Studium

Finnland - XAMK South Eastern University of Applied Sciences

Erfahrungsbericht

Johanna Z., Leisure and Tourism Management, 6. Semester, Finnland, XAMK South Eastern University of Applied Sciences Mikkeli, 2022

Bei der Suche nach einer Universität im Ausland wurde mir von der Hochschule Stralsund sehr geholfen. Da in meinem Studiengang ein Auslandssemester verpflichtend ist, gab es bereits etliche Erfahrungsberichte und viele Partneruniversitäten weltweit. Ich entschied mich, eine Bewerbung für ein ERASMUS+ Stipendium zu schicken, weil ich somit finanzielle Unterstützung bekommen würde und ich, aufgrund des verpflichtenden Auslandssemesters, auch gute Karten dafür hatte. Für mich stand fest, dass ich gern nach Skandinavien, also nach Schweden oder Finnland gehen würde. Da es sehr viele Bewerber*innen für die Partneruniversitäten in Schweden gab, wurde mir diese Entscheidung relativ leicht gemacht und ich wählte eine Partneruniversität in Finnland. Nebenbei informierte ich mich über das Land und die Kultur und stellte schnell fest, dass Finnland die optimale Option für mich war. Da unsere Hochschule eine Partneruniversität auf dem Festland und eine Partneruniversität auf den Ålandinseln zwischen Finnland und Schweden hatte, war die Reihenfolge meiner Wunschliste auch schnell klar: mein Erstwunsch wurde die XAMK Universität und der Zweitwunsch die Universität auf den Ålandinseln.

Ein Jahr im Voraus reichte ich meine Unterlagen für das ERASMUS+ Programm ein und bekam vier Monate später meine Zusage für den Erstwunsch. Nun wurde ich der Universität in Finnland als „exchange student“ vorgeschlagen und musste mich noch bei der Universität bewerben. Da der Bewerbungszeitraum dort aber erst im September begann, nutzte ich die Zeit, meine Kurse zu wählen. Schon vor meiner Zusage musste ich mich natürlich damit beschäftigen, um am Ende meines Studiums alle Kurse belegt zu haben, im besten Fall innerhalb der Regelstudienzeit. Ich suchte mir also meine Kurse zusammen, besprach sie mit meiner Studiengangskoordinatorin und nahm schonmal Kontakt zur Koordinatorin in Finnland auf, die stets hilfsbereit war und immer Antworten auf meine Fragen hatte. 

Für die Bewerbung an der Partnerhochschule musste ich dann nochmal einige Unterlagen einreichen, doch auch dafür erhielt ich kurze Zeit später eine Zusage. Nun konnte ich also planen. 

Zuerst wollte ich mich schnellstmöglich um eine Unterkunft kümmern. Dazu nahm ich Kontakt mit einer ehemaligen Studentin aus meinem Studiengang auf, die ebenfalls an der gleichen Uni ihr Auslandssemester absolviert hat und mir ziemlich weitergeholfen hat. Außerdem erhielt ich diesbezüglich auch Infos von der Koordinatorin in Finnland, die uns das Studentenwohnheim empfahl. Ich registrierte mich also für ein Apartment bzw. eine WG und wartete erneut auf eine Zusage. Auch diese bekam ich relativ schnell und so stand meinem Auslandssemester nichts mehr im Wege. 

Anfang Januar machte ich mich dann auf den Weg nach Finnland. Im tiefsten Winter kam ich in Helsinki an und genoss die ersten Wochen viel Schnee und lernte auch schnell die finnische Kultur kennen – Stichwort: Sauna. Die Finnen lieben Saunen! Sie haben dafür richtige Rituale; es gibt zahlreiche öffentliche Saunen obwohl so gut wie jeder Finne eine Sauna zu Hause hat. Sogar in unserem Studentenwohnheim gab es welche! 
Generell hatte ich mich aber schnell and die finnische Kultur gewohnt. Lediglich die Essgewohnheiten kamen mir bis zum Ende komisch vor. Eine sehr beliebte Süßigkeit in Finnland ist Salmiakki, eine Art Lakritz, die allerdings etwas weicher ist. Jeder Finne liebt es und es gibt das in allen möglichen Formen; als Geschmack von Eis, in Kombination mit Schokolade oder sogar als Schnaps. Außerdem lieben es die Finnen Milch zum Mittagessen zu trinken und Obst in ihre Gerichte, wie z.B. Salat oder Pizza zu tun. Und als Delikatesse wird Rentierfleisch gegessen, was allerdings logisch ist, da diese im Norden Finnlands leben. 

