Studium

Niederlande - HanzeHogeschool Groningen

Erasmus in den Niederlanden: Wo das Studium mehr bietet

Yamin M, 8. Semester, Internationales Wirtschaftsingenieurwesen, Niederlande, HanzeHogeschool Groningen, Wintersemester 2023/24

In meiner Überlegung, einen Master in den Niederlanden zu absolvieren, habe ich mich zunächst dafür entschieden, einen vorherigen Einblick in das dortige Studienleben durch ein Auslandssemester zu gewinnen. 

Mein Name ist Yamin Moyal, und ich befinde mich im 8. Semester meines Studiengangs Internationales Wirtschaftsingenieurswesen an der HOST. Während meines Auslandsaufenthalts an der HanzeHogeschool Groningen, der vom 01.09.2023 bis zum 09.02.2024 dauerte, konnte ich wertvolle Erfahrungen im internationalen Studienumfeld sammeln und die Besonderheiten des niederländischen Hochschulsystems kennenlernen.

Wohnungssuche

Die Suche nach einer Wohnung erwies sich als erhebliche Herausforderung. Trotz frühzeitiger, intensiver Bemühungen auf Plattformen wie Facebook blieb die Aussicht auf eine passende Unterkunft leider erfolglos. Mit viel Glück konnte ich ein Zimmer im Studentenwohnheim SSH ergatterte. Diese sind immer in Sekunden ausgebucht und deswegen sehr schwer zu bekommen.   Der anspruchsvolle niederländische Wohnungsmarkt sollte auf jeden Fall bedacht werden bei Wahl der Niederlande als Erasmus Ziel.

Besonders prekär gestaltete sich die finanzielle Seite dieser Herausforderung. Für ein eher bescheidenes Zimmer mit gemeinsamer Küche, die ich mit sechs Mitbewohnern teilte, zahlte ich stolze 720€. Generell ist die Niederlande ein sehr teures Land in dem alles mindestens 1-2€ teurer als in Deutschland ist.

Alltag

Da mein Studiengang bedauerlicherweise nicht in Groningen, sondern am Campus in Assen (der nächstgrößeren Stadt) unterrichtet wurde, bedeutete dies für mich frühes Aufstehen und eine stündliche Reise zu den Vorlesungen. Dementsprechend kam ich meistens auch sehr spät zurück. Die fehlende Möglichkeit für Studierende, kostenlos mit dem Zug zu fahren, sowie die exorbitanten Kosten des Nahverkehrs stellten ebenfalls eine Belastung dar. Assen ist ausschließlich mit dem Zug oder dem Auto erreichbar, und die täglichen 14€ für die Zugfahrt trugen zusätzlich zu meinen finanziellen Herausforderungen bei.

Mein Minor war sehr anspruchsvoll, mit wöchentlichen Tests, weshalb ich einen erheblichen Teil meiner Zeit für universitäre Verpflichtungen nutzte.

Trotzdem bot Groningen ein breites Spektrum an Freizeitaktivitäten. Eine Empfehlung ist die Mitgliedschaft bei der lokalen Sportvereinigung ACLO, die zahlreichen Sportarten anbietet. Ich habe selbst Wakeboarding ausprobiert und das Fitnessstudio genutzt.

Sprachbarrieren gab es in den Niederlanden keine, da so gut wie alle sehr gutes Englisch sprechen.

Studium

Das Studium in Groningen war super interessant. Ich belegte den Minor "Tech to Innovate", der sich auf die Zusammenarbeit bei interdisziplinären Projekten im Bereich Produktgestaltung und intelligente Sensoren konzentriert. Die Professor*innen waren sehr freundlich und hatten alle lange Berufserfahrung im Bereich Projektmanagement und Produktentwicklung. In einer kleinen und konstanten Gruppe aus Niederländern und internationalen Studenten lernte man die anderen Studierenden und Professoren schnell gut kennen.

Wir führten über das ganze Semester ein Klient basiertes Projekt aus. In meiner internationalen, interdisziplinären 3er-Gruppe entwickelten wir einen Prototypen zur Biomassenbestimmung von Seegras in einem Zuchtteich. Alle Vorlesungen des Minors konzentrierten sich darauf, uns bei diesem Projekt zu unterstützen. Durch wöchentliche Meetings mit den Professoren erhielten wir kontinuierliche Hilfe und Anleitung.

Die Teilnahme an diesem Minor hat nicht nur mein Wissen erweitert, sondern mir auch wertvolle Einblicke in die Zusammenarbeit mit Kunden und die eigenständige Durchführung eines Projekts von der Ideenfindung über die Konzeptentwicklung bis hin zum Prototypenbau ermöglicht. Trotz des anspruchsvollen Aufwands kann ich diesen Minor jedem empfehlen, der in seinem Erasmus auch was lernen will.

Highlight

Besonders beeindruckt hat mich jedoch das internationale Umfeld mit Studierenden aus aller Welt. Diese Erfahrung ist einzigartig, da man Einblicke in verschiedene Kulturen gewinnt und im Nachhinein Freunde auf der ganzen Welt hat. Daher würde ich jedem empfehlen, während des Erasmus-Austauschs seine Freizeit mit einer internationalen Freundesgruppe zu verbringen, anstatt sich ausschließlich auf deutsche Kontakte zu beschränken.

Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass ein Erasmus-Aufenthalt in Groningen eine bereichernde Erfahrung ist und ich es jedem empfehlen würde, der die finanzielle Sicherheit dafür hat. Hier erhält man einen Einblick in ein praxisnahes Studiensystem, in dem es nicht um Prüfungen, sondern Projekte geht und hat die Gelegenheit, Freundschaften mit Menschen aus aller Welt zu schließen.