Studium

Finnland, Åländische Inseln - Åland University of Applied Sciences (HÅ)

Åland - Abgeschiedenes Inselparadies in Mitten der Ostsee 

Mareike H., Leisure and Tourism Management, 6. Semester , Åländische Inseln, Finnland, Wintersemester 2018/19

Wer sich jetzt verdutzt wundert – Åland? Noch nie was davon gehört! Der muss sich keine Sorgen machen, auch mir war dieses kleine Stückchen Land vor meinem Austausch völlig unbekannt, trotz Geographieleistungskurs und ausgeprägten Reisefieber. 

Kurzer Åland Crashkurs

Das aus mehr als 6700 größeren und kleineren Inseln sowie Schären bestehende Archipel liegt auf halber Strecke zwischen Schweden und Finnland. Obwohl die Inselgruppe anzahlmäßig zu den größten der Welt gehört, ist sie den meisten völlig fremd. Die autonome, entmilitarisierte Region im Schärenmeer liegt zwar innerhalb der Grenzen Finnlands, regiert und verwaltet sich jedoch selbst – eigene Gesetze, Kennzeichen und Flagge inklusive. Mit ungefähr 12000 Einwohnern ist Mariehamn, sowohl die einzige Stadt des Archipels, als auch Hauptstadt der Region. Das Besondere: Schwedisch ist die Hauptsprache der Åländer, wobei Finnisch nur als Zweitsprache geduldet wird. 

Vorbereitung

Wegen meiner Liebe für die skandinavischen bzw. nordischen Länder hatte ich mich während meines Studiums entschlossen Schwedisch zu lernen, um dort später auch mein Erasmusjahr verbringen zu können. Um ehrlich zu sein, sprachen mich unsere typischen Partnerhochschulen z.B. in Schweden so rein gar nicht an – kaum Kontakt zu Einheimischen und alle Kurse auf Englisch. Durch Zufall bin ich über die Högskolan på Åland gestolpert, wo bis her nur einige BMSler „gestrandet“ waren. Entschluss gefasst, musste ich mich nun um die Anerkennung der Kurse kümmern. Da ich die Erste aus dem LTM – Bereich war, die dort studieren wollte, mussten die Professoren persönlich angeschrieben werden, um die Quertabelle auszufüllen. Der Prozess war zeitaufwendig, aber mit der Hilfe von Frau Christiansen gelang dies recht problemlos. 

Wohnungssuche

Kurz gesagt – sehr einfach! Im Gegensatz zu vielen anderen Unis bietet die Högskolan på Åland für rund 360€ im Monat komplett möblierte Einraumwohnungen für ihre Erasmusstudenten an. Diese befinden sich in Strandnäs, einem Stadtteil etwas außerhalb von Mariehamn. Da alle Wege auf Åland kurz und überschaubar sind, braucht man mit dem Rad aber nur 10 – 15 Minuten zur Hochschule oder ins Zentrum. Apropos Fahrrad auch dieses wird für eine Leihgebühr vom International Office zur Verfügung gestellt.

Studium

Wer wie ich kleine Klassen, einen familiären Umgang und hilfsbereite Professoren bevorzugt, ist an der Högskolan på Åland genau richtig. Mit gerade einmal 600 Studenten, die sich auf 7 verschiedene Fachbereiche und 3 Vorlesungsgebäude verteilen, fällt man als Austauschstudent doch recht schnell auf. Insgesamt bestand unsere Erasmustruppe aus 5 Internationals, die sich zu einer eingeschweißten Gruppe entwickelten. Alle meine Kurse wurden auf Schwedisch gehalten, nur der obligatorische International Communications Kurs war englischsprachig. Die Professoren waren sehr rücksichtvoll in Hinblick auf meine Sprachkenntnisse, wichtige Punkte während der Vorlesung wurden auf Englisch wiederholt, wenn Verständnisprobleme auftraten. „Swenglish“ oder „Svengelska“ war an der Tagesordung. Auch Angebote die Prüfungen oder Gruppenprojekte auf Englisch abzulegen gab es, die ich jedoch dankend ausschlug, um meine Schwedischkenntnisse zu verbessern. 

Studentenleben & Freizeit 

Durch die geringe Studentenzahl an der Hochschule kann man nicht erwarten, dass jede Woche mehrere Veranstaltungen stattfinden, doch die Studentenvereinigung bemüht sich sehr die Freizeits- und Nachtszene so attraktiv wie möglich zu gestalten. Von Pubevenings mit Quizveranstaltungen, zu gemeinschaftlichen Barbeques, Pubcrawls oder den typischen Hallarsitzen ist viel geboten. Die Insel hat eine interessante Geschichte, von der langen Tradition in der Schifffahrt bis hin zur Selbstverwaltung 1922, die man in den Museen der Stadt entdecken kann. Das beste an Åland ist die Nähe zur Natur und dem Meer. Wunderschöne Ausblicke an fast jeder Ecke und zu jeder Jahreszeit. Ganz einfach das Fahrrad schnappen und die wunderschöne Landschaft entdecken. Wer jetzt Angst hat, einmal angekommen, sitzt man hier auf der Insel fest, dem sei gesagt, dass es etliche Fährverbindungen in die Nachbarländer gibt. Ob Schärenhopping, Tagesausflug nach Stockholm, Wochenende in Helsinki und Turku oder Reise nach Tallin – alles möglich und nur eine Schifffahrt entfernt. 

Tipps & Tricks

Wer sich entschließt auf Åland seinen Austausch zu verbringen, dem muss bewusst sein, dass der Unterricht komplett auf Schwedisch stattfindet und es kaum andere Internationals gibt. Finnen bzw. Åländer sind von Natur her eher von der ruhigen und zurückhaltenden Sorte, Kontakte knüpfen fällt ihnen schwer. Um Anschluss zu finden, ist es daher wichtig Angebote zu Feiern und/ oder dem wöchentlichen Saunagang nicht auszuschlagen. Ganz nach dem Motto: harte Schale, weicher Kern. Einmal angefreundet, entpuppen sie sich als eine der freundlichsten und wirklich hilfsbereitesten Menschen, die ich je kennenlernen durfte.

Die Lebensqualität und Unterhaltungskosten sind auf Åland sehr hoch, deswegen ist es zu raten neben Erasmus+, weitere Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen.

Tipp für Sparfüchse: Wer während des Aufenthaltes viele Ausflüge in die Nachbarländer plant, einfach Mitglied bei Vikingline werden, dadurch findet man Fährverbindungen ab 5€.

Obwohl die Inselgruppe in den Sommermonaten zu den sonnigsten Plätzen des Nordens zählt, kann das Wetter im Rest des Jahres sehr launisch sein. Ganz nach finnischem Vorbild hat man das Gefühl an einigen Tagen alle vier Jahreszeiten zu durchleben. Regenjacke und -hose waren mein ständiger Freund und Begleiter. 

Fazit

Die 10 Monate auf Åland haben mir nicht nur in Hinblick auf meine Schwedischkenntnisse sehr viel gebracht, sondern mir auch geholfen selbstbewusster und offener im Umgang mit anderen zu werden. Die Mentalität der Inselbewohner, ebenso wie die atemberaubende Natur ist mir ans Herz gewachsen. Zudem konnte ich viele einmalige Dinge von meiner Bucketlist streichen – Nordlichter sehen, über den Polarkreis hüpfen, Huskyschlittentour, …

Für Leute die gerne über sich hinauswachsen wollen, vor Herausforderungen keine Angst haben und auch den finnischen Winter genießen können, kann ich einen Austauschaufenthalt auf Åland bzw. and der Högskolan på Åland nur empfehlen.