Studium

Spanien - Universidad de Las Palmas de GC

Erfahrungsbericht ERASMUS+ Auslandsstudium
Anja K., Leisure and Tourism Management, 8. Fachsemester, Spanien, Universidad de Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC), Sommersemester 2022
Inselabenteuer im zweiten Anlauf!
Bewerbungsprozess 
Meine Auslandsplanung begannt bereits einige Zeit vor meinem eigentlichen Aufenthalt auf Gran Canaria. Ich hatte eigentlich geplant schon im Sommersemester 2021 ins Ausland zu gehen und auch eine Zusage für ein Studium an der Universidad de Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC) bekommen, habe jedoch, aufgrund der gerade beginnenden Pandemie, sicherheitshalber das Erasmus-Agreement für 2021 zurückgezogen. Im darauffolgenden Bewerbungsprozess habe ich also alle Dokumente erneut ausgefüllt – und es hat wieder geklappt! Die Hochschule Stralsund benutzt für den Bewerbungsprozess eine Online-Plattform, sodass alle Daten und Dokumente, wie Lebenslauf (wenn ihr auf Spanisch studieren werdet, sollte dieser auch auf Spanisch sein) oder Studienbescheinigung, sehr schnell und unkompliziert hochgeladen werden können. Nach der Wartezeit bekommt man die Mitteilung, an welcher eurer Wunsch-Unis ihr angenommen wurdet und kurz darauf kann auch schon das Grant Agreement unterschrieben werden. Auf der Website der ULPGC müssen ebenfalls nochmal Dokumente, Personalien und das Learning Agreement hochgeladen werden. Leider gab es da bei mir ein paar anfängliche Schwierigkeiten, da ich bis 2 Monate vor Start des Auslandssemesters keine Infos vom International Office der ULPGC bekommen hatte und auch nicht auf meine E-Mails geantwortet wurde. Durch die Hilfe von Kommilitonen und dem International Office der HOST habe ich aber noch rechtzeitig Kontakt und Infos zur ULPGC bekommen und konnte alle notwendigen Dokumente hochladen. Meine Kursplanung für Gran Canaria war bereits in meinem ersten Bewerbungsanlauf abgeschlossen und dank der Hilfe von Frau Christiansen  gestaltete sich dies auch als sehr einfach, sodass auch die Erstellung des Learning Agreements kein Problem war. Bei Fragen abseits der Kursplanung und Problemen mit der Partner-Uni hilft euch natürlich das International Office der HOST auch immer weiter. Nun da die bürokratischen Angelegenheiten abgeschlossen waren konnte es endlich. Im zweiten Anlauf, die Insel gehen!
Wohnen und Leben in Las Palmas
Las Palmas ist eine große Stadt und es gibt viele Unterkünfte gerade auch für Erasmusstudent*innen. Wenn ihr Tourismus oder Wirtschaftswissenschaften studiert, wird eurer Campus am Standort Tafira sein, mit dem Bus etwa 30-40 Minuten außerhalb von Las Palmas. Da Tafira wenig zu bieten hat und die Wohnheimplätze schnell vergriffen sind, sucht euch eine Wohnung in Las Palmas! Beliebte Gegenden sind entlang der Hauptstraße Avenida Mesa y Lopez, am Strand Las Canteras oder Alcaravaneras, am Parque Santa Catalina oder in der Altstadt Vegueta. Ich habe über die Plattform idealista.com ein Zimmer in einer 4er WG gefunden, in einer Seitenstraße der Mesa y Lopez. Der Standort ist ideal, da man schnell mit der Linie 26 oder 25 zur Uni kommt, den Strand und viele Geschäfte fast direkt vor der Haustür hat. Es gibt auch eine Facebookgruppe, auf der viele Erasmusstudis aber auch Vermieter immer wieder neue Angebote reinstellen. Schreibt einfach viele Leute direkt an und dann solltet ihr auch schnell eine Wohnung finden. Ich habe für mein kleines Zimmer 320€ gezahlt, was relativ dem Standardpreis in der Innenstadt von Las Palmas entspricht und musste eine Kaution in Höhe einer Monatsmiete zahlen. 
Las Palmas hat, neben dem riesigen Stadtstrand Las Canteras, vor allem in der Altstadt Vegueta kulturell viel zu bieten und ist ideal für Leute, die gerne Wassersport betreiben oder einfach gern am Strand entspannen. An sich ist Las Palmas nicht die schönste Stadt, aber es lässt sich dort gut leben und man kommt schnell mit den Bussen, hier „Guaguas“ genannt, von A nach B. Die gelben Guaguas fahren in ganz Las Palmas und die blauen um die ganze Insel und sind günstig und das Netz sehr gut ausgebaut. Las Palmas ist (leider) einer der wolkenreichsten Orte der Insel und auch gerade in der Uni kann es durch den sehr starken und immerwährenden Wind sehr kalt sein, also nehmt nicht nur Sommersachen mit ;) Dennoch ändert sich das Wetter auch schnell, sodass man die Sonne am Stadtstrand genießen kann oder in den trockenen und warmen Süden fährt, wo eigentlich ganzjährig ein sehr gutes Klima herrscht.
