Studium

Spanien, Gran Canaria - Universidad de Las Palmas de Gran Canaria

Wie sich Unsicherheit und Besorgnis in absolute Begeisterung umwandelte

Finnja S., Leisure and Tourism Management, 6. Semester, Universidad de Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC),  Sommersemester 2021

Vorbereitung des Auslandssemesters

Mein Entscheidungsprozess für das Auslandssemester lief relativ unkompliziert ab, da für mich von vorne rein klar war, dass ich gerne in ein spanisch sprechendes Land wollte und mich die Sprache schon immer fasziniert hatte. Ganz zu Anfang lieb äugelte ich auch mit Südamerika, da ich persönlich den Aufwand jedoch ziemlich hoch fand, entschied ich mich schnell doch in Europa zu bleiben und mit Gran Canaria war das perfektes Ziel schnell gefunden. Für mich war klar, dass ich gerne auf eine Insel wollte und da ich von anderen gehört hatte, dass die Menschen dort relativ gut zu verstehen sind und ein Erasmussemester dort auf jeden Fall eine Erfahrung sein soll, war alles klar. Über meine Zusage freute ich mich sehr, als wenig später jedoch Corona kam, machte ich mir sehr viele Gedanken und Sorgen, bis zu meiner Abreise aus Deutschland war ich unsicher ob ich wirklich gehen wollte – nun im Nachhinein und gleich zu Beginn kann ich sagen, es ist das Beste, was ich hätte machen können und ich bin unfassbar dankbar, die Chance genutzt zu haben.

Wohnen und Leben in Las Palmas

Durch die Empfehlung einer ehemalige LTM Studentin habe ich den Kontakt zu einer privaten, sehr netten Vermieterin aufgenommen und habe in der Zeit in einer 7 WG 5 Minuten vom Strand Alcavaneras entfernt gewohnt, einem etwas ruhigeren Stadtteil von Las Palmas. Ich hatte dort eine aufregende Zeit, 4 verschiedene Nationen teilten sich 2 Badezimmer und eine große Küche, die Bushaltestelle wo der Bus zur Uni fuhr, war nur 2 Minuten entfernt. Viele Erasmus Leuten wohnten etwas zentraler beim Hauptstrand Las Canteras oder einer beliebten Einkaufsstraße Mesa y Lopez, ich war jedoch mit meiner Unterkunft völlig zufrieden. Die Mietpreise sind etwas teurer, wie man sie aus Stralsund eventuell kennt, aber für die Monate auf jeden Fall bezahlbar. Alle Studenten, die ich kennengelernt habe, haben auch in Las Palmas gewohnt und auch wenn man von dort ca. 40 Minuten mit dem Bus zur Uni braucht, würde ich allen empfehlen, sich dort eine Unterkunft zu suchen. Es gibt zwar auch Wohnungen nahe des Campus, allerdings spielt sich das komplette Leben in Las Palmas und am Strand dort ab. Auch das Leben auf den Kanaren ist etwas anderes als man es kennt hier in Deutschland: vieles ist entspannter, langsamer und wenn etwas mal nicht funktioniert: No pasa nada, man findet schon eine Lösung und darum kann sich morgen auch noch gekümmert werden. Für mich, die sich des Öfteren (zu) viel Stress macht, war es eine gelungene Abwechselung, wenn auch manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, speziell in Bezug zur Uni, aber dazu später mehr. Generell ist zu sagen, dass sich das spanische Leben draußen abspielt und Las Palmas unglaublich viele Freizeitangebote bietet, besonders an Wassersportmöglichkeiten mangelt es definitiv nicht und wo hat man schon die Möglichkeit, surfen neben der Uni zu lernen? Natürlich spielte Corona in diesem Semester auch eine große Rolle, so galt überall draußen Maskenpflicht und man durfte sich nur mit einer bestimmten Anzahl von Leuten treffen. Zudem gab es eine Ausgangssperre ab 22/23 Uhr, abhängig von den Inzidenzwerten. Dies habe ich persönlich am schwierigsten empfunden, da das Leben dort normalerweise erst ab 20 Uhr richtig anfängt und wenn man lange Uni hatte, war man schon etwas eingeschränkt. So war es natürlich anderes als wie man es normalerweise kennt, z.B. gab es auch keine großen organisierten Erasmusevents, aber ich habe die Zeit dort trotzdem sehr genossen und auch viele neue Leute trotz der schwierigen Umstände kennengelernt. Ein besonderes Highlight war zudem, dass alle Geschäfte offen hatte und man überall in Restaurants und Cafés konnte, was in Deutschland zu diesem Zeitpunkt nicht möglich war.

