Praktika

Argentinien, Buenos Aires - Tango Tours

Argentinien: Intensives Leben zwischen Potential und Krise

Hans M., Leisure and Tourism Management, 6. Semester, Tangos Tours, Buenos Aires, Argentinien, Sommersemester 2022
Mein Name ist Hans M. und ich studiere im 6. Semester Tourism and Leisure Management an der Hochschule Stralsund. Ich habe mich dazu entschieden, mein Auslandssemester und Pflichtpraktikum zu vereinen und habe mich dafür bei Tangol Tours in Buenos Aires beworben, wo ich von März bis September 2022 beschäftigt war.
Vorbereitung und Suche
Ich wusste schon von Beginn des Studiums an, dass ich für eine Zeit nach Südamerika, vor allem aber nach Argentinien gehen wollte. Deshalb war ich sehr froh, als ich über meine Studiengangsleiterin Frau Christiansen ein Angebot von Tangol Tours, einer lokalen Reiseagentour, fand. Kurze Zeit später hatte ich das Bewerbungsgespräch via Zoom erledigt und konnte mich auf die Reise vorbereiten. Diese Vorbereitung bestand vor allem darin, die notwendigen Impfungen aufzufrischen. Informiere die auf de Seite des RKI oder bei deinem Hausarzt. Da einige davon mit einem gewissen zeitlichen Abstand gespritzt werden müssen, sollte man ich zeitig genug darum kümmern. Auch eine Reisekrankenversicherung (Auf dem Nachweis muss ausdrücklich auch eine Erkrankung mit Covid abgedeckt sein) sowie ein gültiger Reisepass dürfen natürlich nicht fehlen.
Europäer dürfen nach Argentinien für 90 Tage am Stück ohne Visa einreisen, müssen jedoch eine eidesstattliche Erklärung online absenden. Vor Ablauf der 90 Tage kann man einen Antrag auf Verlängerung stellen, oder die Gelegenheit nutzen und einen sogenannten „Visarun“ nach Uruguay unternehmen. Montevideo, die Hauptstadt, ist nämlich leicht mit der Fähre zu erreichen und mit erneuter Einreise nach Argentinien wird das Visum neu gestartet. Die gängigste Methode der internationalen Community hier ist aber, das Visum einfach zu überziehen und erst bei der Ausreise die anfallende Strafe zu bezahlen. Diese ist relativ gering und ein kleiner Preis im Vergleich zum Aufwand einer Verlängerung.
Wohnungssuche/Unterkunft
Ich bin nach Buenos Aires gereist, ohne eine feste Unterkunft gebucht zu haben. Das lag einfach daran, dass ich mir mein Zuhause auf jeden Fall vor Ort anschauen und bewerten wollte. Das stellte sich auch als richtige Entscheidung heraus, denn erst wenn man hier ist, kann man sich ein Bild von den einzelnen Vierteln, Verkehrswegen und Kulturzentren machen. Generell sind die Viertel San Telmo (Künstlerisch, Alternativ), Palermo (International, Viele Parks und Restaurants), Recoletta (Upscale und nah an den schönsten Parks) sowie Belgrano zu empfehlen. Diese Viertel repräsentieren das kulturelle Zentrum der Stadt, sind sehr sicher und ziemlich international. Zur Suche habe ich die Website Roomgo, Facebook Gruppen, sowie Craigslist benutzt. Letztendlich habe ich aber nach einer Woche im Hostel durch eine zufällige Begegnung genau das richtige Zimmer gefunden. Für ein normales Zimmer in einem der geteilten Häuser für Internationals zahlt man 300- 350€. Diese werden speziell an Ausländer vermarktet und sind dementsprechend modern, teuer und man hat weniger Kontakt mit Argentiniern. Mit ein bisschen Geduld, und viel Lauferei, kann man aber definitiv günstigere Zimmer und Einraumwohnungen finden. Achte hier darauf, das die Miete in Pesos und bar bezahlbar ist, um vom Blue Dollar Kurs zu profitieren. Diesen erhält man, wenn man entweder Bar Euros gegen Pesos auf der Straße taucht, oder bequem als Geldtransfer via Western Union. Der Blue Dollar (Euro) Kurs entspricht gewöhnlich dem doppelten offiziellen, es ist also sehr zu empfehlen, diesen Weg zu nehmen.

