Studium

Spanien - Universitat Politècnica de València (UPV)

10 Monate Spaß & Freude zwischen Bergen, Orangenfeldern und Meer

Carina B., Leisure and Tourism Management, 5. & 6. Semester, Universitat Politècnica de València (UPV) – Campus Gandia, Wintersemester 2019/20 bis Sommersemester 2020

Vorbereitung des Auslandsaufenthalts

Aufgrund meines Wunsches fließend in Spanisch zu werden, war für mich von vorneherein klar, dass ich während meines Studiums mindestens zwei Semester im spanischsprachigen Ausland verbringen wollte, am besten am selben Ort, um mich dort wirklich einleben und Kultur und Sprache besonders gut kennenlernen zu können. Von den ERASMUS-Partnerhochschulen der HOST gab es diese Möglichkeit für LTMler an der UPV in Gandia (Comunidad Valenciana) sowie an der Universitat de les Illes Balears auf Mallorca. Da die HOST darüber hinaus die Option auf einen Doppelabschluss mit der UPV anbietet und der Studienort auf dem Festland mir als besserer Ausgangspunkt für inländische Reisen erschien, entschied ich mich für die UPV als Erstwunsch und erhielt einen der vier Plätze für zwei Semester in Gandia. Als Doppelabschlussstudent an der UPV wird man dort als richtiger Student eingeschrieben, nicht nur als Erasmusler, was einige zusätzliche administrative Schritte vor Ort am Anfang des Semesters erfordert.

Wohnen in Gandia

Für die Wohnungssuche habe ich mich der Einfachheit halber für die Miete eines Zimmers in den Wohnungen, die über die örtliche Erasmus-Organisation von lokalen Immobilienagenturen vermietet werden, entschieden. Dies bedeutete, dass ich von den online angebotenen Optionen fünf Wunsch- wohnungen angeben konnte und mit anderen Austauschstudenten zusammenwohnen würde. Die genauen Infos bzgl. der Wohnung und meiner Mitbewohner kamen erst in den letzten Wochen vor meinem Aufenthalt dort. Im ersten Semester habe ich mit einer Deutschen, einer Österreicherin und einem Spanier zusammengewohnt und im zweiten Semester bin ich in derselben Wohnung geblieben und hatte einen chinesischen und zwei italienische Mitbewohner. Adosado Cullera kann ich empfehlen, da es ein gemüt-liches Reihenhaus super nah an der Uni ist, nur ein Balkon an einem Gemeinschaftsraum wäre noch schön. Generell weise ich darauf hin, dass Wohnen in Spanien bedeutet, dass es im Winter kalt wird, weil häufig Steinboden und einglasige Fenster verwendet werden und die einzige Heizung die Klimaanlage ist, die viel Strom verbraucht – also Hausschuhe, Wärmflasche sowie dicke Socken und Pullis einplanen 

