Studium

Spanien - Universitat Poliècnica de València

„Eine einmalige Erfahrung, die ich jedem wünsche“

Antonia N., Leisure and Tourism Management, 5. & 6. Semester, Universitat Poliècnica de València, Campus Gandia, Valencia, Wintersemester 2019/20 

Im September 2019 startete mein Auslandsaufenthalt in Gandía, Valencia. Für mich war von vorne herein klar, dass ich gerne mehr als ein Semester in Ausland verbringen möchte und das am liebsten mit Erasmus. Dies machte viele Entscheidungen leichter, da es nicht viele Optionen gab, die meinen Wünschen entsprachen. Mein Erstwunsch war das Double Degree in Gandía, Valencia. Dafür erhielt ich auch die Zusage.
 
Vor der Ausreise

Einige Monate nach der Zusage bekam ich eine E-Mail von der dortigen Erasmus-Initiative, die mich über einen Spanisch-Vorkurs und die dortige Wohnsituation informierte. Ich ließ mich auf die Liste mit Wohnungen setzten und konnte sogar meine Prioritäten angeben und meldete mich beim Spanisch-Vorkurs an. Weitere Rückmeldungen gab es nicht.
 
Vorkurs in Gandía

Zusammen mit einer Kommilitonin flog ich Mitte August zum Vorkurs nach Spanien, vor Ort bekamen wir dann die Zimmer zugeteilt. Hier war es normal, dass man sich nicht nur das Zimmer mit einer anderen Person teilt, sondern sogar auch das Bett. Insgesamt habe ich die zwei Wochen mit acht Mädels in einer WG verbracht. Den Vorkurs zu machen, kann ich nur empfehlen. Wir hatten morgens vier Stunden Unterricht, waren nachmittags am Strand und abends auf Partys. Es gab unglaublich viel Programm wie einen Salsa-Tanzkurs, ein Paella Show-Kochen, diverse Beachvolleyball- und Fußball-Turniere, Karaoke-Abende und natürlich Partys.
 
Gandía Playa

Während des Sommers ist Gandía die reinste Partystadt. Es wird gesagt, dass das, was Mallorca für deutsche Touristen ist, ist Gandía für Spanier. Aber eben wirklich nur während Juni, Juli und August. Ab September ist die Stadt leer und ab Oktober wie ausgestorben. Gandía ist in zwei Teile unterteilt, quasi wie die HOST und die Altstadt nur ein bisschen weiter auseinander. Gandía Playa (Strand), da wo die Uni ist, ist direkt am Meer und besteht nur aus Gebäuden aus den 1980er Jahre. Es gibt kleine Läden, ein paar Bars und ein paar Restaurants, vor allem gibt es aber den Strand und die Strandpromenade, die beide wirklich wunderschön sind. Gandía Pueblo (Dorf) ist 15 Minuten mit dem Bus entfernt und besteht aus einer super schönen Altstadt mit vielen kleinen Läden und schönen Plätzen, an denen man gut Tapas essen kann. Dort befindet sich auch die Zuganbindung nach Valencia.
 
