Studium

Norwegen - University of Agder (Grimstad)

Auslandssemester in Grimstad, Norwegen – Die beste Zeit meines Lebens?

Tim C., Internationales Wirtschaftsingenieurwesen, 7. Semester, Norwegen, University of Agder (Grimstad), Wintersemester 2023/24

Der Bewerbungsprozess verlief relativ unkompliziert. Die Hochschule Stralsund sowie die Universitetet i
Agder haben beide Online eine gute Dokumentation für den Bewerbungsprozess. Bevor das Semester in
Grimstad losging, konnten in einer Online-Infoveranstaltung noch offene Fragen geklärt werden. Die
Erstellung des Learning Agreements ging schnell, wobei bei mir eine Änderung durch einen Kurswechsel
notwendig war. Diese Änderung zog sich aufgrund von technischen Problemen leider hin, konnte aber
letztendlich auch gelöst werden.
Für meine 4 Monate in Grimstad habe ich in der Studentenunterkunft auf dem Campus gewohnt. Hier
konnte man sich im Vorhinein auf verschiedene Wohnungstypen bewerben, wobei die Vergabe bei
Sonderwünschen nach Verfügbarkeit ablief. Letztendlich bin ich einer 7er WG gelandet und habe mir mit
meinem Zimmernachbarn ein Bad geteilt. Die Küche wurde von 7 Studenten genutzt. Wenn mehrere
Studenten gleichzeitig kochen wollten, wurde es schnell eng und der Platz im Kühlschrank war leider
auch eher gering. SIA, der Studentenverband, der das Studentenwohnheim betreibt, ist mit seinem Büro
in der Uni bei Anliegen immer gut erreichbar und hilft kompetent weiter. Reparaturanfragen werden
über die SIA-App gestellt und Mängel/Reparaturanfragen wurden immer schnell behoben. Ebenfalls gibt
es die Möglichkeit für größere Feiern einen Gemeinschaftsraum zu buchen.
Es sprechen so gut wie alle Norweger Englisch, jedoch ist ein grundsätzliches Verständnis von
Norwegisch im Alltag und beim Einkaufen hilfreich. Die Vorlesungen finden auf Englisch statt und die
Dozenten sprechen alle gut verständlich. Es wird ein Norwegisch-Kurs für Anfänger in Grimstad
angeboten, wobei ich vorher zwei Semester Norwegisch in Stralsund besucht hatte und mich für den
Alltag gut vorbereitet gefühlt habe.
Die Vorlesungen sind in zwei 45-Minuten-Blöcke mit 15 Minuten Pause aufgeteilt. Am Ende der
Vorlesung wird nicht wie in Deutschland auf den Tisch geklopft, sondern es verlassen alle still den Raum,
was am Anfang ganz schön ungewohnt war. In Norwegen wird viel Fokus auf Team-/Gruppenarbeit
gelegt. Hierfür gibt es Gruppenarbeitsräume über die Uni verteilt, um dort an Projekten zu arbeiten. Zum
Ende des Semesters hin kann es durchaus passieren, dass man von 8:00 bis 21:00 in der Uni verbringt
und an Projekten arbeitet. Jedes Gruppenmitglied soll sich in das Projekt mit seiner Meinung und
Expertise einbringen. Das kann manchmal auch länger dauern. Bei generellen Fragen und IT-Problemen
wird einem bei UiA Hjelp am Haupteingang weitergeholfen. Die Klausuren in Norwegen sind relativ
entspannt. Prüfungen sind meistens zwischen 3 bis 6 Stunden lang, wobei man auch mal Zeit zum
Nachdenken hat und i. d. R. vor der Zeit fertig ist. In manchen Modulen gehen Seminararbeiten über das
Semester in die Endnote ein oder ersetzten die Endnote sogar ganz. Im Grimstad gibt es ein aktives
Studentenleben. In der Bluebox finden regelmäßig Veranstaltungen statt und es gibt viele studentische
Vereine, die in Grimstad aktiv sind.
Grimstad ist eine kleine Küstenstadt im Süden von Norwegen. Die nächsten größeren Städte Kristiansand
und Arendal sind ca. 30 Minuten mit dem Auto entfernt. In Grimstad selbst gibt es viele