Studieren an der UPV

Der Campus in Gandia ist noch ein gutes Stück kleiner als der der HOST, sodass man immer wieder bekannte Gesichter trifft – vor allem im Lebenszentrum, der Cafeteria. Die UPV verfügt über eine helle mit super vielen Schreibtischen ausgestattete Bibliothek, in der ich gerne gelernt habe, sowie einen Lernraum, der für Studenten auch am Wochenende bis in den Abend hinein zugänglich ist. Von meinen 12 Kursen in den beiden Semestern waren zwei auf Englisch, sodass vor allem mein Hörverstehen in Spanisch gut trainiert wurde – für etwas Verwirrung sorgten Studierende und Dozenten so manches Mal, wenn sie plötzlich Valenciano sprachen, was für die meisten dort die eigentliche Muttersprache ist. Valenciano ist die regionale Hauptsprache, in der auch an den Schulen gelehrt wird. An den Universitäten ist die Vorlesungssprache meist Castellano (Die Wortwahl „español“ ist sehr unüblich). Generell sind die Dozenten sehr freundlich und gehen gut auf die Bedürfnisse der Erasmus-Studenten ein (Erklärungen, mehr Zeit bei den Klausuren fürs Übersetzen etc.). Etwas gewöhnen musste ich mich daran, dass an der UPV das Du/tú auch zwischen Dozenten und Studierenden vollkommen normal ist. Das System an der UPV ist sehr viel verschulter, als wir das von deutschen Hochschulen kennen, z.B. durch Anwesenheitspflicht in vielen Kursen. Vorteil des Systems sind die Teilklausuren während des Semesters sowie Projekte (Hausarbeiten, Websites, Business Pläne etc.), die Teil der Endnote sind. Dadurch verteilt sich die Arbeitslast mehr über das Semester und man arbeitet an praxisorientierten Beispielen. Zwei meiner absoluten Lieblingskurse meines gesamten Bachelorstudiums hatte ich an der UPV: Ecotourism und Nuevas tecnologías aplicadas al turismo (Programmieren von Websites mit HTML und JavaScript). Die UPV ist technologisch sehr gut aufgestellt mit einer umfassenden Online-Plattform, auf der alle Informationen, Dokumente und Noten zu den Kursen zu finden sind sowie Online-Test absolviert werden können. Dank dieser Infrastruktur und der zusätzlichen Eröffnung von Gruppen bei Microsoft Teams für jeden Kurs konnten wir auch während der durch Corona bedingten Ausgangssperre weiterhin unser Studium verfolgen. Dabei kam uns auch zugute, dass wir in den letzten anderthalb Monaten hauptsächlich nur an Projekten gearbeitet haben und kaum noch Vorlesungen hatten. Auch das International Office hat durch Aktionen bei Teams, wie z.B. Rezepte tauschen, sich bemüht das internationale Uni-Leben etwas am Laufen zu halten.

Leben am Mittelmeer

Kommen wir zum wichtigsten Teil des Auslandssemesters – dem Leben! Ich habe mein Leben in Gandia wahrlich genossen, hat es doch die Gemütlichkeit einer Kleinstadt und von Herbst bis Frühling die Ruhe vor den Touristenmassen und zugleich ist man innerhalb von einer Stunde Zugfahrt durch Orangen-, Khaki- und Reisfelder in der wunderschönen Großstadt Valencia. Die Lage direkt zwischen dem Mittelmeer und den Bergen ist wundervoll und bietet viele Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten. Baden und Sonnen am Strand, Wandern in den Bergen, Radfahren durch Orangenfelder...

Der UPV Campus selbst ist im direkt am Meer gelegenen Ortsteil Playa de Gandia, der aus einer illustren Mischung aus Betonklötzen und charmanten spanischen Häuslein besteht und sich durch seine lange Strandpromenade als Lebensader auszeichnet. Von Mitte Juni bis Mitte September teilt man den Ort mit Tausenden Touristen (v.a. aus Madrid), was für volle Strände aber auch für mehr offene Bars und Clubs sorgt. Durch die starke Saisonalität der Touristenströme gibt es im Sommer wesentlich mehr Möglichkeiten auszugehen als zur Nebensaison. Der Unterschied wird einem besonders bewusst, wenn man im August den Spanisch-Vorkurs mitgemacht hat. Jene zwei Wochen waren eine geniale Zeit, in der wir gut 120 Erasmusstudenten waren und zusammen viel Spaß im Unterricht, am Strand und im örtlichen Nachtleben hatten. Während dieser Zeit habe ich die meisten meiner Freunde kennengelernt, mit denen ich meine Semester dort verbracht habe und von denen ich überzeugt bin, dass unsere Freundschaften auch noch über die Zeit des Erasmus hinaus lange anhalten werden.

