Studium

Südafrika - Nelson Mandela University

Wohnen und Studieren mit Blick auf den indischen Ozean!

Katalin B., Leisure and Tourism Management, 6. Semester, Nelson Mandela University in Port Elizabeth, Südafrika, Sommersemester 2020

Genau das konnte ich als „Freemover“ an der Nelson Mandela University (NMU) in der südafrikanischen Stadt Port Elizabeth erleben. Dieser Erfahrungsbericht, soll euch einen kleinen Einblick in die Vorbereitung meines Auslandssemesters und das Studentenleben in Südafrika geben. 

Ich habe mich bereits im April 2019 zusammen mit 3 Kommilitonen aus Stralsund an der NMU beworben und wir alle erhielten Anfang September unsere Zusagen. Die Bewerbung konnten wir relativ schnell erledigen, da nur das Ausfüllen eines Dokuments, eine Passkopie und die Zahlung einer kleinen „Application fee“ nötig war. Die aufwändigere Arbeit fing erst nach der Zusage an, denn die südafrikanischen Behörden wollen einiges sehen und wissen, bevor sie ein Studentenvisum ausstellen. Daher verbrachte ich die zweite Hälfte des Septembers mit Arztbesuchen, Behördengängen und einigen Telefonaten. Im Oktober ging es dann nach Berlin zur südafrikanischen Botschaft und ich konnte all die gesammelten Dokumente abgeben. Obwohl ich die Liste der benötigten Dokumente der Botschaft genau befolgt hatte, fehlte dann trotzdem noch ein extra Dokument der Hochschule: Eine Bestätigung, dass ich als „Freemover“ und nicht im Rahmen eines Austauschprogramms in Südafrika studieren will. Diese konnte ich glücklicherweise per E-Mail hinschicken und knapp zwei Wochen später kam mein Pass samt Visum mit der Post. 

Danach gab es noch einige weitere Dinge zu erledigen: der Antrag für ein Zimmer in der Studentenunterkunft CampusKey, die Bezahlung der Studiengebühren, die Buchung der Flüge und das Aushalten der stetig wachsenden Vorfreude. 

Am 23. Januar 2020 hieß es dann „Auf nach Südafrika!“. Nach zwei kurzen Flügen und einem entspannten und leeren Langstreckenflug landete ich am Samstagmittag in Port Elizabeth. Obwohl der Flughafen „Port Elizabeth International“ heißt, ist er winzig und ich befand mich schnell in der Gesellschaft anderer deutscher Auslandsstudenten. Wir alle wurden von einem einheimischen Studenten empfangen und anschließend in unsere Unterkunft gebracht. Die NMU schreibt vor, dass alle internationalen Studenten in einem der beiden „CampusKey“ Wohnheime wohnen, was aber alles andere als schlimm ist. Jedes Zimmer ist ausgestattet mit einem eigenen Waschbecken und einer eigenen Dusche. Im Haus gibt es außerdem viele Gemeinschaftsbereiche, eine Dachterrasse, ein kleines, aber modernes Fitnessstudio und viele Grills. Grillen oder besser gesagt die Veranstaltung eines „Braai“ bildet nämlich einen wesentlichen Bestandteil des südafrikanischen Lebens. Das konnten wir auch gleich in der Willkommenswoche der NMU erleben. Diese erste Woche wurde vom International Student Team organisiert und gestaltet. Auf dem Programm standen Informationsveranstaltungen über den Unialltag an der NMU, das Kurssystem, das südafrikanische Leben und die Gesellschaft, aber auch aufregende Events wie eine Wanderung entlang der Küste, ein Safari im Kragga Kamma Game Park, eine kleine Stadtrundfahrt und die Begrüßungsparty in einem coolen Hinterhof. 

