Norwegen - UIT Alta
Ein zweites Zuhause über dem Polarkreis
Johanna S., Leisure and Tourism Management, 6. Fachsemester, Norwegen, UIT Alta, Sommersemester 2023
Hei! Mein Name ist Johanna und ich habe mein Auslandssemester in Norwegen an der UIT Norges Artiske Universitet Alta gemacht. Da ich mehr als zufrieden war und für mich entschieden habe, fürs erste ganz nach Alta zu ziehen, würde ich gerne meine positiven Erfahrungen mit euch teilen.
Dafür fangen wir erst einmal ganz am Anfang an: Bei dem Bewerbungsprozess. Dieser gestaltete sich zwischenzeitlich tatsächlich schwieriger, als gedacht. Normalerweise werden die meisten Unterlagen von Erasmus+ über ein online Portal abgewickelt, insbesondere das Learning Agreement. Da die UIT in Alta aber das Moveon Portal nicht unterstützt, müsst ihr euch hierbei darauf einstellen schon während des Bewerbungsprozesses persönlich Kontakt mit dem International Office der UIT aufzunehmen. Das Einschreiben/Bewerben über die Bewerbungsseite der UIT selbst lief jedoch sehr unkompliziert und hat nur wenig Zeit in Anspruch genommen. Ich war damals jedoch überrascht, dass dieser Schritt überhaupt notwendig ist, da ich davon ausging, dass mit der Bewerbung und der Zusage von Erasmus+ direkt die Einschreibung bei der Partnerhochschule auch erledigt ist. Das stimmt aber so nicht. Nach der Zusage von Erasmus selbst, wird man von der HOST nominiert, sich an der Partnerhochschule selbst zu Bewerben/Einzuschreiben. Das hat bei mir für ein wenig Panik besorgt und hat den Prozess sehr langwierig gemacht. Die Zusage für Alta von Erasmus+ habe ich im Januar 2022 erhalten, bewerben bei der UIT konnte man sich jedoch erst im November und im Dezember 2022 hatte ich dann endgültig die Zulassungsbescheinigung der UIT Alta selbst in meinen Händen und war überglücklich.
Dann würde ich auch gleich zu einem nächsten wichtigen Punkt kommen: andere Semesterzeiten als in Deutschland. Das ist jetzt erstmal kein großes Drama, jedoch muss man dies bei der Planung berücksichtigen. Das Sommersemester geht hier von Januar bis Juni, was bedeutet, dass der Unterricht etwa um den 10. Januar herum anfängt. Somit kann man bei der Prüfungsphase an der HOST nicht dabei sein. Zwar würde es die Möglichkeit geben, sich an der Partnerhochschule einen Professor zur Beaufsichtigung zu suchen, sodass man die Prüfungen auch im Ausland schreiben kann. Das war mir tatsächlich aber zu stressig, deshalb schreibe ich die offenen Prüfungen vom letzten Semester einfach jetzt im Sommer, quasi wenn man aus dem Ausland wieder nach Hause kommt.
Nachdem all diese Überlegungen gemacht wurden, konnte es endlich ans wirkliche Planen des Aufenthaltes hier gehen. Ich habe mich für die beiden Kurse Norwegisch für Internationale Studenten I (10 ECTS) und Arctic Tourism Management I (20 ECTS) entschieden, die sich leicht anrechnen lassen für Kurse an der HOST. Und war mit meiner Wahl bis zum Schluss sehr zufrieden. In Norwegen an der Universität haben sie einen sehr praktischen Lernansatz, sodass ich zum Bespiel 80% des Tourism Management Kurses nicht im Klassenzimmer, sondern draußen auf Exkursionen verbracht habe. Das kam mir sehr entgegen, da nach der langen Corona-Phase mit sehr viel Online-Unterricht das komplette Gegenteil mit dieser praktischen Lernform eine großartige Abwechslung war.
Des Weiteren muss auch über Anreise und Wohnung nachgedacht werden im Vorfeld. Das war bei mir jedoch etwas speziell, weil von Vornherein klar war, dass ich Hund und Auto mitnehmen möchte. Deswegen war ich selbst circa 4 Tage unterwegs, zuerst mit dem Auto und später von Bergen aus mit der Fähre bis nach Alta. Natürlich gibt es aber auch diverse gute Flugmöglichkeiten von Hamburg oder Berlin, bei denen man gerade über Norwegian Airshuttel als unter 25-Jähriger viel Geld sparen kann, wenn man gezielt Jugendrabatte nutzt..