Einkaufsmöglichkeiten. In der Altstadt sind viele Cafés, Kleidungsgeschäfte und das Vinmonopolet
(Spirituosengeschäft) zu finden und in der Nähe der Altstadt befindet sich das Oddensenteret, ein
Einkaufszentrum mit einem weiten Sortiment an verschieden Geschäften. Zwischen Oddensenteret und
der Altstadt befindet sich die Stadtbibliothek mit der Touristeninfo und der Stadthafen. Im Hafen liegt
der Schoner „Solrik“, mit dem bei geführten Touren die vor Grimstad liegenden Inseln erkundet werden
können. Alternativ kann man sich im Hafen auch Boote ausleihen. In Grimstad ist umgeben von
mehreren Hügeln mit Blick auf die Bucht. In der näheren Umgebung finden sich viele schöne
Wandergegenden, die einen Besuch wert sind. In Fevik gibt es einen wunderschönen Sandstrand
(Storesand), der im Sommer zum Schwimmen einlädt. Wir hatten im Winter Glück mit viel Schnee und
haben sogar die Nordlichter in Grimstad gesehen.
Für längere Ausflüge ist Grimstad ein guter Ausgangsort. Die 4-stündige Autofahrt nach Stavanger bietet
viel Panorama und Oslo ist in 3,5 Stunden z.B. für einen Wochenendtrip gut erreichbar. Für
Tagesausflüge ist die Umgebung von Evje (1,5 Stunden entfernt) und Birkeland/Herefoss zu empfehlen.
Der Norden von Norwegen ist eigentlich nur mit dem Flugzeug zu erreichen, wenn man nicht für längere
Zeit in der Uni fehlen möchte. Flüge nach Norden sind allerdings teuer und gehen in der Regel nur von
Oslo ab.
Theoretisch ist es in Norwegen möglich viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu sehen. Jedoch ist ein
Auto ein Muss, wenn man auch außerhalb der üblichen Touristen Hotspots und Städten unterwegs sein
möchte. Mit dem Auto dauern recht kurze Strecken oft sehr lange, da man zum Großteil auf kurvigen
Landstraßen unterwegs ist. Entschädigt wird man dafür von der wunderschönen Natur, die jede Fahrt zu
einem Erlebnis macht. Im Winter sind gute Winterreifen ein Muss. Es kann dauern, bis Straßen im Winter
geräumt werden (wenn sie überhaupt geräumt werden) und manche Passstraßen sind im Winter ganz
gesperrt, was nicht immer auf z.B. Google Maps sichtbar ist. In der Nähe von Städten und Dörfern hat
man in Norwegen guten Handyempfang. Bei manchen Wanderungen weiter weg von Zivilisation und in
manchen Fjorden kann man jedoch auch in Funklöcher geraten.
Nützliche Apps für Norwegen sind Easy Park zum Bezahlen von Parkgebühren, UT für Wanderrouten,
Hjelp 113, um bei Unfällen schnell die aktuelle Position übermitteln zu können und ToGoodToGo, um
günstig an Essen zu kommen. Wenn man eine norwegische Telefonnummer besitzt, ist Vipps zum
Bezahlen zu empfehlen und manche Einkaufsläden wie z.B. Rema 1000 haben Apps, mit denen man
beim Einkauf sparen kann. Bargeld wird in Norwegen so gut wie nicht genutzt. Eine Kredit-/Debitkarte,
mit der man ohne Gebühren in Fremdwährung bezahlen kann, ist hier sinnvoll. Sportgeräte,
Wanderausrüstung und Campingsachen können kostenlos bei BUA in Grimstad für eine Woche
ausgeliehen werden. Die Vergabe erfolgt hier nach dem Prinzip first-come first-serve also lohnt es sich .
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Auslandssemester in Norwegen bis jetzt die beste Zeit
meines Lebens war. Das einzige Manko war, dass ein Semester nicht genug Zeit war um Norwegen zu
erkunden und ich wie fast alle Austauschstudenten gerne noch ein zweites Semester in Grimstad
geblieben wäre. Der Abschied von den Erasmus-Freunden und Norwegen war am Ende ziemlich schwer
und die nächsten gemeinsamen Trips nach dem Auslandssemester wurden auch schon geplant.