Studieren im Land der Hot Dogs, Wikinger und Smørrebrød

Alexander M., Leisure and Tourism Management, 6. Semester, Dänemark, Roskilde, Zealand Institute of Business and Technology, Sommersemester 2022
Ich habe mein Auslandssemester in Roskilde, Dänemark gemacht. Die Stadt lässt sich gut mit Stralsund vergleichen. Beides sind kleinere Städte mit hoher historischer Bedeutung für die jeweilige Region und liegen direkt am Wasser. 

Bewerbungsprozess
Der Bewerbungsprozess im ERASMUS+ Portal lief ohne Probleme und mit der Bestätigung von ERASMUS+ war die offizielle Bewerbung an der Universität nur noch Formsache. Leider wurden die Kurse von der Uni recht kurzfristig geändert, was dazu geführt hat, dass ich meine Planung ein wenig ändern musste, aber am Ende wurden alle Kurse angerechnet. 

Studieren
Wir waren wahrscheinlich das letzte Semester, was noch an der Alten Uni studiert hat. Der Studiengang „Leisure Management“ wurde zu einer anderen Universität transferiert, die jedoch zentraler in der Stadt liegt. Aufgrund des Umzugs kann ich nur bedingt was zum Studium und der Uni sagen. Was sich jedoch wahrscheinlich nicht ändern wird, ist die grundsätzliche Art wie gelehrt und studiert wird. Mir ist besonders positiv aufgefallen, dass Frontalunterricht nie stattgefunden hat. Es wurde immer sehr viel zwischen den Lehrenden und den Studierenden kommuniziert, was zum einen an den Räumlichkeiten lag. Es waren mehr Klassenräume als Hörsäle, was automatisch dazu geführt hat, dass weniger in eine Richtung gesprochen wurde. Zum anderen waren aber auch bei jedem der Dozenten und Dozentinnen viele Gruppenarbeiten fester Bestandtei der Vorlesungen, die im Übrigen auch länger gingen als bei uns in Deutschland. Statt der üblichen 90 Minuten wurden drei Stunden unterrichtet mit mehreren Pausen zwischendurch. Dafür hatten wir selten mehr als zwei solcher Blöcke an einem Tag. Wir hatten auch keine schriftlichen Prüfungen, sondern Präsentation und/ oder Paper die bewertet wurden und sich immer um ein reales Problem gedreht hat, was man sich selbst überlegt hat und bestätigen lassen musste. Somit hatte jeder eine individuelle Prüfung, die sehr praxisorientiert war, was mir erst schwerfiel, aber im Nachhinein positiv in Erinnerung bleibt. 

Unterkunft
Da sich der Studiengang wie gesagt in einem Umzugsprozess von einer Uni zu einer anderen befand, hat sich leider keine der beiden Unis verantwortlich gefühlt, uns ein Wohnheim zur Verfügung zu stellen. Wir haben ein Angebot bekommen, in einem „Studierenden Hotel“ zu leben, was auch die meisten angenommen haben, da es am einfachsten zu buchen war. Wir haben in simpel eingerichteten Einzelzimmern gewohnt mit eigenem Badezimmer. Auf dem Flur haben auch alle anderen Erasmus Studierende gewohnt, was super ist, um alle kennenzulernen. Wir konnten theoretisch unter der Woche drei Mal täglich in der Kantine kostenlos essen und am Wochenende stand uns eine Küche zur Verfügung, die jedoch recht spärlich ausgestattet war. Im Keller gab es auch einen Fitnessraum, Räume für Kinoabende und ein Raum mit Tischtennisplatten, Billardtischen und einer kleinen Bar. Außerdem wurden immer wieder Aktivitäten angeboten wie gemeinsam Badminton zu spielen, BMX fahren oder Bogenschießen. Wenn für die kommenden Semester wieder das ZBC angeboten wird, kann ich es nur weiterempfehlen, auch wenn die ein oder andere Hausregel ein wenig fragwürdig war, aber dafür umso strenger durchgesetzt wurde. Es ist aber ein super Ort, um schnell Leute kennenzulernen, Erasmus Studierende und auch dänische Schüler.

Leben in Roskilde
Wie anfänglich erwähnt ist Roskilde keine große Stadt, aber sehr schön gelegen. Es gibt einen schönen Hafen am Roskilde-Fjord, mit einem Wikingermuseum. Die Region um Roskilde war einer der wichtigsten Städte in der Wikinger Zeit, daher sind diese sehr Präsent in der Umgebung. Um die Stadt herum gibt es sehr viele Seen, Fjorde und Wiesen, die idealerweise bei Radtouren entdeckt werden können. Die Hauptstadt Kopenhagen ist für mich persönlich definitiv in den Top 5 der schönsten Städten Europas und mit dem Zug perfekt erreichbar. Ideal für Ausflüge, Shopping Trips, oder als Feier Location. Dänemark und speziell Kopenhagen ist aber leider auch eine sehr teure Region, daher ist es sehr angebracht, dass die ERASMUS+ Förderung erhöht wird. Fast alles lässt sich kontaktlos mit der Kreditkarte oder Handy zahlen, Bargeld ist nicht viel mehr als ein hübsches Andenken. 
Wir sind Anfang Februar angekommen und konnten von Woche zu Woche sehen, wie die Tage länger wurden, was gerade gut ist um die Gegend zu erkunden.  Ich habe mich auf mehr Regen eingestellt, aber scheinbar hatten wir einen sehr trockenen Frühling/ Sommer. Windig ist es aber immer. Wer mag kann sich ein wenig auf die Sprache vorbereiten, aber hier sprechen alle mehr oder weniger perfektes Englisch, was zum einen super einfach ist, aber mich auch daran gehindert hat, dänisch zu lernen, was ich im Nachhinein ein wenig bereue. Dänemark ist ein Fahrradland, also entweder das eigene Rad mitbringen, sich vor Ort eins kaufen oder für den Zeitraum mieten/leihen. Hier ist Swapfiets wärmstens zu empfehlen. Mit dem Zug kommt man für weitere Distanzen auch gut von A nach B. Hier am besten am Anreisetag eine Reijsekort beim 7/11 organisieren und aufladen. 

Tipps 
Ich würde empfehlen wie wir, im Sommer Semester nach Roskilde zu gehen. Der Herbst ist bestimmt auch schön, aber zu sehen wie die Tage länger werden ist viel Wert. Außerdem findet Ende Juni das Roskilde Festival statt, wo man als Volunteer ein paar Stunden arbeitet, aber dafür kostenlos Zugang zu alles Acts und Camping hat. 100% Empfehlung, auch wenn bis dahin das Semester offiziell vorbei ist. An langen Wochenenden andere Städte und Regionen besuchen würde ich auch empfehlen. Aarhus ist wunderschön und Malmö ist zwar Schweden aber auch für ein Tagestrip super erreichbar. Zur Anreise: von Sassnitz gibt es eine Fährverbindung nach Ystad, Schweden. Von da aus ist man schnell in Malmö wo dann die Brücke nach Kopenhagen wartet. Sonst gibt es Direktzüge von Hamburg nach Kopenhagen oder sogar Verbindungen mit dem Flixbus.

Fazit
Ich kann Roskilde als Stadt und Dänemark als Land absolut weiterempfehlen. Gerade für unseren Zeitraum nach 4 Semestern online oder Hybridlehre war es schön wieder zu 100% in Präsenz zu studieren und das Studium so zu erleben, wie es sein sollte. Wer offen ist und ein paar Worte dänisch spricht kommt auch schnell mit Dänen in Kontakt. Also noch ein paar Flaschen günstiges Bier besorgen und auf nach Roskilde!