Wie funktioniert Tourismusentwicklung im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft? Im Masterstudiengang Tourism Development Strategies (TDS) gehen die Studierenden raus aus dem Hörsaal und rein in die Realität des internationalen Tourismus. So auch in diesem Jahr. Kürzlich ist Steffi Schnierer, Programm Managerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fakultät Wirtschaft, von einer Norwegen-Exkursion mit 14 Masterstudierenden zurückgekehrt. Das Ziel: Die Notwendigkeit für nachhaltigen Tourismus und seine mannigfaltigen Dimensionen fest und eindrucksvoll im Bewusstsein der Masterstudierenden des ersten Semesters verankern. Das ist mehr als gelungen: neben zahlreichen Terminen mit Tourismusakteuren trugen beeindruckende Naturereignisse wie eine Gletscherwanderung, einen Eisbären in freier Wildnis und Polarlichter zu bestaunen, dazu bei, dass die TDS-Exkursion ein unvergessliches Erlebnis wurde.
Los ging es auf der norwegischen Inselgruppe Svalbard
… auf Spitzbergen im Nordatlantik und Arktischen Ozean. „Die Studierenden sind sich einig, die Abgeschiedenheit der Natur und den riesengroßen Einklang von Natur und Umwelt intensiv gespürt zu haben“, reflektiert Steffi Schnierer.
Aber gerade diese unberührte Natur ist massiv vom Klimawandel betroffen. Die Identität der Einwohner*innen war bestimmt vom Abbau des Kohlevorkommens, jetzt ist Svalbard im Wandel. Die Studierenden besuchten eine stillgelegte Mine, die heute touristisch genutzt wird und gewannen einen Eindruck vom „Saatgut-Tresor“ auf Spitzbergen, der gebaut wurde, um die genetische Vielfalt von Pflanzen weltweit zu schützen. Ebenso lernten sie die höchste Verwaltungsbehörde Norwegens auf Svalbard kennen, den Sysselmesteren på Svalbard (auf Deutsch etwa „der Gouverneur von Svalbard“) und sprachen mit Roy Duvier, der als Berater für Umweltschutz verantwortlich ist.
Spitzbergen stellt sich um, zum Schutz der Natur, der eigenen Existenz. Für die Studierenden ein optimales Beispiel für die hohe Relevanz von Nachhaltigkeit und nachhaltigem Tourismus. Und hier liegt ein Fokus der Stralsunder Touristiker. „Nachhaltigkeit ist ein Querschnittsthema, dass wir ganzheitlich betrachten und ohne das eine Zukunft im Tourismus nicht gedacht werden kann“, erklärt Steffi Schnierer. Sie arbeiten in der Lehre mit dem bekannten Modell der Triple Bottom Line – ökonomisch verträglich, sozial verträglich und umweltverträglich. Das alles muss Nachhaltigkeit ausmachen – „alles Hand in Hand und nichts auf Kosten des anderen“. Wie das in der Praxis aussehen kann, haben die Studierenden unmittelbar erlebt: Die Destination Oslo.
Oslo will seine Emissionen bis 2030 um 95 % senken.
Der Plan sieht Emissionsreduktionen durch den Schutz der Wälder, Energieeinsparungen und die Vorbereitung auf klimatische Herausforderungen vor. „Oslo ist ein Vorreiter in Sachen nachhaltigem Tourismus“, erklärt Steffi Schnierer. Während der Exkursion haben sie verschiedene Perspektiven eingenommen – mit der Kommune in Oslo gesprochen oder mit Expertinnen der deutsch-norwegischen Handelskammer sowie Haman Travel, einem Incoming Reiseveranstalter der sich auf nachhaltigen Tourismus spezialisiert hat, diskutiert. Die Relevanz ist hoch, der Austausch war angeregt.
Die Masterstudierenden
… die an der Exkursion teilnahmen, haben völlig unterschiedliche Vorgeschichten und Lebenswege, einige haben bereits im Tourismus gearbeitet, andere kamen direkt nach dem Bachelor an die HOST. Ihr TDS-Masterstudium startete im September, sie stammen aus Deutschland, Indien, Marokko und Italien. Die Exkursion hat aus ihnen eine Gruppe geformt, die die Relevanz von nachhaltigem Tourismus schon zum Studienstart durch ein echtes Erlebnis fest verankert haben. „Unsere Studierenden erfahren, reflektieren, wachsen“, sagt Steffi Schnierer und führt aus: „Wir wollen Absolvent*innen verabschieden, die nachhaltigen Tourismus als oberste Prämisse sehen und von den Besten lernen – so wie sie es in Oslo konnten“.
Ein Highlight der Exkursion
… war der Besuch eines Fußballvereins, „der vor allem die soziale Komponente der Triple Bottom Line lebt“, begründet die Dozentin. Die Finanzen des Vereins werden von Teresa Beste, einer ehemaligen Absolventin des Studiengangs International Management Studies in the Baltic Sea Region (BMS) der HOST gemanagt. Sie lebt den internationalen Gedanken, der an der HOST vermittelt wird, hat drei Kinder in drei Ländern geboren, ihren Master und ihre Promotion absolviert – alles weit entfernt von der Heimat. Teresas Praxistipp für alle (Studierenden): „Die Landessprache zu lernen, ist das Allerwichtigste!“
Das sagen die Studierenden
„Mit einem Berg voller Erlebnisse und wertvollen Erkenntnissen sind wir von unserer TDS-Exkursion heimgekehrt. Durch die zahlreichen Meetings in Oslo und auf Spitzbergen konnten wir viel extrem mitnehmen und erhielten spannende und erkenntnisreiche Einblicke in den nachhaltigen Tourismus. Besonders beeindruckt hat mich das Gespräch mit der Kommune Oslo über ihre vielfältigen Ansätze und Maßnahmen, durch die die Emissionen aus dem Verkehr innerhalb weniger Jahre fast vollständig eliminiert wurden – beispielsweise dank eines elektrifizierten öffentlichen Nahverkehrs, der Förderung von E-Autos durch Subventionen sowie zahlreicher E-Parkplätze. Faszinierend war es ebenso zu erfahren, dass Oslo bereits nahezu emissionsfreie Bauprojekte realisiert.“
Felicitas Murawski
„During our academic excursion, I perceived a strong sense of time slowing down, influenced by the surrounding natural beauty and the distinctive Arctic light cycle. This experience fostered a profound detachment from the urban world and a renewed connection with nature and with myself, rarely encountered in my life.”
Simone Bonetti
(Studierender im Double Master Degree: Partneruni aus Bergamo/ Italien und im TDS-Master der HOST)


