Studium

Spanien Teneriffa - University of La Laguna (ULL)

Morgens Schneeballschlacht, Nachmittags Sonnenbad 

Nina B., Leisure and Tourism Management, 6. Semester, Escuela Universitaria de Turismo Iriarte, Sommersemester 2021

Bewerbungsprozess

Sobald ich durch Erasmus angenommen wurde, musste ich zwei Formulare ausfüllen, um mich bei der Iriarte auf Teneriffa zu bewerben, und diese dann auf deren Website hochladen. Im Anschluss wurde ich über alle weiteren Schritte per E-Mail informiert. Wichtig ist, auf diesen Formularen die Iriarte (eine Außenstelle der Universidad de La Laguna) anzugeben, und nicht die Tourismusfakultät in La Laguna. Ich habe diesen Fehler gemacht, weil mir nicht bewusst war, dass dies zwei unterschiedliche Orte sind. Glücklicherweise lies sich das schnell durch ein paar E-Mails klären. Im Gegenzug zu vielen anderen Unis muss man sich hier nicht für spezielle Kurse anmelden, sondern die Auswahl auf dem Learning Agreement ist völlig ausreichend.

Wohnsituation

Durch den Kontakt zu früheren Studierenden der HOST, die ihr Auslandssemester auf Teneriffa absolviert haben, habe ich den Kontakt einer Vermieterin bekommen, die jedes Jahr Studierende aus verschiedenen Ländern aufnimmt. Geplant war, in die WG direkt in Puerto de la Cruz zu ziehen, mit 5 Minuten Fußweg zur Uni. Da dort jedoch schon alles belegt war, hat sie mir ein Zimmer in ihrem anderen Haus angeboten. Dieses befindet sich in La Orotava, etwa 15 Minuten mit dem Bus entfernt. Es ist ein altes, aber wunderschönes Haus mit großer Küche, einem begrünten Innenbereich und 5 separaten Zimmern, die jeweils über ein eigenes Bad und alle notwendigen Möbel verfügen. Bettwäsche und Handtücher bekommt man gestellt und alles ist liebevoll eingerichtet. Die Zimmer variieren im Preis zwischen 350 und 450 € oder 600€ für ein ganzes Apartment mit eigener Küche. Die Vermieter sind sehr nett und wohnen direkt nebenan. Sie kommen mehrfach pro Woche vorbei, um nach dem Rechten zu sehen oder die Miete einzusammeln, die in bar bezahlt werden muss. Es ist wichtig zu wissen, dass die beiden bis auf ein paar Worte Englisch nur Spanisch sprechen – und sie sprechen sehr viel! Manchmal war es für mich ein wenig anstrengend, sie so oft im Haus zu haben, da ich mich mitunter etwas beobachtet fühlte und unsere Vorstellungen bei einigen Themen auseinander gingen. Mit gegenseitiger Kommunikation und klaren Hinweisen, wenn mir oder ihnen etwas nicht gefiel, haben wir aber immer eine Lösung gefunden.

N.I.E vs. Residencia

Voraussetzung, um längere Zeit auf Teneriffa zu bleiben und studieren zu können, ist die Anmeldung der „Numero de Identidad de Extranjeros“ (N.I.E.). Mit einem vorausgefüllten Dokument (kann man im Internet runterladen) und einer Kopie des Reisepasses kann man zur nächstgelegenen Polizeistation gehen und sich die Nummer innerhalb eines Tages ausstellen lassen. Das Ganze kostet etwa 8 Euro und es empfiehlt sich, zumindest die Nummer auf dem Handy abzuspeichern oder ein Foto des Zettels zu machen, da man ab und zu danach gefragt wird, wenn man sich irgendwo anmeldet oder beispielsweise Tickets bucht. Hat man seine N.I.E. besteht auch die Möglichkeit, einen Einwohnerstatus zu beantragen. Diesen muss man mit einer Kopie des Mietvertrags im Rathaus des Wohnortes beantragen. Die Ausstellung dauert 2-4 Wochen und hat den Vorteil, dass man einen erheblichen Rabatt bei vielen Unternehmungen bekommt. Will man beispielsweise andere Inseln besuchen, bezahlt man normalerweise etwa 40€ pro Fährfahrt. Als Einwohner bezahlt man 5-10€. Ich habe den Einwohnerstatus nicht beantragt, weil ich zu spät davon erfahren habe. Ich bin zwar auch so sehr gut zurechtgekommen, würde es aber beim nächsten Mal anders machen.

Infrastruktur

Die meisten Strecken legt man auf Teneriffa mit dem Bus zurück. Diese werden „Guaguas“ genannt und sind leicht an der grünen Farbe zu erkennen. Zu beginn muss man sich für 2 Euro eine Karte kaufen, die man dann immer wieder mit Guthaben aufladen kann und beim Ein- und Aussteigen abscannen muss. Alternativ kann man sich auch eine App auf das Handy laden und beim Einsteigen einen QR-Code scannen. Busfahren ist im Vergleich zu Deutschland nicht sehr teuer. Hat man allerdings den Einwohnerstatus, sollte man sich auf jeden Fall eine Monatskarte für 30€ kaufen. Nach dem ersten Monat muss man nachweisen, dass man den Status wirklich hat, ansonsten geht es nicht weiter. Man muss allerdings viel Geduld mitbringen, wenn man auf Teneriffa Bus fahren will, da diese selten pünktlich, manchmal auch überhaupt nicht kommen. Will man in abgelegenere Ecken, lohnt es sich, ein Auto zu mieten. Sowohl die Miete für das Auto selbst als auch das Benzin ist hier sehr günstig. Für alle, die jünger als 25 Jahre alt sind, empfehle ich die Firma „Cicar“, da euch andere Anbieter versicherungstechnisch vermutlich keine Autos geben werden. Mit Cicar ist es allerdings völlig problemlos und es gibt auf jeder Insel mehrere Stellen, an denen man das Auto wieder abgeben kann.   

