Praktikum


Arctic Mountain Team
Andreas G., Leisure and Tourism Managememnt, 6. Semester, Schweden, Älvsbyn, Sommersemester 2025
Bewerbung und Organisation
Auf die Firma bin ich über Freunde gestoßen, die dort eine Outdoor-Tour gebucht hatten und ziemlich begeistert zurückgekommen sind. Die Bewerbung lief unkompliziert: Ich habe meine Unterlagen (Lebenslauf, Motivation, Zeugnisse) per Mail geschickt und wurde dann zu einem Online-Gespräch mit der Chefin eingeladen. Die Zusage kam recht schnell, insgesamt hat es von der Bewerbung bis zur Zusage nur etwa drei bis vier Wochen gedauert.
Große Schwierigkeiten gab es nicht. Ein Hinweis für alle, die sich bewerben wollen: In der Hochsaison (Sommer oder Winter) hat das Unternehmen viel zu tun, da kann es etwas länger dauern, bis man Rückmeldung bekommt. Außerdem sollte man Spaß an Outdoor-Aktivitäten haben und kein Problem damit, auch mal zehn Tage am Stück draußen unterwegs zu sein.
Für die Vorbereitung musste ich mir noch eine private Auslandskrankenversicherung besorgen, zusätzlich zur europäischen Krankenversicherungskarte. Flug und Transfer nach Älvsbyn hat die Firma organisiert. Für Erasmus waren einige Formulare nötig, unter anderem das Learning Agreement und eine Ankunftsbestätigung.
Vorbereitung
Vorher habe ich mich über Schweden informiert – Kultur, Politik, Wirtschaft, vor allem aber das Jedermannsrecht. Außerdem habe ich mich mit Outdoor-Themen beschäftigt: Ausrüstung, Erste Hilfe, Verhalten in Notfällen. Schwedisch habe ich nicht gelernt, weil wir nur Gäste aus dem deutschsprachigen Raum hatten. Mit den Schweden selbst konnte man gut auf Englisch reden.
Unterkunft und Leben vor Ort
Die Unterkunft war wirklich gut. Es war ein großes Haus mit zwei Bädern, Küche, Waschmaschine, Trockner, Wintergarten, Garten und sogar Fahrrädern und Spielen wie Spikeball. Wir haben dort zu sechst gewohnt, wobei sich das durch die Tourenphasen auch immer wieder geändert hat. Kosten hatte ich keine, die wurden übernommen.
Die Leute in Nordschweden sind eher zurückhaltend, aber wenn man sie anspricht, sehr freundlich und hilfsbereit. Auffällig war, dass es kaum Zäune gibt und die Grundstücke offen sind. Viele haben hier einen Quad oder Scooter, und im Winter oft auch einen kleinen Traktor, um Schneemassen zu bewältigen. Spannend fand ich auch die Begegnungen mit den Samen, dem indigenen Volk Lapplands. Ihre Rentiere sieht man überall, selbst auf den Straßen.
Eine kleine Tradition, die mir in Erinnerung geblieben ist: „Taco Friday“. Freitags gibt es in vielen Haushalten selbstgemachte Tacos, und in den Supermärkten findet man dazu extra viel Auswahl.
Alltag und Freizeit
Mein Alltag war sehr unterschiedlich. Am Anfang habe ich viel vom Laptop aus gearbeitet, später war ich fast nur draußen unterwegs. Auf Touren sah ein typischer Tag so aus: früh aufstehen, Frühstück am Feuer, dann Zelte abbauen, Boote beladen, paddeln, Mittagspause, weiter paddeln, am Ziel wieder Lager aufbauen, Holz sammeln, Abendessen kochen und danach am Lagerfeuer sitzen.
In der Freizeit haben wir oft gegrillt, gespielt oder Ausflüge gemacht. Angeln war sehr einfach möglich, und ich habe auch kleinere Orte in der Nähe besucht. Zum Ende habe ich mit Freunden noch eine private Trekkingtour gemacht – ein tolles Highlight.
Arbeit und Lernerfahrungen
Meine Hauptaufgabe war die Durchführung von Kanu- und Trekkingtouren. Dazu gehörte die Vorbereitung der Ausrüstung, Einführung der Gäste, Leitung der Tour, Kochen, Organisation und natürlich auch das Notfallmanagement. Ziel war es immer, dass die Gäste ein starkes Erlebnis mitnehmen.
Ich habe viel gelernt: wie man Touren plant und umsetzt, wie man Gäste betreut, Logistik und Organisation. Vor allem aber habe ich gelernt, flexibel zu reagieren und Verantwortung für eine Gruppe zu übernehmen. Auch meine Outdoor-Skills und mein professionelles Auftreten haben sich verbessert. Die Kommunikation lief hauptsächlich auf Deutsch, manchmal auch Englisch. Mein Englisch habe ich dabei gefestigt, aber wirklich gebraucht wurde es nicht oft.
Rahmenbedingungen
In Älvsbyn war die Infrastruktur überraschend gut. Es gibt mehrere Supermärkte, die lange geöffnet haben, eine gute Bus- und Bahnanbindung, und das Mobilfunknetz in Schweden ist top – selbst im abgelegenen Tal hatte man noch 5G.
Fazit
Wer ein Praktikum dort machen möchte, sollte Natur und Outdoor lieben. Trekking- oder Kanuerfahrung ist ein Vorteil. Man sollte außerdem flexibel sein, da Pläne sich oft ändern können, zum Beispiel wegen Wetter oder Ausfällen. Für mich war es eine sehr wertvolle Erfahrung. Ich habe viel über Tourismus in der Praxis gelernt, neue Perspektiven gewonnen und bin auch persönlich gewachsen. Schweden hat mich begeistert: die Natur, die Weite, die Ruhe und das Jedermannsrecht. Ich möchte unbedingt nochmal dorthin zurück, vielleicht im Winter, und kann mir auch vorstellen, irgendwann länger in Skandinavien oder sogar Kanada zu leben.