Wencke Wendlandt, Initiatorin der AG Nachhaltiger Campus, und Teamkollege sowie Energie-Experte Martin Hayduk an der Hochschule Stralsund (HOST) haben die HOST bei der Zwischenkonferenz zum Projekt Zukunftsforum Klimafreundliche Hochschule (ZKH) an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE) vertreten.
Seit Januar 2024 nimmt die HOST daran teil.
In der ersten Projekt-Runde wurden 8 Hochschulen ausgewählt: Hochschule Stralsund, Universität zu Lübeck, FH Westküste, TH Brandenburg, Hochschule Hof, TU Freiberg, Hochschule Worms und Bauhaus-Universität Weimar.
Die letzten 7 der insgesamt 15 zu fördernden kleinen und mittleren Hochschulen werden in diesem Herbst ausgewählt. Das Projekt läuft bis Juli 2026.
„Die Konferenz bot einen Rahmen für Austausch und Networking, das Kennenlernen des HNEE-Campus und Nachhaltigkeitsmanagements, Inputs und Table Sessions“, bilanziert Wencke Wendlandt, „in den Table Sessions konnte sich inhaltlich zu Themen wie Maßnahmenentwicklung, Studierendenbeteiligung, Treibhausgas (THG)-Bilanzierung und Governance ausgetauscht, von anderen Hochschulen und Akteuren gelernt sowie gesammelte Erfahrungen weitergegeben werden“.
Vergleich mit anderen Hochschulen in Präsentationen
Jede teilnehmende Hochschule bereitete eine Poster-Präsentation vor, um den Prozess der Teilnahme am ZKH-Projekt jeder Hochschule übersichtlich zusammenzufassen und um einen Austausch zwischen den Hochschulen zu ermöglichen. So präsentierte die HOST, dass der Fokus für die Bereiche Campus und Betrieb auf Abfallmanagement, Energieeffizienz, Beschaffung und Mobilität liegt. Aktuell braucht es noch mehr und vor allem freiwillige, intrinsische Motivation, um die HOST mit ihrer Vorbildfunktion in der Gesellschaft nachhaltiger zu machen.
Ziel der einzelnen Präsentationen war es, dass die teilnehmenden Hochschulen voneinander lernen können und Inspiration zum komplexen Prozess der Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes erhalten. In der Struktur waren die Felder "Fokus", "Learnings", "Hürden" und "Austausch" vorgesehen. Interessanterweise hatten viele Hochschulen ähnliche Hürden wie nicht ausreichend erfasste oder digital vorhandene Daten für die Treibhausgas-Bilanzierung, fehlende Beteiligung und personelle sowie finanzielle Hürden, berichten die beiden HOST-Vertreter*innen. „Der Austausch dazu war aber sehr spannend und interessant mitzubekommen, wer sich an anderen Hochschulen dafür engagiert. Manchmal war es ein top-down-approach vom Präsidium beziehungsweise Rektorat initiiert, manchmal bottom-up von der Verwaltung, den Studierenden oder engagierten Professor*innen initiiert“, so Wencke Wendlandt.
Großes Vorbild HNEE
Für Martin Hayduk war auch der Einblick in die Bestrebungen der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde bemerkenswert. „Auch an der HNEE war der Nachhaltigkeitsprozess ein langwieriger, der immer bedeutet, Kompromisse einzugehen und auf Leute zuzugehen“, berichtet er. Ein schöner Erfolg: Dort würden die Leute mittlerweile von sich aus Nachhaltigkeit wollen. Sie sei nichts, das von oben kommt. Die dortige Mensa möchte mit ihrer Nachhaltigkeit Preise gewinnen und zeigen, dass sie das kann, berichtet er. Dieses Sich-verantwortlich-Fühlen für den eigenen Einsatz, das Wollen sei klar ein Ziel auch für die HOST. Sowohl Wencke Wendlandt als auch Martin Hayduk haben vor allem eins aus dem Treffen mitgenommen: „Wir sind nicht allein.“
Kommentar der Redaktion: Warum wenig Beteiligung am Ende mehr wehtut
Wir empfinden Nachhaltigkeit noch immer als etwas, das man tun „kann", als etwas, das „gut" ist. Aber eben nicht obligatorisch. Man kann, man muss nicht. Ist das so? Schaut man sich die Politik der letzten Jahre an, hat man das Gefühl, dass „die alle" doch schon ein wenig mehr Angst haben, dass mit steigendem Wissen über die tatsächlichen Ausmaße der, vorsichtig formuliert, „Klimaproblematik" auch der Handlungsdruck steigt.
Überschwemmungen, Dürren, Stürme – Das Klima scheint dann doch auch zu reagieren ...
Sind Sie in letzter Zeit geflogen? Ist es Ihnen aufgefallen? – Es gibt deutlich mehr Turbulenzen. Klima.
Und sehr greifbar und fast zum „Nachatmen“: Wenn Sie ein erkältetes Kind im Urlaub kurieren müssten, wohin würden Sie mit ihm zum Ausspannen fahren: Direkt ans Meer, wo die Luft „gewaschen" ist, oder mitten in eine autoreiche Innenstadt? Klima. Vielleicht ist das alles doch kein „Kann" mehr „dieser Klimaschutz". Vielleicht ekelt Sie die Vorstellung, dass Möwen ihre Jungen mit Plastik füttern auch an (passiert aber, auch wenn wir es widerlich finden). Vielleicht gehen wir den kleinen kalten Schritt raus aus der Komfortzone doch,
... trennen etwas Müll an der Hochschule.
... fahren nur mit dem Auto, wenn wir mit dem Auto fahren „müssen"
... drehen die Heizung im Winter ein ganz kleines bisschen weiter runter
... oder geben den Studis, die eine Blühwiese anlegen wollen, etwas mehr Raum für ihre kreativen Ideen.
Vielleicht tut das alles gar nicht so weh, wie die Vorstellung, dass irgendwann Studies mit einer Gasmaske über den Campus laufen, weil die Luft nicht mehr sauber genug zum Atmen ist oder ein etwas früher mögliches „Schreckensszenario", wir nur noch alle paar Jahre in den Urlaub fliegen „dürfen", weil die CO2-Bilanz sehr schnell runter gehen muss. Vielleicht lieber ein paar Einschränkungen im Alltag, als künftige harte Maßnahmen wie Fahrverbote oder klimabedingte Reiseverbote auferlegt bekommen.