Uni-Leben

Mitte September ging dann auch die Uni los. Das ganze System ist in Spanien komplett anderes als ich es von der Hochschule Stralsund kenne. Die Vorlesung fanden in Klassenräumen statt. Wir waren höchstens 30 Studenten und in der ersten Stunde hat sich jeder vorgestellt und erzählt, wer er ist und was er vom Fach erwartet. Außerdem gibt es Anwesenheitspflicht und man darf nicht öfter als fünf Mal fehlen pro Fach. Im ersten Semester hatte ich zwei englische Fächer und vier spanische, im zweiten sechs spanische Fächer. Die Prüfungen werden nicht wie an der HOST am Ende geschrieben, sondern es gibt immer wieder Tests zwischendurch. Der Normalfall ist zwei Prüfungen und eine Präsentation pro Fach, es kann aber gut auch noch eine Hausarbeit hinzukommen. In manchen Fächern schreibt man auch kleine Test, Stunden- oder Hausaufgabenkontrollen, so kann es gut sein, dass man in dem ein oder anderen Fach auf knapp 30 Noten kommt. Es wird sehr viel in Gruppen gearbeitet, was mir immer Spaß gemacht hat. Leider wählen die spanischen Studenten lieber eine Gruppe mit anderen Spaniern. Allgemein lässt sich sagen, dass der Unterricht deutlich verschulter ist als in Deutschland – was aber nicht unbedingt schlecht ist. Das spanische Uni-Leben ist ziemlich anders als das deutsche. Auch wenn die Uni auf den ersten Blick streng wirkt, merkt man schnell, dass es nicht ganz so ist. Zum Beispiel haben wir eine Exkursion im Fach „Ecotourism“ zu einem Winzer unternommen und haben um 11 Uhr morgens ein Wein-Tasting gemacht. In der Cafeteria wird ab 10 Uhr morgens Bier ausgeschenkt und oft sieht man Professoren und Studierende zusammen etwas trinken.  Oft hatte ich bis spät abends Uni (vom 19.00 -20.30 Uhr), da haben die Professoren auch gerne mal früher Schluss gemacht.  
 
Wohnen

Die Wohnsituation ist super entspannt, da Gandía ziemlich klein ist und demensprechend wenig los ist. Die mir vermittelte Wohnung war gut in Schuss und alle Möbel vollkommen in Ordnung. Ich hatte sogar ein Doppelbett. Wenn es einem nicht gefällt, setzt Sergio (der Koordinator vor Ort) alles in Bewegung, damit man die Wohnung wechseln kann.  
 
Leben in Gandía

Dadurch, dass der Ort so klein ist, lernt man schnell alles und jeden kennen. Man macht viel mit den anderen Erasmusstudenten, auch durch die Erasmus-WGs und die angebotenen Ausflüge von Erasmus. Jeden Mittwoch findet eine Studentenparty im Varadero (einer Tanzbar) statt und ich kann stolz sagen, dass ich in den sieben Monaten, die ich da war, nicht eine verpasst habe. Immer donnerstags organsiert die Erasmus-Initiative eine Cooking-Night: Studierende kochen ein Buffet mit Speisen aus ihrem Heimatland. Alle treffen sich und essen diese gemeinsam, der Einlass kostet zwei Euro pro Person. Das Gastgeberland eröffnet den Abend mit einem landestypischen Song. Wir haben 99 Luftballons von Nena gesungen, ganz klassisch. Vorher gab es viele Würstchen mit Kartoffelsalat, Bouletten, Nudelsalat, Gurkensalat und Brezeln. Zum Nachtisch servierten wir Franzbrötchen und Mürbeteigplätzchen. Am Ende des Semesters wird gewählt, welches Essen das leckerste war. Während meines Aufenthaltes war es mein Ziel auch möglichst viel von Spanien zu sehen, leider sind durch die verfrühte Abreise wegen der Corona-Pandemie einige geplante Reisen ins Wasser gefallen. Trotzdem habe ich es im ersten Semester nach Ibiza, Sevilla, Cartagena, Calpe, Alta, Denia und Las Palmas geschafft. Durch die Reisen wollte ich noch mehr von Land und Kultur Spaniens kennenlernen.  
 
Corona-Pandemie

Anmerken muss ich leider, dass die Kommunikation während der Pandemie mangelhaft war und man als Studentin im Ausland nicht unterstützt wurde, bzw. sich Informationen selbstständig über den DAAD direkt einholen musste. Am 29.04. kam dann die E-Mail mit den wichtigen Informationen, Spanien war aber seit dem 12.03 im kompletten Lockdown, die meisten deutschen Erasmus-Studenten hatten aufgrund der Reisewarnung des Auswärtigen Amtes das Land bereits verlassen.  Es ist sehr schade, da mein Erasmus nun so geendet hat. Ich konnte zum Glück aber alle Kurse online weiter machen, wodurch ich kein Semester verliere. Trotz all den Komplikationen, die ich nun hatte, kann ich Erasmus jedem ans Herz legen. Es war eine einmalige Erfahrung, die ich jedem wünsche.