Baltic Museums


Eine Diplomarbeit als Anstoß zu einer Serie internationaler Projekte im Ostseeraum

Gemeinsam mit dem Deutschen Meeresmuseum hat Prof. Dr. Michael Klotz im Jahr 2007 eine Diplomarbeit zum Thema digitale Besucherführer betreut. Diese sogenannten e-Guides standen damals noch am Anfang und das Museum überlegte, wie diese digitalen Möglichkeiten nachhaltig für die Besucher genutzt werden könnten. Mit dieser Überlegung stand es nicht allein. Die Diplomarbeit war der Impuls, aus dem sich eine Serie internationaler Kooperationsprojekte mit Universitäten und Bildungseinrichtungen, Museen und touristischen Leistungsträgern und Verbänden im Ostseeraum initiiert von der Hochschule Stralsund entwickelt hat. Hier schreibt das Team um Prof. Dr. Michael Klotz von der Fakultät für Wirtschaft (Lehrgebiet BWL, insbesondere Organisation, Informationsmanagement und DV) über die Ursprünge, Meilensteine und Aussichten der erfolgreichen Projektreihe „Baltic Museums“.

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In der bis heute andauernden Kooperation als „BalticMuseums“-Team wurden mit dem internationalen Konsortium bereits vier durch die Europäische Union geförderte Projekte im Interreg-Programm Südliche Ostsee abgeschlossen: „BalticMuseums 2.0“, „BalticMuseums 2.0 Plus“, „BalticMuseums Clusters“ sowie „BalticMuseums: LoveIT!“. Im Laufe der nunmehr 13-jährigen Kooperation wurden Projektmittel von circa 3,9 Millionen Euro für das Konsortium eingeworben.

Gemeinsam wurden elektronische Besucherführer und Webseiten in mehreren Sprachen entwickelt, unter anderem für das Nautineum und Natureum des Deutschen Meeresmuseums. 2011 gewann das Team mit der mehrsprachigen Webseite – Gaststudierende der HOST hatten sogar für eine chinesische Version gesorgt – den South Baltic Website Award. Für das 2017 gestartete Projekt „BalticMuseums: Love IT!“ wechselte der Staffelstab der Projektleitung an den langjährigen Partner, die Universität Szczecin.

Web-Apps zum spielerischen Lernen

Während 2007 noch spezielle Geräte als e-Guides genutzt wurden, widmete sich dieses Projekt dem Trend, die Smartphones der Besucher zu nutzen. Im Projekt wurde eine Software erstellt, mit der Museen eigenständig Web-Apps zum spielerischen Lernen gestalten und unter einer gemeinsamen Marke vermarkten können. Mittlerweile waren neun Projektpartner und acht assoziierte Partner aus acht Ländern an dem Vorhaben beteiligt.

„Die Vernetzung mit Akteuren sowohl international als auch vor Ort macht den großen Mehrwehrt dieser Kooperationsprojekte aus,“ ist Prof. Dr. Michael Klotz überzeugt. Von Anfang an wurden lokale Fachbeiräte gebildet, um touristische Partner in Mecklenburg-Vorpommern in die Projekte einzubinden.

Web-App für Museen im Projekt „BalticMuseums: LoveIT!“ / Weronika Podlesińska, Akwarium Gdyńskie

Der BalticMuseums Hackathon

Basierend auf diesem regelmäßigen Austausch nahmen dann 2019 sechs Museen aus Mecklenburg-Vorpommern am BalticMuseums Hackathon, einem mehrtägigen Programmierwettbewerb, an der Wirtschaftsakademie Nord in Greifswald teil. Ein Team von Studierenden der HOST setzte sich dabei gegen fünf weitere deutsche und polnische Teams durch und gewann den Hackathon mit einem Spiele-Prototyp für das Müritzeum in Waren-Müritz. Studierende und Mitarbeitende konnten durch die Projekte internationale Kompetenzen ausbauen, mehrere Beteiligte nutzten diese für eine spätere Existenzgründung. Auch werden Fallstudien aus den Projekten in Lehrveranstaltungen genutzt und so die Erfahrungen an die Studierenden weitergegeben.


