Studiengang BWL: Zurück aus der Praxisphase

22.01.2021 / von Heiko Auerbach; Bild: Lisa

Nachbereitung Praktikum im Studiengang Betriebswirtschaftslehre. Der Dichter Hermann Hesse kommt zu der Erkenntnis, dass „die Praxis das Ergebnis des Nachdenkens sein (solle), nicht umgekehrt.“ Ob er damit Recht hat, kann man gut erkennen, wenn man den Studierenden zuhört, die über ihr Praktikum nach Beendigung der Praxisphase berichten.

In diesen Tagen habe ich die Freude gehabt, viele unserer Studentinnen und Studenten im Rahmen der Veranstaltung „Nachbereitung des Praktikums“ nach langer Zeit wiederzusehen. Es war sehr interessant, welche Erfahrungen unsere Kommilitonen  bei Unternehmen wie Bosch, KPMG, Comdirect, Volkswagen und vielen anderen Arbeitgebern gemacht und untereinander geteilt haben. Mir als Professor, der Studierende über einen längeren Zeitraum beobachtet, fällt immer wieder auf, dass unsere Studis durch das Praktikum reifen. Es ist insbesondere zu erkennen, dass die Inhalte des Studiums in einem neuen Licht gesehen werden. Was noch in den ersten Semestern häufig als „notwendiges Übel“, das gelernt werden muss, um Prüfungen zu bestehen, gesehen wird, entpuppt sich auf einmal als äußerst praxisrelevant.

In diesem Semester hatten es unsere Praktikanten besonders schwer: aufgrund der Pandemie hatten nur wenige die Chance, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem man täglich die Kollegen sieht. Stattdessen verbrachten viele die Zeit im Homeoffice, ausgestattet mit Dienst-Laptop und Webcam. Insofern war es auch nicht verwunderlich, dass sich alle Studis während der Nachbereitung wie selbstverständlich vor der Webcam zeigten - ein Verhalten, das bei Studis selbst bei Diskussionsrunden während der Lehrveranstaltungen eher die Ausnahme ist. Man sieht deutlich, wie das Praktikum dazu beiträgt, dass Studentinnen und Studenten an Professionalität hinzugewinnen. Alle haben an interessanten Projekten gearbeitet, die teilweise Aufgaben mit sich brachten, deren Erledigung man sonst eher von Festangestellten erwartet. Dies zieht sich durch wie ein roter Faden, ganz gleich, ob in den Abteilungen Controlling, Personalwesen, Marketing, Steuern oder Finanzen.

Leider gelingt es mir nicht, jüngere Studentinnen und Studenten für eine Teilnahme an der Veranstaltung zu begeistern. Zwar spreche ich stets Einladungen aus, einfach einmal dabei zu sein und zuzuhören, was die „Älteren“ zu erzählen haben. Dieses Angebot wird aber nur von wenigen angenommen. Das ist schade, denn die „Siebtsemester“ haben viel Spannendes zu berichten.

Ich habe unsere Siebtsemester gebeten, in einem Satz eine „Message in a Bottle“ für ihre jüngeren Kommilitonen zu hinterlassen. Diese liste ich unten auf und hoffe, dass Sie diesen Ratschlägen einige interessante Tipps entnehmen. Danke an die Praktikanten für diese Ratschläge.

 

