Erfahrungsbericht

Felix L., Softwareentwicklung & Medieninformatik, 8. Semester, Zypern, Nikosia, Frederick University Nicosia, Sommersemester 2025

Katzen, Meer und „Oh mein Gott, diese Hitze“

Auslandssemester – das bedeutet für mich Abenteuer, Herausforderung und Erinnerungen, die mich ein Leben lang begleiten werden.
Aber die Auswahl an möglichen ausländischen Universitäten alleine in Europa ist recht umfangreich. Wie also eine Wahl treffen? Die Hauptkriterien bei meiner Suche waren neben dem Kursangebot die Nähe zum Meer, Tauchen und ein mir weitestgehend unbekannter Ort. 
Da das kommende Semester mein letztes Semester sein sollte und ich somit nur noch eine Hand voll Fächer zu bestehen hatte, schieden zudem viele Universitäten aus, da die entsprechenden Fächer an der Partneruniversität entweder nicht oder im jeweils anderen Semester angeboten wurden. Nach langer Suche fiel meine Wahl auf Zypern und die Frederick University in Nikosia. 

Der Bewerbungsprozess war etwas langsam und teilweise umständlich, wurde aber während der gesamten Zeit durch das Outgoing-Office begleitet und unterstützt. Umständlich war hier vor allem das Unterschriften- und Stempelsammeln von verschiedenen Personen an der heimischen sowie ausländischen Universität.
Nachdem schließlich das Learning Agreement, die Kursgegenüberstellung und ECTS-Anerkennung, das Grant Agreement sowie das Auslands-BAföG bewilligt und unterschrieben waren, blieb noch die Frage der Unterkunft offen.
Dabei half die Partneruniversität in Nikosia durch die Vermittlung mit Vermietern aus der Umgebung. Zu meinem Glück fand ich nur 3 Gehminuten von der Universität entfernt in einem wunderschönen Haus mit großem Garten ein WG-Zimmer – eigenes Badezimmer inklusive. Wie sich dann herausstellte, sollte ich das gesamte Haus für mich alleine zur Verfügung haben. Gesellschaft leistete mir zunächst nur eine Katze, von denen es auf der Insel sprichwörtlich wimmelt – es heißt, auf der Insel kommen auf jeden Bewohner 2 Katzen. Wenig später kam schließlich meine Freundin aus Deutschland nach, die die verbleibende Zeit hier mit uns lebte. 

Mein Studium an der Frederick University verlief sehr entspannt. Die Vorlesungen waren auf Englisch und die elektronische Ausstattung und Lehrmittel sehr modern. In der Regel waren wir in kleinen Klassenräumen mit nicht mehr als 15 Studenten pro Vorlesung. Im Laufe des Semesters fanden in jedem Fach 2 Klausuren statt. Ich fand das sehr hilfreich und hat mir dabei geholfen, den Stoff zu vertiefen, ohne dass ich am Ende des Semesters den gesamten Stoff von vorne aufbereiten musste. Der Austausch mit Studenten und Professoren verlief ohne Probleme und ich habe mich nie fremd oder fehl am Platz gefühlt. Die Frederick University verfügt über ein breites Angebot an Mannschafts- und Einzelsportarten – inklusive eigenem Kraftraum und Fahrradverleih.

Mit Beginn des Semesters wurde ich zu den beiden großen, sehr aktiven Erasmus-Netzwerken in Nicosia eingeladen. Beide Gruppen organisierten wöchentlich Partys und Meetups für Erasmus und lokale Studenten aus allen Universitäten der Stadt. Neben den Partys gab es außerdem viele Angebote für Sightseeing- und Wander-Touren oder für Ausflüge an den Strand. Sehr populär war jeden Montag das Beer-Pong-Tournier!