Gelungene Bühne bei internationalen Veranstaltungen

Internationale Veranstaltungen boten weitere Möglichkeiten für die Verbreitung der Projektergebnisse, gemeinsame Veröffentlichungen und den Ausbau des Konsortiums, unter anderem bei der weltweit größten Konferenz zu Digitalisierung in Museen, der MuseWeb MW2020. „Das Highlight für mich, war 2014 das Lunch Briefing zu unserem Projekt im Europäischen Parlament in Brüssel,“ blickt Prof. Dr. Michael Klotz zurück. Das Projektteam hatte dieses mit einer Parlamentarierin aus Litauen und dem Konsortium Deutsche Meeresforschung e.V. organisiert. Das Baltic Sea Tourism Forum, BSTF, jährlich organisiert durch den Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern, wurde zudem zu einer festen Größe im Projektkalender. Vorträge, Moderationen und Präsentationsstände schafften zusätzliche Kontakte, so entstand beispielsweise auf dem BSTF 2018 in Riga der Kontakt zur Lahti University of Applied Sciences aus Finnland. Diese nahm dann mit einer Expertengruppe 2019 am Hackathon in Greifswald teil und startete 2020 in ein gemeinsames Anschubprojekt mit der Hochschule Stralsund.

Projektteam arbeitet an Prototyp für einen e-Guide / Susanne Marx, Hochschule Stralsund
Hackathon in Greifswald 2019 / Wirtschaftsakademie Nord
– Übergabe der Projekt-Flagge 2019 in Kaliningrad, Rußland, von Jurgita Eglinskiene, Litauisches Meeresmuseum, an Susanne Marx (HOST), Ekkehardt Rohkohl (itm consultants) / Weronika Podlesińska, Akwarium Gdyńskie

Ausblick: Arbeit an neuen Projekten wie einer digitalen Wissens- und Lern-Gemeinschaft

Dieses Anschubprojekt ist das nunmehr fünfte in der Projektserie: „Baltic DigiTour“, mit etwas breiterer Ausrichtung über Museen hinaus, ko-finanziert durch das Programm Interreg Baltic Sea Region im Rahmen des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung. Partner aus Finnland, Polen und Deutschland führen darin Hintergrundstudien durch, um Chancen für den Aufbau einer Online-Lern-Community zu ermitteln. Digitale Möglichkeiten im Tourismus entwickeln sich so dynamisch, dass eine kontinuierliche Weiterbildung nötig ist. Eine Antwort darauf könnte eine digitale Wissens- und Lern-Gemeinschaft sein, an der Praxispartner, Berufsbildungseinrichtungen und Hochschulen in wechselnden Rollen flexibel partizipieren. An der Ausgestaltung des Folgeprojektes wird derzeit mit Hochdruck gearbeitet, auch über die Grenzen des Ostseeraums hinaus.

Lehrende stellen Auswirkungen der Digitalisierung im Beruf zur Diskussion

Zwei Arbeitsgruppen wurden gebildet und von Studierenden moderiert. Durch jeweils ein Impulsreferat der Studierenden wurde die Grundlage für die Diskussionsrunde gelegt. In entspannter und kreativer Atmosphäre tauschte der sich der vom Alter her heterogene Arbeitskreis der Auszubildenden über die Situation und die Auswirkungen der Digitalisierung auf das persönliche Arbeitsumfeld intensiv aus.

Ein typisches Gruppenfoto mit Flagge beim Projekttreffen, hier in Stralsund 2021 / Akwarium Gdyńskie

Dieses Lehrprojekt aber auch viele andere Projekte mit Unternehmen der Region belegen die große Praxisnähe und Regionalverbundenheit der Hochschule Stralsund.

Vertrauen, Offenheit und gute Partnerschaften

Eine Serie an solchen internationalen Projekten ist eher ungewöhnlich. „Wir werden oft gefragt, wie das funktioniert. Ich würde sagen, es liegt an dem Vertrauen, an der Offenheit für andere Sichtweisen, an der guten Partnerschaft, die wir im Laufe der Jahre mit dem wachsenden Konsortium aufbauen konnten. Es haben sich viele Rituale, die zum Gemeinschaftsgefühl beitragen, gebildet, wie die Projektflagge, die bei jedem Projekttreffen feierlich an den jeweils nächsten Veranstalter übergeben wird“, erläutert Prof. Dr. Michael Klotz und freut sich auf eine Fortsetzung der internationalen Kollaboration und auf weitere Diplomarbeiten, die solche Ideen anstoßen.