  • „Für ein interessantes und lehrreiches Praktikum im Steuerbereich muss man nicht zu einem der Big Four gehen.“ (Julia, Schwerpunkt: Steuerlehre)
  • „Viele Unternehmen haben leider nicht die Gegebenheiten, jungen zukünftigen Absolventen einen Praktikumsplatz anzubieten. Und da alle in einem relativen gleichen Zeitraum ein Praktikum suchen, sollte man sich schon im Laufe des Studiums rechtzeitig einige Gedanken machen, in welche welche Richtung und bei welchen Unternehmen das Pflichtpraktikum gehen soll.“ (Agneta, 7.Semester Marketing)
  • „Man sollte sich auf keinen Fall von den Forderungen in den Stellenausschreibungen abschrecken lassen, Chancen sind trotzdem da. Von Anfang an aktiv ins Team einbringen und auch die Chance nutzen, sich mit anderen Abteilungen und Kollegen auszutauschen, um auch andere Perspektiven zu erleben.“ (Rabea, 7. Sem. Marketing)
  • „Ich würde nur Stellen annehmen, bei denen ich ein gutes Bauchgefühl habe. Stellen, bei denen ich mit den Arbeitsbedingungen zufrieden bin und bei denen ich nach  den Bewerbungsgesprächen Lust  hatte, im Unternehmen  zu  arbeiten.  Auch,  wenn  man  länger suchen muss und vieleBewerbungen abschickt, wird es sich lohnen. Denn drei oder sogar sechs Monate Praktikum können eine lange Zeit sein, wenn man nicht zufrieden ist."
  • „Jüngeren Kommilitonen würde ich als erstes raten, dass sie das Praxissemster auf jeden Fall nutzen  sollten! Selbst  wenn  sie  bereits  Praxiserfahrungen  besitzen  ist  dies auch  eine  gute Möglichkeit um im Anschluss des Praktikums ein Jobangebot zu erhalten und weitere Kontakte in die Unternehmenswelt zu knüpfen. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, früh genug mit der Suche  nach  einem  Praktikumsplatz  zu  beginnen  um  sich  auch rechtzeitig  bewerben  zu können. Bei   großen  Konzernen   sind   einige   Stellen   bereits   ein   Jahr   im   voraus ausgeschrieben.“
  • „Wenn ich nur einen Ratschlag an „jüngere“ Kommilitonen geben könnte wäre  es der sich frühzeitig  Gedanken  zu machen,  in  welche  Richtung man  im  Praktikum  und  damit  auch perspektivisch nach dem Studium gehen möchte. Damit meine ich nicht sich auf einen Beruf oder einen bestimmten Werdegang von vornherein festzulegen. Vielmehr sollte man sich schon während des Studiums ausprobieren, um zu gucken, was einem liegt. Dabei zählt vor allem die  Praxis: ein Praktikum  in  den Semesterferien, Werkstudententätigkeit,  Projekte  über die Hochschule oder Engagement in einem studentischen Verein helfen relevante Erfahrung zu sammeln.“
  • "Meines Erachtens ist es äußerst wertvoll ein Praktikum im ausgewählten Schwerpunkt zu absolvieren. Ich  würde  es jedem  Kommilitonen ans  Herz  legen. Durch  diese  Zeit werden  nicht  nur  die  bereits erlernten  Fähigkeiten  und theoretischen  Kenntnisse verfestigt, sondern  man  erlangt  die  Möglichkeit, diese in der Praxiswelt umzusetzen. Hierbei geht es nicht nur darum Theorie und Praxis zu verbinden oder  herauszufinden, ob  es  die  richtige  Wahl  des  Schwerpunktes  war, man  bekommt gegebenenfalls  zukunftsorientierte Perspektiven aufgezeigt oder findet bereits den zukünftigen Arbeitgeber. Kommilitonen, die  ebenfalls  gerne  regional  bleiben  würden, rate  ich  stets  die  zuständigen  Verbände  oder Kammern zu kontaktieren. Viele Unternehmen lassen sich dort für Praktikantenstellen vermerken und vermitteln gegebenenfalls sogar auf Nachfrage Kontakte mit den Unternehmen. Zudem sollte man einen  kleinen  Betrieb nicht  unbedingt ausschließen,  denn  dort kann  man  häufig  schneller integriert werden und die Einarbeitungsphase verkürzt sich dadurch."

Allen, die das Studium bis hierhin geschafft haben, wünsche ich nun viel Erfolg beim Verfassen der Bachelorarbeit.

Schönes Wochenende, bleiben Sie gesund.