Studium

Norwegen - The Arctic University of Norway (UiT), Campus Alta

Spanien? Langweilig. Dann lieber in die Arktis!
 
Maren R., Leisure and Tourism Management, 6. Semester, Norges Arktiske Universitet (UiT), Campus Alta,  Sommersemester 2020
 
Die Entscheidung treffen zu müssen, wo und an welcher Universität man sein Auslandssemester verbringen möchte kommt schneller als gedacht. Für mich war aber von vornherein klar, dass ich nicht wie viele nach Spanien in die warme Sonne möchte, auch wenn es dort im Februar für warme Sonne vielleicht noch ein wenig zu früh ist. Dies ist nicht nur dem Fakt geschuldet, dass meine Wohlfühltemperatur bei maximal 24 Grad Celsius liegt, nein, generell hat es mich nie wirklich gereizt mein Auslandssemester im Süden zu verbringen. Also wurde der Katalog auf der HOST – Website mit den Partneruniversitäten durchgesucht und meine Aufmerksamkeit fiel direkt auf die skandinavischen Länder: Unter anderem auch auf Alta im hohen Norden Norwegens.  
 
Der Bewerbungsprozess eine Erasmus+ - Förderung zu bekommen ist, wie fast alles im Leben, mit relativ hohem bürokratischem Aufwand verbunden. Man sollte sich nicht zu viel Zeit lassen und unbedingt die vom International Office gegebenen Deadlines einhalten, sonst kommt man schnell in Bedrängnis. Die richtigen Formulare zu finden, die benötigt werden ist zeitweise nicht ganz einfach und Fragen müssen gezielt an das International Office gestellt werden, sonst kommt die ein oder andere Information nicht sofort an.  
 
Als ich die Zusage für mein Auslandssemester an der UiT bekam, las ich mir den Erfahrungsbericht einer Studentin von einer anderen Universität durch. Warum nur einen? Nun, so viele Internationals scheint es pro Semester in Alta nicht zu geben. Dies bestätigte sich als alle 16 internationalen Studenten vor Ort begrüßt wurden. Auch scheint die HOST die einzige Partneruni in Norddeutschland zu sein, denn der Rest der deutschen Austauschstudenten kam aus dem süddeutschen Raum.  Ich informierte mich über die niedrigsten Temperaturen, die in Alta zu erwarten waren und kam zu der Erkenntnis, dass im Januar durchschnittlich mit -20 Grad zu rechnen war und die Temperaturen im Juni auf 15-18 Grad hochkletterten. So stand fest, dass einiges an warmem Equipment mit auf die Reise gehen muss. Gutes und warmes Schuhwerk, Spikes für die eisigen Flächen, Wollhandschuhe, Mütze und eine dicke Jacke sind ein absolutes Muss. Gerade dann, wenn man spät am Abend auf Nordlichterjagd geht und einige Zeit draußen verbringen möchte und muss. (Feststellen musste ich auch, dass noch bis in den Juni hinein Schnee lag, da stellenweise 2-5 Meter Schnee fielen. Das war selbst für Alta in diesem Jahr ungewöhnlich.)
 
