Erfahrungsbericht

Nina S., Leisure and Tourism Management, 5. Semester, Kolumbien, Medellín, Universidad Pontificia Bolivariana, Wintersemester 2025/26

Medellín: Palmen, Berge, Reggaeton 

Vor der Mobilität

Für mich stand von Anfang an fest, dass ich mein Auslandssemester gerne in Südamerika machen möchte, weil mich die Region schon immer fasziniert hat. Als ich gesehen habe, dass es zwei Partnerunis in Kolumbien gibt, fiel meine Wahl ziemlich schnell auf Medellín. Ich hatte gehört, dass Klima und Stadt dort freundlicher und sicherer sind als in Bogotá (was ich zu 100 % bestätigen kann). Die Bewerbung war unkompliziert und ich stand in engem Kontakt mit Hellen, die sich um die internationalen Studierenden aus Europa kümmert. Die Kurswahl läuft online, was am Anfang etwas verwirrend ist, weil es keine feste Liste gibt. Man sucht sich die Kurse selbst aus verschiedenen Studiengängen zusammen. Ich hatte am Ende Fächer aus drei unterschiedlichen Carreras und das hat alles problemlos geklappt – ich konnte direkt alle Kurse belegen, die ich wollte. 

Mein Zimmer in einer 4er-WG habe ich über Vico gefunden – eine Plattform, die von zwei Deutschen gegründet wurde, die selbst an der UPB studiert haben. Ich kann sie sehr empfehlen! Es war total unkompliziert und fast alle Austauschstudierenden wohnen in einem Vico. Je früher man sich um ein Zimmer kümmert, desto mehr Auswahl hat man – frühes Suchen lohnt sich auf jeden Fall. Die Zeit bis zur Abreise verging total schnell, und dann ging es auch schon los nach Kolumbien. Wichtig: Für die Einreise braucht man ein Rückflugticket. Einige hatten das vergessen und mussten spontan etwas buchen. Da ich noch nicht wusste, wann ich zurückfliegen möchte, habe ich mir ein Onward Ticket geholt – das storniert sich automatisch nach 48 Stunden, kostet etwa 16 Euro und hat super funktioniert. Das PID (Visum) bekommt man direkt bei der Einreise am Flughafen in Medellín. 

Uni 

Etwas schwierig ist, dass das Semester an der UPB sehr früh beginnt – genau dann, wenn in Stralsund die Prüfungsphase läuft. Dank Frau Christiansen konnte ich drei meiner Prüfungen direkt in Medellín unter Aufsicht von Hellen schreiben. Das ist natürlich super, weil man sie dann nicht im nächsten Semester nachholen muss. Man braucht dafür aber echt viel Selbstdisziplin, das habe ich ehrlich gesagt etwas unterschätzt. Von der Uni selbst gibt es keine klassischen Einführungsveranstaltungen. Wir hatten nur einen Campusrundgang, aber ansonsten wird man über das Buddy-Programm gut betreut. Viele Aktivitäten für Internationals werden vom Netzwerk MIEO organisiert – da kommt man irgendwann automatisch rein oder schreibt sie einfach selbst an. Es gibt fast täglich irgendwelche Events, Ausflüge oder Partys, also langweilig wird einem definitiv nicht. 

Der Uni-Alltag ist etwas anders als bei uns: Es gibt fast nur Gruppenarbeiten und Präsentationen. Am Anfang fand ich das etwas nervig, vor allem wegen der Anwesenheitspflicht. Mit der Zeit habe ich mich aber daran gewöhnt und sogar gemerkt, dass ich dadurch mehr vom Stoff im Kopf behalte. Außerdem ist es am Ende des Semesters entspannter, weil man den Großteil der Note schon während des Semesters sammelt.Ich hatte leider von Montag bis Freitag Uni, aber wenn man es geschickt legt, kann man sich den Freitag auch frei halten. Die UPB liegt in Laureles, einem sehr schönen und sicheren Viertel. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, in der Nähe der Uni zu wohnen – man kann dort alles super zu Fuß erreichen.Ich hatte insgesamt sechs Kurse, drei auf Englisch und drei auf Spanisch. Das Niveau war insgesamt nicht besonders schwer, es ging meistens um Gruppen- oder Fleißarbeit. Auch die spanischen Kurse waren gut machbar – die Professoren sind super freundlich und freuen sich, wenn man sich bemüht, Spanisch zu sprechen. Wenn man schon ein gewisses Sprachverständnis hat, klappt das echt gut. Anfangs war’s natürlich etwas schwieriger, aber vor allem das Hörverstehen wird mit der Zeit immer besser. Die UPB bietet außerdem Spanischkurse für Austauschstudierende an, die über das ganze Semester gehen. Man hat dann einmal am Tag Unterricht. Ich kann das besonders am Anfang sehr empfehlen, weil man dort nochmal typische Vokabeln und Grammatik wiederholt. 

