassischen Prüfungen am Ende des Semesters, sondern ich musste während des Semesters verschiedene Themen bearbeiten und Berichte bzw. Protokolle erstellen, welche schließlich bewertet wurden. Bei guter Planung blieb in meinem Fall relativ viel Freizeit übrig, welche ich natürlich in Form von Aktivitäten und kleineren Reisen genutzt habe.

Neben kleineren Ausflügen zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die nähere Umgebung Grimstads (insbesondere in das Gebiet rund um den „Kollen“ am Rore-See, welches auch fußläufig erreichbar ist), habe ich unter anderem mit drei weiteren Erasmus-Studenten eine sehr lange und umfangreiche Wanderung geplant und unternommen: Von Stavanger in Richtung des Preikestolen, weiter entlang des Lysefjords bis nach Lysebotn, hoch zum Kjerag, dann über die Berge nach Flørli und schließlich mit der Fähre zurück nach Stavanger. Auch wenn wir nicht allzu viel Glück mit dem Wetter hatten und nach stundenlangem Wandern durch den Regen hier und da Zweifel wie „Was mache ich hier eigentlich?“ aufkamen: Es hat sich sehr gelohnt!

Ich kann es nur weiter empfehlen für die Zeit auf Bier und Co. – was vor Ort bekanntermaßen alles andere als günstig ist – zu verzichten und das „gesparte Geld“ in solche Reisen oder Unternehmungen zu investieren! Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich schon innerhalb der ersten Wochen motivierte und gleichgesinnte Leute gefunden habe.

Tipps & Tricks

Wenn man vorhat, die Region Agder mit dem Bus zu erkunden, lohnt sich definitiv ein Blick auf das für junge Leute stark reduzierte Monatsticket. Weiterhin gibt es die Möglichkeit kostenlos Kajaks oder sonstiges Equipment auszuleihen, worüber auch in den ersten Wochen informiert wird. Bei Flügen lohnt sich die Nutzung des Codes „UNDER26“ bei der Airline Norwegian oder aber auch ein Blick auf die „Youth-Tickets“ von FlySAS.

Fazit

Insgesamt war es ein schönes Semester mit vielen Abenteuern, auch wenn ich persönlich etwas enttäuscht war, nicht direkt in Kristiansand studieren zu können bzw. auf dem Campus in Grimstad untergebracht zu sein. Die Landschaft und Umgebung bzw. Möglichkeiten in und um Kristiansand herum sind meiner Meinung nach umfangreicher. Jedoch habe ich neue Leute und insbesondere auch ein paar Norweger kennengelernt, mit denen ich über den Klettersport oft unterwegs war und viel erlebt habe.