Studieren an der ULPGC
Studieren in Spanien ist ganz anders als in Deutschland. Die Uni fühlt sich eher wie eine Schule an, da man in fast allen Kursen Anwesenheitspflicht hat und sehr sehr viele Hausaufgaben, Zwischenprüfungen, Präsentationen und Gruppenarbeiten während des Semesters hat. Der Tourismusstudiengang der ULPGC ist noch viel praktischer ausgelegt als in Stralsund, in jedem Kurs werden Beispiele aus der Praxis und der Insel genutzt und man bekommt einen sehr guten Einblick in die kanarische Tourismuswirtschaft. Ich hatte die Kurse Gestión de Alojamientos, Turismo y Patrimonio Cultural, Creación de Empresas y Productos Turísticos, Marketing Turístico und Investigación de Mercados Turísticos gewählt. Ihr seht schon – alles dreht sich um Tourismus. Dieser Aspekt hat mir wirklich gut gefallen und mir nochmal gezeigt, dass es mir Spaß macht, Tourismus zu studieren. Gerade die ersten beiden Fächer sind sehr empfehlenswert, da man viel über Land, Leute und touristische Unternehmen Gran Canarias lernt und auch Exkursionen in Hotels oder Orte auf der Insel durchgeführt wurden. Was man nicht unterschätzen darf, ist natürlich die Sprache – alle Vorlesungen sind ausschließlich auf Spanisch, was man vorher ja schon weiß, aber in der Praxis ist es gerade am Anfang viel schwieriger als man denkt. Wenn ihr also wie ich erst in Stralsund angefangen habt Spanisch zu lernen, dann wird es sehr anstrengend aber machbar, ihr müsst aber vorher einfach viel üben, sonst tut ihr euch keinen Gefallen. Dank Übersetzern, im Unterricht anwesend sein und einfach im Alltag versuchen zu sprechen ist es aber machbar und gerade das Alltagsspanisch wird sich sehr verbessern. Außerdem dürft ihr die Anforderungen der ULPGC nicht unterschätzen. Der Workload ist riesig und es gibt viele Aufgaben, deren akademischen Wert man nicht nachvollziehen kann, da sie eher wie Beschäftigungstherapie wirken als Uni, aber dennoch kritisch bewertet werden. Versucht so oft wie es geht im Unterricht da zu sein, da es oft passiert, dass eine neue Aufgabe oder Gruppenarbeit spontan angesagt wird und fragt die Professoren, wenn ihr Aufgaben nicht versteht. Seit euch auch bewusst, dass ihr unbedingt gut für die finalen Prüfungen lernen müsst (es gibt nicht in allen Fächern welche, manchen Profs reichen auch Hausarbeiten oder Zwischenprüfungen aus). Ihr müsst die letzte Prüfung mit der Mindestnote (eine 5 von 10) bestehen, damit eure Vorleistungen mit eingerechnet werden und ihr überhaupt den Kurs besteht. Die finalen Prüfungen bestehen oft aus Multiple-Choice-Antworten, wobei euch für Fehler Punkte abgezogen werden. Alles in allem sind die Kurse aber mit viel Fleiß und etwas Glück schaffbar.
Fazit
Gran Canaria wird nicht umsonst als kleiner Kontinent bezeichnet – die Insel hat mit ihren diversen Landschaften und Klimazonen unglaublich viel zu bieten! Es gibt viele einzigartige Orte zu entdecken, zum Beispiel grünen Vulkankrater, Wanderwege in den Bergen, Felsenschwimmbecken an den Küsten, traditionelle Städtchen, Sanddünen und noch viel mehr. Die Canarios sind sehr nette Leute, die gegenseitig auf sich achten und einem gern weiterhelfen. Die Uni hat mehr Zeit in Anspruch genommen als gedacht und die Orte, die ich am meisten gesehen habe, waren leider mein Schreibtisch und die Unibibliothek, dennoch bleibt genug Zeit, um die Insel zu erkunden. Die Kurse waren anspruchsvoll und gerade durch mein schlechtes Spanisch echt eine Herausforderung, aber am Ende bin ich froh, alles abgeschlossen zu haben und kann sagen, dass sich mein Spanisch auch auf jeden Fall verbessert hat. Ich bin sehr froh, diese Insel kennengelernt zu haben und werde irgendwann – wenn auch auf keinen Fall mehr für ein Studium ;) – mal wieder zurückkommen.