Erasmus Erfahrungsbericht - Högskolan Kristianstad
Sarah L., Leisure and Tourism Management, 6. Semester, Högskolan Kristianstad, Kristianstad, Schweden, Sommersemester 2020

Was macht man mit 5 Semester Schwedisch Sprachunterricht? Man geht nach Schweden ins Auslandssemester! Da meine Lust auf Schweden durch das Schwedisch lernen geweckt wurde, entschloss ich mich, ein Semester in Kristianstad zu verbringen. 

Vorbereitung und Kurse

Die Zusammenstellung der Kurse lief relativ unkompliziert ab. Da schon einige LTM Studierende vor mir an der HKR waren, waren viele Fächer schon von den Profs abgesegnet und ließen sich einfach übernehmen. Trotzdem sollte man sich noch einmal über die Website der HKR informieren, da Vorlesungen in Schweden unterschiedlichen Arbeitsaufwand und Startzeiten im Semester haben. Das Semester in Schweden ist in Wochen unterteilt. So können einige Vorlesungen früher oder eben erst später im Semester starten und unterschiedlich lange dauern. Ein 100%-Kurs zieht sich zum Beispiel über das ganze Semester, jedoch finden Vorlesungen etwa nur alle zwei Wochen statt. Ein 50%-Kurs geht nur über einige Wochen, aber Vorlesungen finden mehrmals in der Woche statt. Deswegen ist es von Vorteil, sich die Kursverteilung genau anzusehen und sich nicht zu für zu viele Kurse auf einmal anzumelden, da sonst der Arbeitsaufwand zu groß ist und sich Vorlesungen überschneiden können. Auch wenn es sich vielleicht ein bisschen kompliziert anhört – die Website der HKR ist sehr übersichtlich und informativ und Frau Christiansen kann auch weiterhelfen! 

Unterkunft und Wohnen

Die Unterkunftssuche gestaltete sich ebenfalls als einfach. Das International Office der HKR stellt einen Accommodation Guide mit Unterkunftsoptionen zur Auswahl. Für international Studierende gibt es zwei beliebte Unterkünfte: das Gamla Fängelset - ein altes Gefängnis - und das Åhus Resort.  
Das Fängelse ist im Zentrum in Kristianstad gelegen. Man sollte sich bewusst sein, dass es ein umgebautes Gefängnis ist – das heißt, einige Zimmer haben sogar stilecht Gitter vor den Fenstern. Man wohnt wortwörtlich hinter schwedischen Gardinen. Die „Zellen“ sind unterschiedlich groß – angefangen von 5,5m² bis 11m², aber je größer, desto teurer. Mein Zimmer war 6,6m² groß und ich bezahlte etwa 300€ im Monat. Die Zimmer sind möbliert (IKEA – wie sollte es auch anders sein) und Küche, Bad sowie Gemeinschaftsräume teilt man sich mit anderen Studierenden. Es ist fast immer etwas los und man lernt viele Leute kennen. Man trifft auf unterschiedliche Kulturen und Lebensstile, was das Zusammenleben auf jeden Fall interessant macht. Die Innenstad von Kristianstad ist zu Fuß erreichbar und zur Hochschule benötigt man etwa 10 Minuten mit dem Auto oder Bus oder etwa eine halbe Stunde zu Fuß.
Die andere Studentenunterkunft befindet sich etwa 20 Minuten von Kristianstad entfernt in Åhus, einem kleinen Städtchen an der Küste. Dort wohnt man in einer Ferienanlage und teilt sich mit zwei oder drei Mitbewohnern ein Ferienhaus. Besonders im Sommer ist Åhus wunderschön, da der Strand nur etwa drei Minuten zu Fuß entfernt ist. Die Hafenpromenade mit vielen kleinen Restaurants und Bars lädt besonders im Sommer zum Verweilen ein. Wenn man allerdings kein Auto zur Verfügung hat, ist man auf den Bus angewiesen und eine Fahrzeit von 40 Minuten sollte eingeplant werden.