Tipps

  • Gebrauchte Fahrräder etc. gibt es über die App Wallapop

  • Den Sonnenaufgang über dem Mittelmeer vom südlichen Gipfel des Mondúvers aus bestaunen

  • Sich am Naturstrand Playa d’Ahuir mit Blick auf das Meer und die Berge sonnen & schwimmen gehen

  •  In der Cala Ambolo (Jávea) in kristallklarem Wasser Fische beobachten & von Felsen ins Meer

  • springen

  •  In Valencia durch Ruzafa schlendern und in Vintage Läden stöbern sowie durch die Turia zur Ciudad

    de las Artes y las Ciencias spazieren und die besondere Architektur bestaunen

  • Die Kunstwerke der Ninot Ausstellung im Museo de las Ciencias (Valencia) vor den Fallas bestaunen

  • Im Castell de Xàtiva den maurischen Baustil erkunden & den Ausblick über das Umland genießen

  • Den Penyal de Ifac (Calpe) erklimmen & dem Möwenkonzert lauschen - Achtung: rutschiger Untergrund!

  • Den Rundweg um die Sierra de Bernia (Provinz Alicante, nahe Calpe) wandern & ins Staunen geraten

  •  Im Valle de la Murta (Alcira) gegen den Uhrzeigersinn die Route zum Cavall Bernat wandern

  • Tortilla, Käse und Mille Feuille in der veganen Konditorei Serra Pastisseria Salat I Dolç essen (Daimús)

  • Paella und Fideuá (lokale Paellavariante mit Nudeln anstatt Reis) im Casa Julia (Grau de Gandia)

    essen

  • Von der Hafenmole das Küstenpanorama bei Sonnenuntergang genießen– am besten mit Churros y chocolate von der Churrería del Puerto
     

Fazit

Die Menschen sind der Hauptgrund, warum ein Erasmus-Semester so eine wundervolle Erfahrung ist, die ich jedem nur empfehlen kann. Man lernt Leute aus so vielen unterschiedlichen Kulturen und Ländern kennen und teilt mit ihnen die besonderen und alltäglichen Erlebnisse des Auslandsaufenthalts, an die man sich mit Freude immer wieder erinnern wird. Und ganz nebenbei weitet man sein Kontaktenetzwerk aus und fängt an die nächsten Reisen quer durch Europa zu planen, um seine neu gewonnen Freunde zu besuchen. Aufgrund all der Unternehmungen und Wochenendausflüge, die ich gemacht habe, bin ich sehr froh, dass ich mit dem Auto nach Spanien gefahren bin. So war ich flexibel und konnte mehr von diesem wunderschönen Land und vor allem der Comunidad Valenciana entdecken. Allerdings habe ich leider durch Corona gelernt, Ausflüge und Reisen nicht immer weiter nach hinten zu schieben, wenn man denkt da passten sie besser, sondern sich dafür einfach Zeit zu nehmen. Aber welcher Erasmusstudent hat schon mit einer plötzlich alles lahmlegende Pandemie gerechnet... Für die Osterferien war eine Reise durch Andalusien vorgesehen und auch Freunde und Familie aus Deutschland hatten ihren Besuch für den Frühling geplant – all das wurde leider nichts. Doch die „verlorene“ Zeit der siebenwöchigen Ausgangssperre wiegt nicht ganz so schwer, da danach dank Wanderausflügen, Strand- und Paellanachmittagen mit Gitarrenmusik noch einige der besten Wochen meiner gesamten Zeit in Gandia kamen. ¡Viva la vida!

Alles in allem habe ich mein Leben in Gandia sehr genossen und bin überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war. Wer also auf Kleinstadtgemütlichkeit, Wandern, das Meer und leckeres Obst steht, dem kann ich Gandia nur ans Herz legen! Doch hey, was aus Deinem Auslandssemester wird, dashängt vor allem auch davon ab wie sehr Du auf andere Menschen zugehst – glaub mir, das habe auch ich dank etwas Überwindung gelernt – und die war es allemal wert! Also genieß Dein Erasmus und ¡viva España!