Kleiner Tipp: Manche Kurse starten schon um 6 Uhr morgens. Wenn man kein Frühaufsteher ist, sollte man wirklich versuchen, diese Kurse in der ersten Woche noch zu wechseln – ich hab das leider nicht gemacht und es jeden Donnerstag aufs Neue bereut. Ansonsten ist der Campus wirklich richtig schön grün, offen und lebendig – und es gibt super viele Essensmöglichkeiten. 

Stadt 

Medellín hat eine ziemlich gute Infrastruktur, vor allem, weil es eine der wenigen Städte mit Metro ist. Zwar gibt es auch viel Verkehr, besonders zu den Stoßzeiten, aber durch die Metro kommt man trotzdem schnell von A nach B. Ich habe mich meistens mit Motorrad- oder normalem Uber fortbewegt – das ist wirklich sehr günstig und zuverlässig. In den meisten Vierteln kann man sich sicher und frei bewegen; in manchen sollte man sich aber, wenn überhaupt, nur tagsüber aufhalten (meistens sagt einem das aber schon der gesunde Menschenverstand). Insgesamt kann ich sagen, dass ich mich hier, bis auf wenige Ausnahmen, immer sehr sicher gefühlt habe. 

Außerhalb der Uni gibt es in Medellín und Umgebung wahnsinnig viel zu unternehmen. Ich habe es sehr schätzen gelernt, wie schnell man aus der Stadt rauskommt, wenn man möchte: Nach nur 20 Minuten Autofahrt steht man mitten im Dschungel. Gerade wenn man gerne wandert, gibt es unglaublich viel zu entdecken – viele Wasserfälle, Höhlen und schöne Natur. Da Kolumbianer eher gemütlich sind und nicht besonders gern wandern, hat man die Trails auch meistens ganz für sich allein. 

Das Nachtleben hier ist wirklich sehr präsent und wird seinem Ruf absolut gerecht. Besonders am Anfang kann ich die Nächte, in denen ich nicht feiern war oder abends unterwegs, an einer oder zwei Händen abzählen. Ich habe es wirklich sehr geliebt – vor allem, wenn man vorher zwei Jahre in Stralsund gewohnt hat, fühlt sich die Auswahl hier einfach riesig an. Falls man allerdings jemand ist, der viel Ruhe braucht oder schnell von Eindrücken überfordert ist, kann Medellín manchmal etwas zu viel sein. Selbst an der abgelegensten Ecke sitzt oft jemand mit einer Box neben dir und macht Reggaeton an. 

Das Klima hier ist wirklich angenehm – die Stadt heißt nicht umsonst „Stadt des ewigen Frühlings“. Nachts wird es selten kälter als 18 Grad und tagsüber ist es mit 24 bis 28 Grad super schön. Es regnet zwar viel, aber dafür ist alles herrlich grün und man hat wirklich nie das Gefühl, in einer grauen Betonwüste zu stehen. 

Fazit 

Ich habe meine Zeit in Medellín total geliebt aber sie ist viel zu schnell vergangen und ich weiß wirklich nicht, wo die letzten fünf Monate geblieben sind. Zwischenzeitlich habe ich sogar mit dem Gedanken gespielt, meinen Aufenthalt zu verlängern. Ein Jahr hier zu bleiben wäre auf jeden Fall eine Option, bei der man sicher noch mehr ankommt. Ich kann die UPB wirklich zu 100 % empfehlen. Ich hatte hier eine der schönsten Zeiten meines Lebens und gehe mit ganz vielen tollen Erinnerungen und neuen Freunden aus Kolumbien zurück.