Studium

Brasilien - Universidade Federal do Pará

Ein tauchender Blick in die Vielfalt Brasiliens: Meine unvergesslichen Monate an der UFPA in Belem

Tim D., 3. Semester, Maschinenbau (M.Eng.), Brasilien, Belem, Universidade Federal do Pará, Wintersemester 2023/24

Bewerbungsprozess:

Meine Reise begann mit einer E-Mail des Outgoing Office, die darauf hinwies, dass noch freie Plätze für einen Auslandsaufenthalt verfügbar sind. Intrigiert erkundigte ich mich umgehend nach den verfügbaren Plätzen. Der Bewerbungsprozess war angenehm unkompliziert, und durch die Bewerbung für das Förderprogramm und die Angabe meiner Wunschdestination wurde gemeinsam mit dem International Office nach passenden Möglichkeiten gesucht. Frau Tokaji vom International Office erwies sich als äußerst hilfsbereit.

Ankommen:

Die Ankunft am Flughafen gestaltete sich angenehm. Das International Office in Belem hatte bereits vor meiner Abreise dafür gesorgt, dass ich mit meiner Betreuerin der UFPA verbunden wurde. Sie holte mich am Flughafen ab und zeigte mir die Stadt, inklusive der vielfältigen kulinarischen Zusammenstellungen.

In den ersten Tagen meines Aufenthalts entschied ich mich dazu, zunächst in einem Hostel zu wohnen, um mich einzuleben und neue Leute kennenzulernen. Dauerhaft wollte ich dort aber nicht bleiben. Stattdessen fand ich eine Unterkunft über Airbnb bei einer freundlichen Frau, die neben einem Zimmer auch Zugang zu einem Fitnessstudio, einem Pool und anderen Freizeitaktivitäten bot. In den Hochhauskomplexen war dies keine ungewöhnliche Annehmlichkeit. Die Übernachtungskosten betrugen etwa 15 € pro Nacht. In der Umgebung der Hochschule gab es ebenfalls einige preiswertere Wohnmöglichkeiten. Anfangs wurde mir jedoch davon abgeraten, in bestimmte Viertel zu ziehen. Später stellte sich jedoch heraus, dass dies akzeptabel war, solange man sich vorsichtig verhielt.  Während meines Aufenthalts fand allerdings das Cirio statt, eine Manifestation des Glaubens und der Verehrung. Das Fest wird seit über 200 Jahren in Belém begangen und wurde von der UNESCO zum Kulturerbe der Menschheit erklärt. Gefühlt reiste ganz Brasilien nach Belem.

BELEM – Das Tor zum Amazonas

Belem zeigte sich als eine Stadt mit verschiedenen Facetten. Auf der einen Seite waren die Menschen äußerst nett und hilfsbereit, jedoch wurde einem oft geraten, besonders nachts alleine auf der Hut zu sein.  Ein Mitbewohner, den ich im Hostel kennenlernte, wurde in einer Seitenstraße mit einer Waffe bedroht und ausgeraubt, obwohl er Brasilianer war. Dennoch konnte man nach einem abendlichen Besuch in einer der schönen Bars bequem mit Uber nach Hause fahren. Ein Besuch an den Estacao das Docas lohnt sich auch sehr. Die Kosten für eine 30-minütige Fahrt betrugen ungefähr 3 €. Außerdem bietet die Stadt auch viele Parks und Museen, vor allem der Hafen ist interessant.

Kultur und Freizeit:

Die brasilianische Kultur präsentiert sich in einer bunten, vielfältigen und lebensfrohen Art. Die Begegnung mit verschiedenen Traditionen und Lebensweisen erwies sich als äußerst bereichernd und erweiterte meinen Horizont erheblich. Die Menschen in Brasilien zeichnen sich durch ihre Lebensfreude und Hilfsbereitschaft aus. Ein besonders schönes Erlebnis war, dass ich bereits am ersten Wochenende von einer Familie zur Ilha de Mosqueiro eingeladen wurde, um dort gemeinsam Kitesurfen zu gehen – sie wussten, dass dies mein Hobby ist. Die Erfahrung war unglaublich schön, und die Familie war äußerst nett. Mit dem Sohn verbrachte ich Zeit beim Fußballspielen. Allerdings bleibt das Thema Sicherheit präsent. Auf der Ilha de Mosqueiro und auch in anderen Regionen sind alle Häuser eingezäunt, vermutlich aufgrund der Anwesenheit von "Rubbern". Obwohl ich persönlich keine Erfahrung mit Ihnen gemacht habe, war dennoch Vorsicht geboten.