Worauf man sich allerdings einstellen muss sind die finnischen Preise. Finnland ist ein teures Land, da in Finnland hohe Steuern gezahlt werden müssen. Nachdem aber auch der erste Schock diesbezüglich überwunden war, fand ich mich damit ab. 

Ich setzte es mir neben meinem Studium als Ziel, etwas finnisch zu lernen und belegte daher einen Finnischkurs an der Uni, bei dem ich mir aber die Sprache praktisch selbst, mithilfe einer Webseite und Input der Dozentin, beibringen sollte. Während ich anfangs noch relativ motiviert war, lies meine Motivation sehr schnell nach, da die finnische Sprache sehr sehr kompliziert ist und nicht viel mit der deutschen Sprache gemeinsam hat. Im Alltag kam ich halbwegs zurecht, obwohl ich auch da fast ausschließlich englisch sprach. 

Da mein Auslandssemester während der Coronapandemie stattfand, hatte ich die Befürchtung, Schwierigkeiten beim Kennenlernen von anderen zu haben. Schließlich fand die erste Hälfte meines Semester nur online statt. Jedoch legten sich meine Sorgen schnell, da schon in der ersten Woche von anderen Internationals ein kleines Treffen organisiert wurde, wo ich sowohl Deutsche als auch andere Internationals kennenlernte. Schnell bildeten sich Freundeskreise.

Mein Alltag bestand hauptsächlich darin, unter der Woche an meinen Vorlesungen teilzunehmen und die Abgaben für die Kurse zu bearbeiten. Während das in der ersten Hälfte des Semesters nur zu Hause stattfand, weil es nur online Vorlesungen gab, konnte ich nach den Winterferien die Uni endlich von innen sehen. Meistens trafen wir uns zum Mittagessen in der Uni, hatten danach Vorlesung oder gingen in die Bibliothek um an unseren Abgaben zu arbeiten. Als Tagesabschluss legte ich dann oft noch eine Session im Fitnessstudio der Uni ein, da dieses kostenlos für uns war. 

Ansonsten machte ich in meiner Freizeit, zusammen mit anderen Internationals, verschiedene Ausflüge in andere Städte und Länder, wie Schweden und Estland; wir trafen uns zum gemeinsamen kochen oder saunieren, gingen zu Eishockeyspielen, in Bars und Clubs oder spielten Spiele. 

Obwohl Finnland ein sehr modernes Land ist, ist das Zugnetz nicht ganz so gut ausgebaut, wie ich es bspw. aus Deutschland gewohnt bin. Die meisten Züge im Süden fahren immer über Helsinki und für Leute, die in kleineren Städten wohnen, ist es schwierig, ohne Auto von A nach B zukommen. Taxen sind sehr sehr teuer und ich habe bei den Busplänen in Mikkeli auch nie durchgeblickt, weshalb ich mich innerhalb der Stadt ausschließlich zu Fuß bewegte. Allerdings ist es relativ günstig, Autos zu mieten. Ich würde das aber nur empfehlen, wenn der Tiefschnee schon getaut ist, da in Finnland so gut wie nicht geräumt wird. Der Schnee wird eher platt gefahren, wodurch es trotzdem rutschig ist. 

Als abschließendes Fazit über mein 4-monatiges Auslandssemester kann ich sagen, dass ich die Zeit definitiv genossen habe, es eine sehr tolle Erfahrung war und ich es jedem nur empfehlen kann, eine solche Chance zu nutzen und für ein Semester ins Ausland zu gehen. 4 Monate Finnland waren zwar teuer, mithilfe von ERASMUS+ aber definitiv machbar. Ich habe viel von der finnischen Natur gesehen; ob den tiefen Schnee in Lappland inklusive Nordlichter, Huskys und Rentiere oder die Seenlandschaft mit Nationalparks und atemberaubenden Wäldern und Seen. Ich habe viele neue Leute und Kulturen kennengelernt, neue Freunde gefunden und eine Zeit erlebt, die ich niemals vergessen werde und von der ich meinen Enkelkindern noch berichten werden. 

Kiitos Suomi!