Universität und Vorlesungen

Die Uni ist viel kleiner und familiärer als ich es zu Beginn erwartet hatte. Es gibt insgesamt 6 Vorlesungsräume und schätzungsweise 200 Studierende. Das schafft jedoch eine sehr entspannte Atmosphäre und leichten Kontakt zu Professoren oder anderen Studierenden. Vorlesungszeit ist ausschließlich von Montag bis Freitag von 9 bis 14 Uhr, je nach Stundenplan auch weniger. Die Vorlesungen selbst sind alle auf Spanisch, jedoch bieten manche Lehrende auf Nachfrage zumindest die Prüfungen auf Englisch an. Die Gesamtnote setzt sich aus vielen kleineren zusammen. Während des Semesters muss man mehrere anwendungsorientierte Aufgaben erfüllen, außerdem gibt es einen Test in der Mitte des Semesters und einen am Ende, welche überwiegend als Multiple-Choice-Tests abgehalten werden. Im Allgemeinen hatte ich das Gefühl, dass ich als Erasmus-Studentin viele Vorzüge hatte und die Professoren dafür gesorgt haben, dass ich auch viel Freizeit hatte, um die Insel zu erkunden, anstatt ständig zu lernen.  

Sprache

Die Sprache war anfangs mein größter Feind. Obwohl ich zuvor 2,5 Jahre Spanischunterricht hatte und mir dieser immer Spaß gemacht hat, sah die Realität vor Ort ganz anders aus. Die Menschen auf den Kanaren haben teilweise einen sehr starken Akzent, reden wahnsinnig schnell und benutzen häufig andere Wörter, als Spanier vom Festland nutzen würden. Nichtsdestotrotz würde ich jedem empfehlen, nach Teneriffa zu kommen, wenn er oder sie die Sprache wirklich lernen möchte. Nachdem man sich einmal durch die Anfangsschwierigkeiten durchgeboxt hat, lernt man schnell und viel. Mittlerweile traue ich mich viel mehr zu sprechen und verstehe das meiste. Obwohl ich immer noch viele Fehler beim Sprechen mache, fällt es mir leicht mich zu verständigen. Das sehe ich als größte Errungenschaft, dieses Auslandssemesters.

Klima

Das Klima auf Teneriffa ist einzigartig. Wie in der Überschrift schon verraten, konnte man morgens auf dem Teide eine Schneeballschlacht machen und danach an den Strand fahren und sich im Bikini sonnen. Durch das Mikroklima und die unterschiedlichen Temperaturen sieht auch jeder Teil der Insel anders aus. Während im Süden alles an eine Mondlandschaft erinnert, gibt es im Norden unzählige Bananenplantagen, Palmen und Blumen. Fährt man 15 Minuten mit dem Bus von La Orotava zur Uni, ist die Temperatur dort komplett anders. Wer nach Teneriffa kommt, um die Wärme zu genießen, sollte aber auf jeden Fall nicht nach La Laguna ziehen. Dort wohnen zwar die meisten Studierenden und man findet unzählige Bars, aber es ist immer kalt und es regnet deutlich häufiger als in anderen Teilen der Insel. 

Kultur, Sehenswürdigkeiten und Must-Dos

Langweilig wird einem auf Teneriffa ganz bestimmt nie. Wer gerne in der Natur ist, findet hier unzählige atemberaubende Wanderwege und Aussichtspunkte, Parks und botanische Gärten. Besonders in der Hauptstadt Santa Cruz gibt es außerdem viele Museen, Bars, Restaurants und verschiedene Sportangebote. Von wunderschönen Stränden (meist mit schwarzem Sand!), über historische Stätten und Wochenmärkte bis hin zu dem berühmten Loro Parque, findet wohl jeder etwas. Als kulinarisches Highlight sollte man auch unbedingt mit Freunden ein „Guachinche“ besuchen. Diese traditionellen Kneipen gibt es in jeder Stadt, und obwohl sie von außen meist nicht sehr einladend aussehen, gibt es dort die besten hausgemachten kanarischen Gerichte zu einem kleinen Preis. Mein absoluter Lieblingsort war jedoch das Museo de Malvasia in Icod de los Vinos. Neben dem über 1000 Jahre alten Drago-Baum befindet sich der kleine Familienbetrieb, der (meiner Meinung nach) besten Weine der Insel macht. In einem paradiesischen Garten voller Papaya- und Avocadobäume und bunten Blumen kann man ein Wein-Tasting machen und die typische Mojo-Soße mit geröstetem Brot essen.

Fazit

Meine Zeit auf Teneriffa war von Corona geprägt und daher mitunter nicht ganz einfach. Trotzdem hatte ich die Möglichkeit, das Leben hier in vollen Zügen zu genießen, Spanisch zu lernen, die spektakuläre Natur zu erkunden und sehr herzliche Menschen kennenzulernen. Kurz gesagt, wer sich für ein Auslandssemester an der Iriarte in Puerto de la Cruz entscheidet, kann eine perfekte Balance zwischen Unialltag und ausgedehntem Urlaub erwarten. Aus Platzgründen kann ich hier leider nicht alle Punkte komplett ausführen, jedoch bin ich mit Freude bereit, jederzeit noch mehr Fragen zu beantworten. Schreib mir einfach eine E-Mail!