Sprache
Mein Spanisch Level vor meiner Abreise war eher mittelmäßig. Jedoch war es ein kleiner Trost, dass mir auch besseres Spanisch wenig genützt hätte, denn: in Buenos Aires wird ein sehr spezieller Dialekt gesprochen. Neben einer leicht veränderten Aussprache redet man hier auch unglaublich schnell und die Alltagssprache ist voll von lokalem Slang, so dass ich manchmal das Gefühl hatte eine komplett neue Sprache zu lernen. Besonders für die Anfangsmonate war es also schön zu merken, das im internationalen Zentrum viel Englisch gesprochen wird. Aber wie bei allem hilft nur üben und ich konnte durch meine argentinischen Mitbewohner, Arbeit und Bücher mein Spanisch erheblich verbessern.
Freizeit/Ausflüge
Meine Spanischkenntnisse halfen mir auch besonders bei den Ausflügen, die ich hier alleine oder mit Freunden unternommen habe. Da Argentinien ungefähr achtmal so groß wie Deutschland ist, sind die meisten Orte hier sehr weit von einander entfernt, und man hat gewöhnlich die Wahl zwischen einem kurzen nationalen Flug oder einer bis zu 16 stündigen Busfahrt. Wobei das Fernbussystem hier sehr gut ausgebaut ist und mit wirklich bequemen und modernen Bussen ausgestattet ist. Für lange Fahrten sollte man unbedingt die Kategorie Cama/Cama ejecutivo wählen, um sich zum schlafen komplett hinlegen zu können. Als Destination muss ich ganz klar Patagonien, besonders Ushuaia und El Chalten empfehlen. Ushuaia ist die südlichste Stadt der Erde und mit dem Flugzeug von Buenos Aires in 3,5 Stunden zu erreichen. Dort wird man mit unglaublicher Natur belohnt, kann Pinguine und Wale beobachten und im Winter Skifahren. El Chalten wiederrum ist eine absolut atemberaubende Bergregion, die man unbedingt gesehen haben muss. Mein Geheimtipp: Mach diesen Trip im Herbst, wenn die Hauptsaison vorbei ist. Man findet immer noch gutes Wetter vor, weniger Touristen und zudem färben sich die Bäume in orange und rot, was ein unglaubliches Panorama erzeugt.
Was die Freizeit in Buenos Aires angeht, ist das Angebot wirklich endlos. Jedes Wochenende gibt es unzählige Parties, besonders Techno und Cachenge ist hier sehr beliebt. Außerdem ist Buenos Aires eine beliebte Station für viele internationale Künstler auf Welttour und demensprechend häufig finden große Konzerte statt. Auch gibt es ein großes Angebot von kostenlosen oder stark vergünstigten kulturellen Veranstaltungen im Theater Colon, weltweit unter den Top 10 der besten Akustik, in den vielen kulturellen Zentren oder einfach im Park oder auf der Straße.
Kultur
Die Kultur in Argentinien ist etwas sehr besonderes. Als erstes ist da natürlich Fußball und Tango, dem Klischee nach die zwei Leidenschaften der Argentinier. Es stimmt auch: man sollte sich hier auch unbedingt eine gute Tangoshow und ein Fußballmatch anschauen, um dieses Phänomen hautnah zu erleben. Die Kultur ist aber noch so viel mehr. Im trockenen Norden sind die indigenen Traditionen noch sehr stark zu spüren. Die Gauchos, eine Art Cowboys, gleichen einem nationalen Mythos der Freiheit und Wildheit. Sie kümmerten sich in der Vergangenheit nicht nur um die riesigen Rinderherden, sondern spielten auch eine essentielle Rolle im Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier. Probiere hier auch unbedingt ein traditionales Asado mit argentinischen Weinen aus der Region Mendoza. Denn, Wein und Fleisch sind immer noch von hervorragender Qualität in diesem Land, was weltweit eines der größten Produzenten von Agrarprodukten ist.
Zum Schluss folgendes:
Argentinien ist ein Land voller Wiedersprüche. Zwischen der Metropole Buenos Aires und den ärmlichen Dörfern in den Bergen, zwischen Zeiten der Stabilität und wirtschaftlichen Krisen, zwischen Europäischer und lateinamerikanischer Kultur. Alles zusammen macht es zu einem unwiderstehlich interessantem und aufregendem Land, um hier zu studieren oder ein Praktikum zu machen. Ich bin wirklich sehr dankbar für das PROMOS-Programm, was mir das alles ermöglicht hat.