Studium

Spanien - Universidad de la Laguna

"Tropische Höhen und Studientiefs: Mein Blick auf das Teneriffa-Semester"
Smilla Marie C., Leisure- & Tourism Management, 5.Semester, Spanien, Teneriffa, Universidad de la Laguna, Wintersemester 2024/24
Im Rahmen meines fünften Semesters meines Leisure and Tourism Management (LTM)- Studiums entschied ich mich dazu, mein Pflichtauslandssemester von September 2023 bis Januar 2024 auf der Insel Teneriffa, Spanien, zu absolvieren. Die Wahl fiel auf die Universidad de La Laguna (ULL), eine öffentliche Universität, die einen Studiengang im Bereich Tourismus anbietet.
Der Weg zum Auslandssemester begann mit dem Bewerbungsprozess bei der ULL, der, obwohl vergleichsweise unkompliziert, eine gehörige Portion Geduld erforderte. Der Prozess erstreckte sich über einen zeitaufwändigen Zeitraum, was eine Herausforderung darstellte. Diese erste Hürde erfolgreich überwunden, fand ich mich dennoch mit einer unerwarteten organisatorischen Herausforderung konfrontiert, als bei meiner Ankunft auf Teneriffa deutlich wurde, dass interne Kommunikationsfehler zu einem ernsthaften Einschreibungsproblem führten. Nicht nur ich, sondern auch andere Studierende waren von diesem Missgeschick betroffen, was meine Wahrnehmung der Universitätsorganisation nachhaltig beeinflusste.
Eine unverzichtbare Vorbereitung für ein Studium auf den Kanaren ist die Beschaffung der NIE (Número de Identificación de Extranjero), einem notwendigen Ausweis für Studierende. Es gibt zwei Arten, die NIE blanco und die NIE verde. Die NIE blanco ist relativ einfach zu erhalten, während die NIE verde komplexer ist, aber Vergünstigungen wie reduzierte Inlandsflugkosten bietet. Die Universidad de La Laguna (ULL) bietet leider begrenzte Unterstützung bei diesem Prozess. Daher ist es ratsam, sich frühzeitig und eigenständig mit der NIE auseinanderzusetzen, um mögliche Hürden rechtzeitig zu überwinden und die Vorteile voll zu nutzen. Die Wohnungssuche gestaltete sich für mich äußerst unkompliziert. Zur effektiven Suche empfehle ich die App „Idealister“, über die ich meine Wohnung zügig gefunden habe. Es ist ratsam, frühzeitig mit der Suche zu beginnen. Einige Bekannte haben die Methode genutzt, zunächst ein Airbnb zu buchen und von dort aus einer dauerhaften Wohnung zu suchen, was erfolgreich war, aber mir persönlich zu unsicher erschien. Ich selbst habe in der schönen Stadt La Laguna gewohnt und die Lage als ideal empfunden. Alternativ besteht die Möglichkeit, in der nahegelegenen Hauptstadt Santa Cruz zu leben. Dort ist es etwas wärmer und die Stadt liegt am Meer. Ich bevorzugte jedoch den historischen Charme von La Laguna und habe meinen Aufenthalt dort sehr genossen. Diese Stadt kann ich jedem uneingeschränkt empfehlen.
Die Kultur auf Teneriffa empfand ich als äußerst offen, und ich fühlte mich von Anfang an herzlich willkommen. Trotz anfänglicher Sprachbarrieren waren die Menschen stets freundlich und zeigten Verständnis. Natürlich unterscheidet sich die Kultur von der in Deutschland, insbesondere im Studium habe ich dies deutlich wahrgenommen. Obwohl ich die Gelassenheit und das Lebensmotto "mañana" (Morgen) genossen habe, fand ich es in der Universität manchmal herausfordernd, da diese Lockerheit mich gelegentlich verwirrte. Die andere Kultur auf Teneriffa beeinflusste auch meinen Alltag. Meist hatte ich von Montag bis Donnerstag lange Uni-Tage von 9 bis 20 Uhr, aber mit vielen Freistunden. Aufgrund der Anwesenheitspflicht hatte ich daher oft am Wochenende Zeit, die Insel zu erkunden. Im normalen Uni-Alltag habe ich jedoch viel Neues und authentisch Spanische Kultur kennengelernt.
Die Insel Teneriffa bot eine perfekte Umgebung für Freizeitaktivitäten, insbesondere für Natursportliebhaber wie Klettern, Wandern, Surfen oder Tauchen. Persönlich liebe ich das Schnorcheln und fühlte mich auf Teneriffa damit besonders wohl. Die Insel ist wunderschön und bietet zahlreiche Orte, die leicht mit den örtlichen Bussen, den Gua Guas, zu entdecken sind. Trotz der Herausforderungen an der Universität würde ich Teneriffa aufgrund der Freizeitmöglichkeiten und der Schönheit der Insel immer wieder für ein Auslandssemester empfehlen. Ich habe dort einzigartige Erfahrungen gemacht, wie das Kajakfahren mit

