Erfahrungsbericht

Lea D., Leisure and Tourism Management, 5. - 6. Semester, Chile, Valparaíso, Pontificia Universidad Católica de Valparaíso, Wintersemester 2024/2025 + Sommersemester 2025

Chile – Ein Land der Kontraste: Zwischen Gletschern, Graffiti und Gastfreundschaft

Warum Chile? / Studiumssuche

Schon länger hatte ich den Wunsch, in ein spanischsprachiges Land zu gehen – nicht zuletzt, um meine Sprachkenntnisse weiter zu verbessern. Spanien kannte ich bereits aus einem früheren Aufenthalt. Deshalb zog es mich nun nach Lateinamerika – eine Region, die mich kulturell und landschaftlich schon lange faszinierte. Chile war dabei eine intuitive Entscheidung: ein Land, das man nicht automatisch auf dem Schirm hat, das mich aber mit seiner Vielfalt und Kontrasten tief beeindruckt hat – von der trockensten Wüste der Welt bis zu den Gletschern Patagoniens, von urbaner Kunst in Valparaíso bis zur ruhigen Natur in den Anden.

Studienplatzsuche und Bewerbung

Gefunden habe ich die PUCV über das International Office der HOST. Die Uni ist Partnerhochschule und bot Programme für meinen Studiengang LTM – allerdings ausschließlich auf Spanisch. Wichtig: Ein offizieller Sprachnachweis (mind. B2) ist verpflichtend, der LTM-Sprachkurs reicht dafür nicht aus. Die Bewerbung erfolgte über das IO für Erasmus+ weltweit. Parallel musste ich mich über das Onlineportal der PUCV bewerben, was dank der guten Kommunikation mit dem IO der PUCV reibungslos funktionierte.

Vorbereitung und Anreise

Die Vorbereitung war intensiver als für europäische Ziele: Neben der sprachlichen Vorbereitung musste ich Impfungen auffrischen, Versicherungen abschließen und ein Visum beantragen – bei einem Aufenthalt von einem Jahr zwingend notwendig. Wichtig ist, dass man erforderliche Unterlagen rechtzeitig aus Deutschland beschafft, um sich ein Menge Stress zu ersparen.

Unterkunft und Campusleben

Die PUCV bietet die Möglichkeit, bei Gastfamilien zu wohnen – eine gute Option für kulturelles Eintauchen. Alternativ gibt es Plattformen wie compartodepto.cl oder RUMI Student Housing. Ich selbst lebte in Viña del Mar, das im Vergleich zum benachbarten Valparaíso als sicherer und ruhiger gilt. Beide Städte gehen fließend ineinander über, der Hauptcampus liegt in Valparaíso, während die Wirtschaftsfakultät sich beispielsweise in Viña im Stadtteil Recreo befindet. Die Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist aber Städteübergreifend unkompliziert und alle Campus sind gut erreichbar.

Sprachbarriere und Unialltag

Chilenisches Spanisch ist eine Herausforderung: starker Akzent, viele eigene Wörter (Chilenismos) und schnelles Sprechtempo. Viele Muttersprachler hatten mich im Vorfeld gewarnt – zu Recht. Aber man gewöhnt sich schnell und die Einheimischen helfen gerne. Der Unialltag ist verschulter als in Deutschland: regelmäßige Gruppenarbeiten, Präsentationen und Zwischenprüfungen ersetzen meist die klassische Prüfungsphase. In eine Abschlussprüfung muss man nur, wenn man die Prüfungsleistungen während des Semesters nicht besteht. Auffällig war der Altersunterschied – viele meiner Kommilitonen waren deutlich jünger – sowie eine andere Arbeitsweise, besonders bei Gruppenarbeiten.

Ein wichtiger Aspekt, den man bei einem Aufenthalt an südamerikanischen Universitäten im Hinterkopf behalten sollte, sind mögliche Streiks. Diese gehören dort zur gelebten Realität des universitären Alltags. Auch an der PUCV kam es während meines Aufenthaltes einmal zu einem Streik, der etwa zwei Wochen andauerte – in dieser Zeit fielen viele Kurse aus oder wurden nur eingeschränkt angeboten. Es kann zu einer Veränderung und Verschiebung der Prüfungsleistungen führen.

Freizeit und Reisen

Die Lage zwischen Meer und Anden macht Viña /Valparaíso einzigartig. In Viña gibt es schöne Strände, Möglichkeiten zum Surfen, Shoppen oder auch Reiten – es gibt für alle etwas. Valparaíso ist eine kreative Hafenstadt, bunt, lebendig und international geprägt. In Chile gibt es zahlreiche Feiertage, die ich für Ausflüge nach Santiago oder in die Weinregion nutzte. Ein besonderes Highlight war meine dreimonatige Sommerpause, in der ich Chile und weitere Südamerikanische Länder wie Argentinien, Peru und Brasilien bereisen konnte – eine großartige Möglichkeit, das südamerikanische Lebensgefühl in seiner Vielfalt kennenzulernen.

Tipps & Tricks

  • Früh planen: Visum, Wohnungssuche, Planung der Anreise – alles braucht Zeit.
  • Budget gut kalkulieren: Chile ist teurer als viele andere Länder in Südamerika.
  • Backup-Handy mitnehmen: Taschendiebstahl ist (wie in vielen Städten weltweit) ein

    Thema.

    Fazit

    Mein Auslandsjahr in Chile war eine der besten Entscheidungen meines Studiums. Es hat mich sprachlich, fachlich und persönlich wachsen lassen. Ich durfte nicht nur ein akademisch spannendes Umfeld erleben, sondern auch ein Land voller Widersprüche, Schönheit und Wärme kennenlernen. Für alle, die neugierig auf Südamerika sind und bereit, auch mal die Komfortzone zu verlassen: ¡Hazlo! – Tu es!