Die Wohnungssuche gestaltete sich sehr unkompliziert, denn die UiT bietet auf der Website von „Samskipnaden“ eine angenehme Suche, bei der man den Studienort eingeben und sich dann für Nyland direkt in der Stadt oder Komsa am Berg, bewerben kann. Man registriert sich auf der Website, gibt persönliche Daten an und wählt, ob man gegebenenfalls mit einem Freund oder einer Freundin im selben Korridor leben möchte. Die günstigste Unterkunftsoption bietet hierbei ein Zimmer in Komsa mit ca. 410-420€ pro Monat. Durch Covid-19 war der Wechselkurs für uns allerdings so gut, dass wir ca. 370€ pro Monat zahlten. Die Unterkunft in Komsa kann ich jedem empfehlen, der ein wenig mehr Ruhe bevorzugt und näher an der Natur wohnen möchte. Schnell ist man auf dem Komsatoppen, von dem man die Nordlichter oder später die Mitternachtssonne bestaunen kann, wenn man sich für das Frühlingssemester, bzw. bei uns für das Sommersemester bewirbt. Ein Bezahlsystem ist auf der Samskipaden-Seite enthalten, bei detaillierteren Fragen kann man die Mitarbeiter direkt kontaktieren.  
Auch Besucher sind kein Problem. Diese können bis zu 14 Tage bleiben und auf Anfrage bekommt man eine Extramatratze direkt vor die Haustür gefahren.  Norweger, insbesondere die ältere Generation, müssen erst einmal auftauen. Wer denkt, er könne norwegisch im Alltag lernen, wird sich wundern, denn fast alle Norweger sprechen sehr gutes Englisch. Seit ein paar Jahren wird auch die Sami-Kultur vermehrt in das Bewusstsein der Menschen zurückgebracht. Über diese Kultur und die Schwierigkeiten, die die Sami zu meistern hatten und haben, wird ausführlich im Alta Museum beschrieben.  Im März findet Europas größtes und weltweit drittgrößtes Schlittenhundrennen statt. Der Start des sogenannten „Finnmarksløpet“ befindet sich auf Altas Marktplatz und wird von vielen Programmpunkten umrahmt. Unter anderem gibt es das Borealis Winter Festival mit Eisskulpturen, Bühnenprogramme, die typische Finnmarksløpet-Hymne „Vinterens vakreste eventyr“ und vieles mehr. Ein wahres Event, bei dem Alta plötzlich zum Leben erwacht.  Ein weiteres Highlight ist der 17. Mai, der Nationalfeiertag, den die Norweger ausgiebig mit Paraden und einem Sektfrühstück feiern. Studenten verbringen den Tag vorzugsweise mit Freunden und Alkohol.  
 
Alta hat einiges zu bieten. So kann man etwa Schlittenhundtouren bei zwei Hauptanbietern buchen oder Schneemobil fahren. Diese Aktivitäten kosten allerdings auch einiges. Des Weiteren kann man im Winter bei viel Schnee schöne Wanderungen machen. Besonders im Januar und Februar muss man sich allerdings beeilen, denn Tageslicht ist rar in dieser Zeit. Ein Highlight sind die Nordlichter, die vom Studentenwohnheim in Komsa vom Küchen- und/oder vom Zimmerfenster aus zu bestaunen sind. Ein toller Ausklang des Tages ist auch ein Lagerfeuer in Tollevika mit Grillpølse und Pølsebrød, besonders in der Zeit, wenn sich die Mitternachtssonne ihren Weg bahnt.  Wer nach Hammerfest, zum Nordkapp oder anderen Orten in Finnmark reisen möchte, kann sich ein Monatsticket für 45€ in der Snelandia-App kaufen und so Busse und Schnellboote nutzen.  
 
Der Campus in Alta ist sehr übersichtlich und die Begrüßung der Internationals ist sehr familiär und gemütlich. Das freie Essen in diesen drei bis vier Tagen in der Mensa sollte man in vollen Zügen genießen, denn es ist sehr teuer. So kostet die einfachste Speise schon 7€. Eine ähnliche Situation bietet sich im Supermarkt, sodass man letztendlich fast immer mit Pasta und Pesto endet. Ein kleiner wohlbedachter Einkauf selbst in den günstigsten Supermärkten „Kiwi“ oder „Rema1000“ endet schon einmal schnell mit 20-30 €. Wer bewusst und bedacht einkaufen geht, kann aber einigermaßen gut mit seinem ersparten Geld und dem Erasmus+ Stipendium auskommen.  
 
Fazit

Ich kann jedem nur an das Herz legen Alta als den Standort für das Auslandssemester zu wählen. Gerade in Komsa ist die Atmosphäre sehr familiär und die Stadt kann einem trotz ihrer geringen Größe an das Herz wachsen. Durch die Corona-Situation blieb es den Studierenden leider verwehrt tiefer in das Studentenleben einzutauchen oder die Universität an sich besser kennenzulernen. Der Kurs Norwegisch für Anfänger (10 Ects) lässt sich gut meistern, unabhängig davon ob man bereits Vorkenntnisse in Schwedisch an der HOST hat oder nicht. „Arctic Tourism Mgmt“ (20 Ects) ist als Online-Kurs sehr gut von den Professoren aufgefangen und ausgeführt worden (Online-Kurs bedingt durch Corona). Wer es gerne locker hat und mit den Professoren und den Universitätsangestellten per Du kommunizieren möchte, ist hier genau richtig.