vorbeischwimmenden Delfinen oder das Wandern im grünen Norden von Teneriffa mit dem majestätischen Blick auf den Teide, sowie das Picknicken im Nationalpark Teide.
Eine der größten Herausforderungen für mich während dieses Auslandssemesters war die Sprache. Ich kam mit einem Sprachniveau B1 an und entschied mich, alle Fächer ausschließlich auf Spanisch zu absolvieren. Obwohl man sagt, dass dies machbar ist, würde ich es nicht unbedingt empfehlen. Mein Spanisch war bei weitem nicht gut genug, um dem Unterricht zu folgen, und um alle Prüfungen zu bestehen, musste ich aufgrund der Sprache deutlich mehr lernen und mich sehr anstrengen. Wenn man bereits länger Spanisch lernt oder sehr sicher in der Sprache ist, könnte es empfehlenswert sein, aber für Anfänger ist es meiner Meinung nach zu schwierig.
Glücklicherweise hatte ich ein gutes Netzwerk von spanischen Studenten gefunden, die mein Uni Leben erheblich verbessert haben. Sie halfen mir, im Unterricht mitzuhalten, und stellten mir ihre Notizen sowie Altklausuren zur Verfügung. Daher kann ich nur betonen, wie wichtig es ist, unbedingt Anschluss zu spanischen Studenten zu finden, da dies vieles erleichtert. Leider musste ich im Verlauf meines gesamten Studiums viele Mängel feststellen. Wie bereits erwähnt, unterlief bei meiner Anmeldung ein Fehler. Als ich dies mit der für uns zuständigen Erasmus-Koordinatorin klären wollte, stellte sich heraus, dass sie ausschließlich Spanisch sprach und kein Wort Englisch. Dies erschwerte die Kommunikation zu Beginn erheblich, besonders da mein Spanisch zu diesem Zeitpunkt noch brüchig war. Der gesamte Prozess verursachte mir viele Kopfschmerzen. Die Erasmus-Organisation empfand ich ebenfalls als mangelhaft. Es fehlte an Informationen zum Studienplan und sogar grundlegenden Details wie dem Ort für den ersten Tag. Für Erasmus-Studenten wurde kein sogenannter "Welcome Day" organisiert. Aufgrund vieler Anfragen wurde schließlich doch einer organisiert, jedoch erst zwei Monate nach Beginn des Semesters, als er nicht mehr so relevant war. In Bezug auf die gesamte internationale und Erasmus-Organisation gab es leider nicht viel Unterstützung, und vieles musste in Eigenregie organisiert werden.
Trotz der organisatorischen Herausforderungen gab es viele positive Aspekte auf Teneriffa. Die Infrastruktur auf der Insel ist fantastisch. Die grünen Busse, auch Gua Guas genannt, bieten eine hervorragende Möglichkeit, kostengünstig die gesamte wunderschöne Insel zu erkunden. Besonders praktisch fand ich die Straßenbahn zwischen Santa Cruz und La Laguna, die nicht nur effizient, sondern auch preiswert war.
Ein nützlicher Tipp bezüglich der Infrastruktur ist die Nutzung der "ten plus" App. Mit dieser App ist es meiner Meinung nach einfacher, Fahrkarten zu erwerben als mit den herkömmlichen Automaten. Generell ist Teneriffa in solchen Belangen sehr fortschrittlich. Man kann im Bus oder in der Straßenbahn einfach einen Code scannen und dann die öffentlichen Verkehrsmittel bequem über die App nutzen.
Ein weiterer positiver Hinweis betrifft die App "Bumble Friends", über die ich enge Freundschaften geschlossen habe, auch mit Personen, die keine Erasmus-Studenten waren. Dadurch konnte ich meinen Horizont erweitern und verschiedene Persönlichkeiten kennenlernen.
Mein Studium auf Teneriffa war zweifelsohne herausfordernd und mental anspruchsvoll. Die anfänglichen Schwierigkeiten mit der Sprache, die organisatorischen Mängel und die intensiven Studienzeiten machten das Semester zu einer echten Herausforderung. Dennoch wurde die Erfahrung auf dieser Insel durch die Schönheit ihrer Landschaften und vor allem durch die Menschen, die ich kennenlernen durfte, zu etwas Wunderbarem.
Die Insel Teneriffa mit ihrer fantastischen Infrastruktur und den vielfältigen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung hat mir die Möglichkeit geboten, viele einzigartige Orte zu entdecken. Trotz der Schwierigkeiten in der Uni konnte ich dank der Hilfe und Unterstützung meiner spanischen Kommilitonen, sowie durch die Nutzung von Apps wie "ten plus" und "Bumble Friends", das Beste aus meiner Zeit machen.
Insgesamt war es ein hartes Studium, aber die Schönheit der Insel und die wertvollen Begegnungen haben es zu einer unvergesslichen und wunderschönen Erfahrung gemacht.