Studieren in Schweden

Die HKR befindet sich am Rande von Kristianstad und besteht aus einem zentralen Campus. In Schweden wird im Studium sehr viel Wert auf selbständiges Arbeiten gelegt. Es gibt nur wenige Präsenzveranstaltungen und oft muss man begleitend Bücher lesen, welche einen großen Teil der
Klausuren ausmachen. Durch die Aufteilung des Semesters kann es auch passieren, dass man einen Kurs mitten im Semester abschließt und so auch die Prüfung im Semester ablegt. Dies habe ich als sehr angenehm empfunden, da man so nicht am Ende des Semesters viele Prüfungen auf einmal hat, sondern sie sich so über das Semester verteilen. Neben Klausuren sind oft auch kleinere schriftliche Hausarbeiten Teil der Gesamtnote.  
Das Studium an der HKR empfand ich, auch wenn es leider durch die COVID-19-Pandemie unterbrochen wurde und dann online weiter stattfand (was übrigens sehr schnell ging – innerhalb einer Woche wurde alles auf online-Lehre umgestellt), als sehr angenehm. Die Professoren sind alle sehr hilfsbereit und es ist üblich, sich mit Vornamen anzusprechen. Auch generell ist das Verhältnis zu Professoren sehr informell und locker.  
Anzumerken ist noch, dass es in einigen Kursen mehr international Studierende als Schweden gab. Wer mit Schweden in Kontakt kommen möchte, muss selbst Einsatz zeigen, denn die Schweden sind eher zurückhaltende, aber sehr freundliche Menschen. 

Alltag, Reisen und Sprache

Kristianstad ist eine kleine, aber schöne Stadt in der südschwedischen Provinz Skåne. In der Innenstadt und im großen Einkaufszentrum außerhalb der Stadt findet man alles, was man braucht. Es gibt Clubs, Restaurants und viele Einkaufsmöglichkeiten, die zu Fuß zu erreichen sind. Außerdem befindet sich ein Naturreservat direkt an der Stadtgrenze.
Kristianstad ist außerdem ein guter Startpunkt für viele Unternehmungen in Südschweden. Größere Städte wie Ystad, Malmö oder Göteborg sind gut mit Bus oder Zug zu erreichen. Auch Kopenhagen ist mit dem Zug nur anderthalb Stunden entfernt und auf jeden Fall einen Abstecher wert. Generell ist das Bus- und Bahnnetz sehr gut ausgebaut und man kommt fast überall mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hin.  
Highlight für mich war die vom IO organisierte Reise nach Kiruna in Lappland. Mit dem Nachtzug ging es in die nördlichste Stadt Schwedens. Gefrorene Seen, Rentiere, Hundeschlitten, Schneemobilfahren und Polarlichter zu sehen, war einfach einmalig und ich würde jedem empfehlen, diese Reise unbedingt zu erleben!
Es ist übrigens kein Problem, wenn man kein Schwedisch kann – fast jeder in Schweden spricht fließend Englisch. Leider konnte ich so aber auch nicht meine Schwedisch Kenntnisse verbessern. Zwar bietet die HKR ein Sprachtandem an, für das ich mich auch anmeldete, das aber leider aufgrund von Corona nicht stattfand.

Tipps

Auf jeden Fall die Mecenat Card holen. Da man an der HKR keinen Studentenausweis bekommt, muss man sich entweder einen bei der Studentunion kaufen oder man beantragt die kostenlose Mecenat Card. Die digitale Karte ermöglicht viele Vergünstigungen im Nahverkehr oder bei Online Shops.

Fazit

Ich kann ein Auslandssemester in Kristianstad wirklich jedem empfehlen, mich hat es jedenfalls zum Schwedenfan gemacht. Studientechnisch gesehen ist die HKR eine sehr gute Uni mit interessanten Vorlesungen. Man sollte bedenken, dass Kristianstad eine kleine Stadt ist und aufgrund dessen nicht zu viel erwarten. Doch andere, größere Städte sowie die Natur sind nicht weit entfernt und Südschweden lädt auf jeden Fall zum Reisen und Entdecken ein.