Darüber hinaus bietet Nicosia selber relativ wenig an Freizeitaktivitäten an, aber das wird durch die Vielzahl an schnell erreichbaren Möglichkeiten auf der Insel wieder gut gemacht.
Zypern ist eine Insel im Herzen des Mittelmeers. Nur 70 Kilometer südlich der Türkei und rund 100 Kilometer westlich von Syrien gelegen, bietet sie malerische Gebirgszüge, weiße Sandstrände und ein so klares Wasser, dass man Schiffswracks noch in 25 Metern Tiefe von der Oberfläche aus erkennen kann. 
Aber auch eine Insel mit einer bewegten Geschichte. Zypern ist seit einem militärischen Konflikt mit der Türkei in den 70er Jahren geteilt in Nord und Süd, wobei der nördliche Teil der Insel von der Türkei besetzt und kontrolliert wird. Völkerrechtlich wird dieses Gebiet von keinem Land, außer der Türkei selber, als Türkische Republik Nordzypern anerkannt. Diese Teilung prägt das Leben in Zypern bis heute und ist besonders in Nikosia spürbar, denn hier verläuft die Grenze quer durch das Stadtzentrum. Mittlerweile ist der Grenzübergang an den Checkpoints aber für alle EU-Bürger auch ohne Visum geöffnet und beide Länder haben sich mit der Situation weitestgehend arrangiert, sodass seit vielen Jahrzehnten keine aktiven Konflikte mehr zu befürchten sind.

Die Landessprache auf Zypern ist griechisch, aber da Zypern bis in die 60er Jahre eine britische Kolonie war, sprechen hier Jung und Alt nahezu perfektes Englisch. 
Das öffentliche Verkehrsnetz funktioniert in Zypern relativ gut, wenn auch die Busse teilweise länger auf sich warten lassen. Dafür ist der Ticketpreis, insbesondere für Studenten, extrem günstig (90 Cent pro Stadtfahrt). So gelangt man auch schnell ans Meer. Von Nicosia fährt man zum nächsten Strand nur ca. 50 Minuten mit dem Bus. Wer zu den Hotspots weiter im Osten möchte fährt ein wenig länger hat dafür aber wunderschöne Strände und zahlreiche Urlaubsmeilen, die dem Ballermann in nichts nachstehen.
Hier boomt auch der Tauch-Tourismus, denn auf Zypern ist es nicht nur über Wasser schön. Zahlreiche Schulen bieten hier Tauch-Kurse an oder geführte Tauchgänge zu den Wracks, Höhlen oder Seegraswiesen für schon erfahrene Taucher. Für mich als Geräte- und Apnoe-Taucher ein absolutes Highlight, von dem ich in meiner Zeit hier viel Gebrauch gemacht habe. 
Neben Wasser gibt es auf der Insel aber auch Berge, die teils so hoch gelegen sind, dass hier im Winter Ski gefahren werden kann. Kaum vorstellbar, wenn man bedenkt, dass auf der Insel im Hochsommer gerne mal die 45 Grad-Marke überschritten wird. Aber auch im Sommer laden die Berge zu wunderschönen Wander-Touren ein.

Wer sich für die Geschichte interessiert, findet im Westen des Landes viele antike Ruinen aus längst vergangenen Kulturen oder kann die in den zahlreichen Museen ausgestellten Artefakte der verschiedenen Epochen entdecken.

 

Fazit:
Zypern ist in nur 5 Monate mein zweites Zuhause geworden. Die Menschen, Kultur, Landschaft und Unterwasserwelt haben mich von Anfang bis Ende begeistert und obwohl ich viel unterwegs war, habe ich nur einen kleinen Bruchteil der Insel gesehen. Es gibt noch viel zu entdecken und dies war sicherlich nicht mein letzter Besuch auf der Insel. 
Egal ob Party, Kultur, Geschichte, Berge oder Wasser – es ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Mein Tipp: ladet euch nicht zu viele Module während des Semesters auf – die HOST ist ziemlich großzügig, was die Mindestanzahl an ECTS betrifft. Nutzt die Gelegenheit und erkundet die Insel– am besten mit eigenem Miet-Auto.