Daten, Daten, Daten: Forschung in der Gesundheitsbranche

Die Auswertung von Patientendaten im Gesundheitswesen ist ein weltweit gefragtes Thema. Thomas Mayrhofer, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Stralsund, im Interview zu internationalen Forschungsprojekten und der aktuellen Gesundheitsforschung.

Prof. Maros Ferencik von der Oregon Health & Science University mit Prof. Petra Maier und Prof. Thomas Mayrhofer.

Professor Mayrhofer, zur Zeit befinden Sie sich in einem Forschungssemester an der Oregon Health and Science University in den USA. Welche Forschungsprojekte bearbeiten Sie dort?

Mayrhofer:  An der OHSU beschäftige ich mich primär mit der Auswertung einer neuen klinischen Studie, die den Zusammenhang zwischen mutierten Blutzellen (einer Vorstufe von Blutkrebs) und Herzerkrankungen näher beleuchtet. Des Weiteren arbeiten wir an der Auswertung verschiedener klinischer Studien zu Diagnostik von kardiovaskulären Erkrankungen. Diese Forschung betreiben wir zusammen mit der Harvard University und der Duke University. 

 

Warum sind Sie dort, was bietet die OHSU?

Mayrhofer: Die OHSU hat mit 2.672 Studierenden eine ähnliche Studierendenzahl wie die Hochschule Stralsund, und mit 300.000 Patienten jährlich versorgt die OHSU ungefähr doppelt so viele Patienten pro Jahr wie die Universitätsmedizin Greifswald. Mit einem jährlichen Budget von 3 Milliarden Dollar ist sie allerdings deutlich besser ausgestattet als alle Hochschulen und Universitäten (inklusive Unimedizin) in Mecklenburg-Vorpommern zusammen. Daneben ist die OHSU auch forschungsstark. 2017 führte das Wissenschaftsmagazin Nature die OHSU unter den 20 weltweit führenden Forschungseinrichtungen. Die Studie, an der ich arbeite, ist eine Zusammenarbeit des Knight Cardiovascular Institute und des Knight Cancer Institute, welche an der OHSU beheimatet sind. Beide Institute wurden erheblich von Phil Knight, dem Gründer von Nike, gefördert. So hat das Knight Cancer Institute erst letztens eine Milliarde Dollar an Spenden für die Krebsforschung eingeworben. 500 Millionen davon alleine von Phil Knight. Mit ihrer Größe und Ausstattung bietet die OHSU damit Arbeitsbedingungen, die man so in Deutschland nur schwer vorfindet.

 

Welche Daten nutzen Sie denn für Ihre Forschung?

Mayrhofer: Wir nutzen Patientendaten, welche allerdings anonymisiert wurden. Wir verwenden auch nur Daten, bei welchen die Patienten vorab freiwillig ihre Zustimmung gegeben haben, dass sie für die Studie genutzt werden dürfen. Eine Ethikkommission überprüft und überwacht zudem, dass die Rechte und der Schutz der Patienten gewahrt bleiben.

 

Welche Forschungsergebnisse erwarten Sie und welchen Nutzen bringen diese?

Mayrhofer: Die Studie, an der ich an der OHSU mitarbeite, ist erst einmal Grundlagenforschung. D.h. wir können erst nach der Auswertung sagen, ob und wenn ja inwieweit die Ergebnisse auch klinischen Anwendungsbezug haben. In den weiteren Studien beschäftigen wir uns insbesondere mit sogenannten Hochrisiko-Plaques in den Herzkranzgefäßen. Diese können z.B. zu Herzinfarkten führen. Durch rechtzeitige Diagnose dieser Hochrisiko-Plaques und entsprechender Behandlung kann das Risiko eines Herzinfarktes und auch die Sterberate deutlich verringert werden.

 

Ist dies ein einmaliges Forschungsprojekt oder sollen die Kooperationen mit der OHSU ausgebaut werden?

Mayrhofer: Anfang Oktober war unsere Rektorin, Prof. Petra Maier, im Rahmen einer Konferenz in Portland, Oregon. Gemeinsam haben wir die Zeit genutzt, uns mit unserem Kooperationspartner von der Oregon Health and Science University (OHSU) zu treffen zu einem einstündigen Gespräch mit Prof. Dr. Maros Ferencik, Director of Cardiac CT and MR Program am Knight Cardiovascular Institute an der OHSU. In dem Gespräch haben wir die bisherigen Projekte erörtert und uns auf weitere Zusammenarbeit verständigt. Die Kooperation ist somit kein einmaliges Forschungsprojekt, sondern soll noch möglichst lange bestehen und hoffentlich auch weiter ausgebaut werden.

 

Herr Professor Mayrhofer, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.