Studium

Spanien, Teneriffa - Escuela de Turismo, Puerto de la Cruz

Erasmus mitten im Atlantik

Carlos F., Leisure and Tourism Management, 6. Semester, Spanien, Teneriffa, Escuela de Turismo, Puerto de la Cruz, Sommersemester 2023

Vorbereitungen & Bewerbung 

Der Bewerbungsprozess hat für mich im Oktober 2021 begonnen und Anfang 2022 habe ich dann meinen Platz zugewiesen bekommen und zum Glück auch meinen Erstwunsch, Teneriffa. Die Kurse habe ich von LTM-Studenten übernommen, die zuvor an der Uni auf Teneriffa waren. Ansonsten gab es keine größeren Probleme. Wichtig ist nur, dass man auf dem Learning-Agreement den Erasmus-Code der Escuela de Turismo eingibt und nicht den der Hauptuni in La Laguna.

Wohnungssuche & Unterkunft

Die Wohnungssuche gestaltete sich recht einfach. Ich habe von LTM-Studenten, die schon vorher dort waren, den Kontakt einer Vermieterin bekommen. Diese ist eine ältere Dame, die ausschließlich Spanisch spricht. Mit ihr war die Kommunikation nicht immer ganz einfach, da sie oft nicht auf Nachrichten reagierte bzw. etwas anderes schrieb und nicht auf die eigentlichen Fragen einging. Sie vermietet zwei Häuser an Erasmusstudenten, eines direkt neben der Uni in Puerto de la Cruz und eines etwas weiterentfernt in La Orotava. Ich habe in dem Haus direkt neben der Uni gewohnt, was sehr praktisch war, da ich so nur etwa zwei Minuten zu Fuß zur Uni gebraucht habe. Das Haus ist Teil einer großen und gepflegten Wohnanlage, zu der auch ein Pool gehört, den alle Bewohner nutzen dürfen. Das Haus selbst ist im Gegensatz zur Wohnanlage aber leider nicht sehr gepflegt und schon sehr heruntergekommen. In einigen Zimmern schimmelt es und viele Einrichtungsgegenstände sind beschädigt oder kaputt. Im Haus gibt es vier Einzelzimmer, die sich ein Badezimmer teilen und auf der Terrasse gibt es noch ein kleines Häuschen mit einem Zimmer für zwei Personen mit eigenem Bad. Die Küche, Wohnzimmer und Terrasse werden von allen sechs Leuten benutzt. Der Vorteil des Hauses ist definitiv, dass man direkt Kontakt zu anderen Erasmusstudenten findet, die mit im Haus wohnen und die Nähe zur Uni. Der Nachteil ist, wie gesagt, der Zustand welcher dem Preis von 400€ nicht gerecht wird.

Darum würde ich empfehlen auch nach Alternativen zu schauen, was allerdings auch nicht immer einfach ist, vor allem für den kurzen Zeitraum.

Universität & Studium

Die Uni ist sehr klein und erinnert eher an eine kleine Schule, da sie nur aus sechs Räumen und einer kleinen Cafeteria besteht. Sie ist ausschließlich auf Tourismus konzentriert und befindet sich nicht wie die Hauptuni in La Laguna, sondern in Puerto de la Cruz. Durch die Größe der Uni ist es allerdings sehr familiär und die Professoren bemühen sich sehr einem zu helfen, auch wenn sie teilweise nur Spanisch sprechen und somit die Kommunikation oft sehr eingeschränkt ist.

Ein großer Unterschied zu Stralsund ist, dass man in den Kursen anwesend sein muss. Auch ist anders, dass es nicht eine Prüfung am Ende gibt, sondern zwei Prüfungsphasen und einige Projekte und Abgaben, die zwischendurch eingereicht werden müssen und die auch in die Endnote einfließen. Dadurch muss man häufiger etwas machen, aber es hängt auch nicht alles an einer Prüfung. Außerdem sind die Prüfungen meist nur Ankreuzaufgaben und die Lerninhalte, die man wissen muss, sind weniger umfangreich als in Stralsund. Die Vorlesungen sind alle auf Spanisch, jedoch kann man eigentlich jede Prüfung auf Englisch schreiben. Die Vorlesungen selbst gehen alle nur 60 Minuten und sie finden von Montag bis Donnerstag von 9 - 14 Uhr statt. Ich hatte allerdings nie mehr als drei Vorlesungen pro Tag.