Der Alltag in Belem gestaltete sich lebhaft und voller Überraschungen. Die Gastfreundschaft der Einheimischen trug dazu bei, dass ich mich schnell heimisch fühlte. Belem, umgeben von einem riesigen Fluss, wird auch als das Tor zum Amazonas bezeichnet. Es erfordert eine gewisse Gewöhnung, da das Wasser braun ist, aber mit der Zeit wird auch das zur Normalität. An verschiedenen Stränden besteht die Möglichkeit zum Baden, jedoch ist Vorsicht geboten, wie mir Kommilitonen anhand von Bildern von Krokodilen auf dem Universitätsgelände zeigten – auch wenn solche Vorfälle sehr selten vorkommen.

Die Freizeitmöglichkeiten in Belem sind vielfältig. Von Ausflügen in den Amazonas-Regenwald bis zu lokalen Festivals bietet die Stadt eine Fülle von Aktivitäten, die den Aufenthalt unvergesslich machen. Da ich nach einem Monat nur noch Berichte schreiben musste, hatte ich die Gelegenheit, verschiedene Trips zu unternehmen. Dazu gehörte eine dreitägige Bootstour von Belem nach Santarem. Einige reisen sogar bis nach Manaus, aber aufgrund der damaligen Trockenheit entschied ich mich für Santarem. In der Nähe befindet sich auch Alter do Chao, die sogenannte Karibik im Amazonas. Ein kleines Dörfchen mit karibischem Flair. Von dort aus konnte ich an verschiedenen Unternehmungen teilnehmen, wie zum Beispiel einer Bootstour in den Regenwald, dem Besuch von indigenen Völkern, dem Schwimmen in kristallklaren Bächen oder einfach dem Genießen eines Biers unter einem Sonnenschirm auf einem Stuhl, knöcheltief im Wasser sitzend, während man sich von den Brasils und ihren Musikboxen beschallen ließ.

Studium:

Die Lehrveranstaltungen an der UFPA waren anspruchsvoll und praxisnah. Die enge Verbindung von Theorie und Praxis trug wesentlich zu meiner fachlichen Weiterentwicklung bei. Anfangs war ich an der Fakultät für Mechanik eingeschrieben, stellte jedoch relativ schnell fest, dass mich das CEAMAZON mehr interessierte – ein Institut für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Dort konnte ich problemlos den Kontakt zu den Professoren herstellen und meine Fächer wechseln. In diesem Institut habe ich mich mit der Nutzung erneuerbarer Energien in Brasilien und dem Aufbau von Ladeinfrastruktur beschäftigt. Zudem habe ich mich mit der Wasserstoffproduktion durch die Hydrolyse von Aluminiumlegierungen befasst, da in Brasilien ein hohes Bauxit-Vorkommen vorhanden ist. Alles in allem handelt es sich um eine moderne, sehr große Universität mit verschiedenen Fakultäten und einem riesigen Campus.

Infrastruktur:

Die Universitätsinfrastruktur war modern und gut ausgestattet, was ein effektives Studium ermöglichte. Es gab dort Mensen, sogenannte „Restaurante Universitario“, die für unsere Verhältnisse sehr günstiges Essen anboten, auch um allen Menschen ein Studium zu ermöglichen. Dementsprechen gut besucht waren diese Mensen auch. Nach einiger Zeit hatte man jedoch den Dreh raus, wann der passende Moment war, um ohne lange Wartezeit etwas zu essen zu bekommen. Alternativen boten andere Mensen, deren Preise vergleichbar mit unseren Mensenpreisen in Deutschland war.

Ein Busnetz mit einer kleinen Busklotte, unter anderem einem wasserstoffbetriebenen Bus fuhr auf dem Campus herum. Den Weg zu Fuß zu laufen war aufgrund der hohen Temperaturen zu der Zeit mühselig, aber man gewöhnte sich daran.

Tipps & Tricks:

  • Frühzeitig nach Unterkünften suchen
  • Lokale Sprachkenntnisse verbessern
  • Sich aktiv in die Gemeinschaft einbringen

Fazit:

Mein Auslandsaufenthalt an der UFPA in Belem war eine unvergessliche Zeit voller neuer Erfahrungen und Erkenntnisse. Die interkulturellen Herausforderungen haben mich persönlich und fachlich bereichert, und ich kann jedem Studierenden nur empfehlen, die Chance eines Auslandsaufenthaltes zu nutzen.

Abschließend bedanke ich mich herzlich für die Unterstützung durch die Hochschule Stralsund und freue mich, meine Erfahrungen teilen zu dürfen.