Meine Lieblingsprofessoren

20.11.2020 / von Heiko Auerbach

Ich habe zwei „Lieblingsprofessoren“. Jeder kennt sie. Der eine ist Archäologe und sucht während seiner Freizeit - und davon scheint er viel zu haben - nach Artefakten und verlorenen Schätzen. Dabei begibt er sich oft in große Gefahr. Der andere ist Leiter der Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Münster und klärt Mordfälle auf. Wenn Professor Henry „Indiana“ Jones und Professor Karl-Friedrich Boerne gelegentlich auch mal eine Vorlesung geben, ist der Hörsaal stets randvoll. Sie werden von ihren Studenten mit Fragen gelöchert, und das Interesse ihrer Studis an dem, was sie lehren, scheint unermesslich zu sein. Daraus scheinen sie Kraft für ihre Forschung und weitere Vorlesungen zu beziehen. 
 
Was wäre, wenn diese Professoren nun dazu gezwungen wären, in ihrem Home Office zu sitzen und den ganzen Tag lang einen Monolog mit ihrem Computer zu führen, also Online-Vorlesungen abzuhalten? Ich weiß es: Indy hätte sich auf die erneute Suche nach der Bundeslade begeben und Boerne hätte noch mehr Verbrecher überführt.
 
Denn: im Home Office sitzen bis es draussen dunkel wird und fast nur seine eigene Stimme hören, ist wahrlich anstrengend und wenig inspirierend. Neulich habe ich mich dabei ertappt, im Supermarkt während des Einkaufs leise mit mir selbst zu reden. Zum Glück trug ich eine Maske, so dass mich keiner dabei sehen konnte.

Aber nun im Ernst: Von Professoren wird - auch in Zeiten der  Pandemie und der Online-Lehre - erwartet, dass sie Studis gut ausbilden und - mehr noch - inhaltlich und methodisch begeistern (!). Das kann aber nur funktionieren, wenn Sie - unsere Studentinnen und Studenten - sich begeistern lassen! Machen Sie aktiv mit  - auch online. Verbergen Sie sich nicht hinter ausgeschalteten Webcams und schweigen Sie nicht die ganze Zeit. Sie können sich verbal äußern und den Chat nutzen. Wer von Ihnen in einer Band Musik macht oder Sport treibt, weiß, wie wichtig es ist, vom Publikum unterstützt und von Fans angefeuert zu werden. 
 
Unsere Hochschule legt großen Wert auf das, was man als „Qualität der Lehre“ bezeichnet. Daher gibt es ja auch regelmäßig Lehrevaluationen. Sie müssen aber wissen: Qualität ist niemals eine Einbahnstrasse. Qualität entsteht in der Lehre - so wie bei anderen Dienstleistungen auch - durch Interaktion. Wenn Sie von Ihren Professoren (mit Recht) Qualität erwarten, müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass auch Sie eine Verantwortung haben, zu ihrem Entstehen beizutragen.
 
Schönes Wochenende.