Alles in allem ist es nicht allzu schwer die Kurse zu bestehen, wenn man sich ein wenig anstrengend und alle Abgaben einhält. Die Uni bzw. einige Professoren sind auch sehr auf Praxisnähe bedacht, so gab es einige Exkursionen auf der Insel, wie zum Beispiel Besuche verschiedener Weingüter, Kletter- und Wanderausflüge und Museums- und Stadtführungen, bei denen wir mit der lokalen Tourismusindustrie vertraut gemacht wurden.

Sprache & Menschen

Das Spanisch auf den Kanaren unterscheidet sich deutlich vom Festlandspanisch und vom Spanisch, dass wir in den Vorlesungen in Stralsund gelernt haben. Nicht nur, dass viel schneller geredet wird, sondern im kanarischen Akzent werden viele Endungen einfach weggelassen, wie zum Beispiel das S am Ende eines Wortes. Dies beides machte es vor allem am Anfang unmöglich zu erkennen, wann ein Wort endet und wann ein neues anfängt. Mit der Zeit hat sich das allerdings gebessert und ich habe mehr verstanden. Leider sprachen vor allem die Professoren teilweise den stärksten Akzent und dadurch habe ich vor allem zu Beginn oft nur wenig in den Vorlesungen verstanden. Allgemein kann ich sagen, dass die Menschen auf Teneriffa alle sehr herzlich, aufgeschlossen und freundlich sind.

Alltag & Freizeit

Ich hatte auf Teneriffa sehr viel Freizeit, da die Uni nur maximal bis 14 Uhr ging und man freitags nie Vorlesungen hatte, wodurch man immer ein dreitägiges Wochenende hatte. Außerdem gab es diverse Feiertage, wie den Karneval, der der zweitgrößte der Welt nach Rio de Janeiro ist, oder Ostern, wo wir eine Woche frei hatten. Diese Zeit habe ich genutzt, um die sehr abwechslungsreiche Insel zu erkunden und zu erleben. Am besten geht das mit einem Mietauto, welches nicht sehr teuer ist, besonders wenn man es mit mehreren Leuten teilt. Auch Benzin ist auf den Kanaren deutlich günstiger als bei uns. Allgemein sind die Lebenshaltungskosten auf den Kanaren niedriger als in Deutschland und auch als im Rest von Spanien, da die Kanaren einen Sonderstatus haben und auf alles deutlich weniger Steuern gezahlt werden muss. Etwas schade ist, dass die Uni selbst keinerlei Events für die Erasmusstudenten oder ihre eigenen Studenten veranstaltet, denn es gibt keine studentischen Vereine, wie bei uns und auch sonst gibt es kein wirkliches Studentenleben abseits der Uni. Dazu muss man nach La Laguna (etwa 30 Minuten mit dem Bus), da es dort eine große Uni gibt und auch einige Studentenbars. Trotz dessen war es für mich nicht allzu schwierig neue Leute kennenzulernen, da wir etwa 40 Erasmusstudenten an der Uni waren und ich, wie bereits erwähnt mit fünf anderen Erasmusstudenten zusammengewohnt habe und mich sehr gut mit ihnen verstanden habe.

Tipps & Tricks

Nehmt nicht nur Kleidung für warmes Wetter mit. Da es verschiedene Mikro Klimata auf der Insel gibt, braucht man sowohl kurze als auch lange und warme Kleidung. Ein weiterer Hinweis ist, dass es von der großen Uni in La Laguna verschiedene WhatsApp Gruppen gibt, die verschiedene Exkursionen und Unternehmungen anbieten und an denen man teilnehmen kann, auch wenn man dort nicht studiert. Es gibt außerdem die Möglichkeit einen Einwohnerstatus zu erlangen, mit dem man vieles, wie Flüge und Fähren deutlich günstiger bekommen kann. Darum muss man sich aber früh genug kümmern und es ist nicht ganz einfach, weshalb man das direkt am Anfang des Aufenthalts machen sollte.

Fazit

Mein Semester auf Teneriffa war eine super Erfahrung und ich würde es jedem empfehlen, der auf der Suche nach Abenteuer, sommerlichem Wetter und wunderschöner Natur ist. Wer allerdings auf der Suche nach einer Großstadt mit guten Partys, vielen Erasmusveranstaltungen und einer großen Uni, für den ist es die falsche Destination