Um meinen Hund mitnehmen zu können, hatte ich auch mein eigenes kleines Airbnb für 5500kr gemietet. Die Einraumwohnung war nicht die schönste, aber für 4 Monate war es definitiv ausreichend. Danach bin ich jedoch mit meinem Freund zusammen in eine Wohnung der Studentenorganisation Samskipnaden gezogen. Dies ist ein eignes Apartment mit 2 ½ Zimmern für 7400kr gelegen in Tollevika, direkt am Strand mit blick auf Berge und Meer. Da dies eigenen Apartments sind, kann man mit einer extra Bewerbung auch Haustiere mitbringen, was für mich ein ausschlaggebender Faktor war.
In dieser Wohnung werden wir jetzt auch für länger wohnen bleiben, denn das gute an Samskipnaden Wohnungen ist, dass man sie auch mieten kann, wenn man nicht in Alta studiert. Das ist besonders für Leute, die hier ihr Praktikum machen wollen, von Interesse.
Zu guter Letzt noch ein paar Informationen zu meinem täglichen Leben hier. Wie vorher schon beschrieben, habe ich nur zwei Kurse hier belegt, dadurch war mein Studienalltag meist entspannt. Man musste zwar immer kleinere Aufgaben während des Semesters einreichen, um zur Prüfung zugelassen zu werden, generell würde ich aber sagen, dass der Arbeits- und Lernaufwand für meine beiden Fächer relativ gering war. Dadurch blieb ausreichend Zeit für viele Freizeitaktivitäten, wie Ausflüge mit meinem Hund, Schwimmen im Nordlysbadet und ganz viele Treffen mit den neu gewonnen Freunden. Und außerdem war auch genügend Zeit sich hier noch einen Nebenjob zum Studium zu suchen. Denn hier in Alta arbeite ich als Tourguide, hauptsächlich für deutsche Kreuzfahrtschiffe, aber auch für englischsprachige.
Es werden jede Saison händeringend besonders deutschsprachige Guides gesucht und für mich ist es einfach der perfekte Nebenjob. Es ist so schön den Gästen die Stadt zu zeigen, in die ich mich verliebt hab und außerdem ist dieser Nebenjob so gut bezahlt, dass man sich finanziell keine großen Sorgen machen muss.
Auf der anderen Seite brauchte ich aber auch zusätzliches Geld, denn mit den monatlich 450€ von Erasmus, konnte man keine großen Sprünge machen. Nach deutschen Maßstäben ist Norwegen sehr teuer, etwa das doppelte bezahlt man nahezu für alles, verglichen mit Stralsund. Wenn man jedoch ein norwegisches Einkommen hat, relativiert sich das Ganze und man muss nicht mehr zu viel auf die Preise schauen.
Abschließend gibt es für mich nur noch zu sagen, dass dieser Auslandsaufenthalt mir so viel Positives gebracht hat. Ich habe mich an der UIT sehr wohlgefühlt, das Umfeld war sehr familiär und der praxisnahe Lernansatz war perfekt, um theoretisches Wissen anzuwenden und hautnah zu sehen, wie Arktischer Tourismus in Alta funktioniert. Deshalb kann ich jedem, der auf der Suche nach einem besonderen Studienort ist, nur ans Herz legen, Alta in Erwägung zu ziehen. Sicherlich muss man das raue, arktische Wetter mögen und darf kein großes Problem mit Kälte und Dunkelheit haben, dafür wird man dann aber auch mit Polarlichtern, ganz viel Schnee und zu Ende des Semesters auch mit der Mitternachtssonne belohnt. Dabei hat man die ganze Zeit super viele Möglichkeiten winterliche Outdooraktivitäten zu machen und darüber hinaus gibt es auch ein großes Angebot an Events für Studenten/Internationals. Dazu gehören unter anderem wöchentliche Quizabende, verschiedene Sportangebote in der Turnhalle unter der Woche und auch die Möglichkeit zum ausgelassenen Feiern im Studentenclub.
Ich würde mich immer wieder für Alta Entscheiden und bin nach wie vor froh, dass ich hier ein so tolles Auslandssemester erleben durfte.