In der zweiten Woche starteten dann die Vorlesungen. Der Tourismusbereich der NMU ist relativ klein. In unseren Kursen waren wir daher immer nur zwischen 10 und 15 Studenten und es war möglich, dass jeder sich aktiv an Diskussionen oder anderen Aufgaben beteiligt. Während des Semesters herrscht eine Anwesenheitspflicht von mindestens 80 Prozent. Es besteht also die Möglichkeit auch mal ein/zwei Vorlesungen zu verpassen, wenn man zum Beispiel die einwöchigen Ferien im März etwas verlängern möchte, um das Land zu entdecken. Das einzige was man beachten sollte, ist an den Tests, die während des Semesters geschrieben werden, teilzunehmen. Die Bewertung eines Kurses an der NMU setzt sich normalerweise aus zwei Testnoten, einer Hausarbeit im Semester und der Abschlussnote zusammen. Die genauen Daten der Tests und Abgabetermine werden bereits am Anfang des Semesters bekanntgegeben, sodass man gut planen kann. Ein Tipp, den ich allen internationalen Studenten geben kann, ist die Belegung des Kurses Community Service Learning. Hier hat man die Möglichkeit ein lokales, soziales Projekt zu unterstützen und noch einmal viel über die Leute und das Leben in Südafrika zu lernen. Die Projekte reichen von der Kinderbetreuung benachteiligter Kinder am Rand des Townships, über die Unterstützung in einem Altenheim, bis hin zum Ausführen der Hunde des örtlichen Tierheims. Bevor man sich für ein Projekt entscheidet, kann man einmal alle verschiedenen Einrichtungen besuchen. Die Arbeit im Projekt ist eine tolle Abwechslung zum normalen Alltag, macht viel Spaß und gleichzeitig kann man einen tollen Mehrwert schaffen. 

Auch wenn das Studieren an der NMU etwas mehr Arbeit und Lernen während des Semesters verlangt, konnten wir trotzdem viel unternehmen. Wir besuchten ein Rugbyspiel des Uniteams und ein Fußballspiel im zur WM 2006 gebauten Stadium, sonnten uns am zwei Minuten entfernten Strand, surften in den Wellen des kalten indischen Ozeans, gingen zum wöchentlichen Beerpong Turnier im Beershack, tanzten und sangen Karaoke im Barneys oder White Tiger, grillten auf der Dachterrasse, aßen vergleichsweise günstig in tollen Restaurants und reisten entlang der Garden Route nach Kapstadt. Dort besuchten wir Nationalparks und sahen Elefanten, Zebras, Giraffen und Nashörner aus der Nähe. Wäre uns die Corona Pandemie nicht dazwischengekommen, hätten wir unser Auslandssemester mit dem Besuch des Africa-Burn Festivals abgeschlossen. 

Trotz der vielen tollen Möglichkeiten und Erlebnisse, sollte man sich aber auch über die andere Sicherheitslage in Südafrika bewusst sein, wenn man dort ein Auslandssemester machen. möchte. Wir bekamen gleich zu Anfang, sowohl an der Uni, als auch von einheimischen Studenten, Sicherheitsbelehrungen und Tipps wie wir uns verhalten sollten. Ich habe mich an diese gehalten und bin immer mindestens zu zweit unterwegs gewesen, im Dunkeln nur mit dem Uber gefahren, habe nie Wertsachen mit an den Strand genommen und habe mich daher nie in einer brenzligen Situation befunden. Andere, weniger vorsichtige Studenten haben leider andere Erfahrungen gemacht. Ist man aber immer aufmerksam, behält seine Umgebung im Blick und verhält sich angemessen, hat man eigentlich nichts zu befürchten. 

Das herzliche Gemüt und die offene Kultur der meisten Einheimischen gleichen diesen einen negativen Aspekt glücklicherweise fast völlig aus. Die Lebensphilosophie der Menschen lässt sich in einem Wort beschreiben: Ubuntu. Dieser Begriff bedeutet soviel wie „Ich bin, weil wir sind.“ und steht für Nächstenliebe, gegenseitige Unterstützung, Menschlichkeit und Gemeinsinn. Dies soll sich in gegenseitigem Respekt, Anerkennung und Offenheit der Menschen zeigen. Und es stimmt! Ich habe mich immer willkommen gefühlt und wurde warmherzig begrüßt. 

Rückblickend kann ich nur sagen, dass Südafrika ein tolles und vor Allem vielfältiges Land ist. Es gibt nicht nur 11 offizielle Sprachen und noch mehr Kulturen, sondern auch eine einzigartige Natur, wunderschöne Nationalparks, 5 Weltkulturerbe-, sowie 3 Weltnaturerbestätten und sogar auch eins der 7 neue Weltwunde. Allein deshalb kann ich jedem empfehlen einmal in dieses Land einzutauchen und das Auslandssemester dort zu verbringen!