Studieren an der ULPGC

Ein Studium in Gran Canaria ist auf jeden Fall anderes als in Deutschland. Die Kurse werden anders gewertet und es ist meiner Meinung nach mehr Aufwand, da man auch viele Abgaben, Zwischenprüfungen und auch Präsentationen während des Semester hat. Ich habe in den vergangenen Monaten 6 Kurse belegt aus 4 verschiedenen Jahren und war damit gut beschäftigt, aber wenn man sich etwas selbst organisiert und am Ball bleibt, ist es schaffbar, auch wenn die Noten zum Teil schlechter ausgefallen sind als in Deutschland, was jedoch vor allem der Sprache geschuldet war. Oft wurde ich gefragt: „Wie ist es denn, in Spanisch zu studieren?“ Und um ehrlich zu sein, waren besonders die ersten Wochen sehr hart und ich habe gefühlt nichts verstanden, aber man kommt, wie mir viele schon zuvor beschrieben hatten, schnell rein und die Professoren sind auch sehr nett und helfen bei Fragen gerne weiter. Auch waren die spanischen Kommilitonen sehr hilfsbereit und haben des Öfteren ihre Unterstützung angeboten. Die Uni war aufgrund der Pandemie Situation zur Hälfte online und zur anderen Hälfte in Präsenz, obwohl dies nicht so streng gesehen wurde und ich gestehen muss, dass ich nicht immer zur Uni gefahren bin und lieber Online-Vorlesungen verfolgt habe, da es mir persönlich leichter fiel und der Weg zur Uni auch wie bereits beschrieben etwas länger dauerte. Zudem sind die Kurse auf Gran Canaria in Theorie (2-mal die Woche 90 Minuten) und Praxisphasen (1-mal die Woche 1 Stunde) aufgeteilt, wobei es völlig normal ist, wenn der Professor 10 Minuten später kommt und die Vorlesung 20 Minuten vorher endet. Zwar hatte ich Online-Lehre verschiedene Vorteile wie bessere Zeiteinteilung und die Möglichkeit, eine Freistunde mal am Strand verbringen zu können (was häufiger vorkam, da die Stunden zum Teil sehr zerstückelt sein können), jedoch war es meines Empfindens schwerer Leute kennenzulernen, da man immer nur die Namen gesehen hat, jedoch keine Gesichter dazu hatte. Unterrichtet wurde ausschließlich über Microsoft Teams und alles wurde über den Campus Virtual geregelt, eine einheitliche Plattform für alle belegten Kurse.

Neben dem Studium

Trotz des doch recht vollen Stundenplanes hatte ich dennoch genug Zeit, Gran Canaria auf eigene Faust besser zu erkunden, wofür sich ein Mietwagen absolut anbietet und im Vergleich zu Deutschland auch relativ günstig ist. Las Dunas de Maspalomas, Agaete, Puerto de Mogán, Roque Nublo und Tejada - um nur kurze Auswahl zu nennen – sind alles magische Orte, die man normalerweise nur im Urlaub erleben kann und nicht umsonst nennt man Gran Canaria auch den „Miniaturkontinent“ – Sonne, Sommer, Strand und Meer, aber im Landesinneren auch viele Berge und Serpentinen; besser geht es nicht und die Insel hat mich positiv überrascht sowie einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Leider gab es aufgrund von Corona keine Großveranstaltungen, auch der Karneval im Februar, auf den ich mich besonders gefreut hatte, fiel leider aus. Dennoch hatte ich die Möglichkeit, viel zu reisen und habe es geschafft, in 5 Monaten alle 7 Kanarischen Inseln zu bereisen und somit unvergessliche Erfahrungen zu sammeln.

Una breve conclusión

Ich bin in mein Auslandssemester ohne große Erwartungen und Hoffnungen gegangen, stattdessen eher mit einem mulmigen Gefühl und zurückgekommen bin ich voller Freude im Kopf unvergessliche Erinnerungen. Natürlich war nicht alles perfekt und so manches Mal hatte ich meine Zweifel, aber am Ende hat sich immer ein Weg gefunden und ich bin an dieser Erfahrung auf jeden Fall gewachsen. Zwar hat Corona auch dieses Semester geprägt, dennoch kann ich jedem nur empfehlen: Macht es einfach, egal wie groß eure Bedenken sind, am Ende werdet ihr es nicht bereuen und ihr werdet viel über euch selbst lernen und herauswachsen. Ihr werdet eine großartige Zeit haben, nette Leute kennenlernen und das Leben mal von einer anderen Seite kennenlernen. Ich kann ein Eramussemester auf Gran Canaria dementsprechend trotz kleiner Schwierigkeiten nur auf jeden Fall weiterempfehlen und hoffe, bald nochmal dorthin zurückkehren zu können. Bis dahin: Hasta luego, Gran Canaria.